07.04.2023
Nachhaltige Outdoorbekleidung. In dem dritten Teil unserer Nachhaltigkeitsreihe zeigen wir dir, was du machen kannst und auf was es ankommt, wenn das Produktleben deiner Sportbekleidung endgültig vorbei ist.
Eine neue Jacke ist schnell gekauft, wenn die alte ein Loch hat, sich hartnäckiger Schmutz festgesetzt hat oder einfach die Farbe nicht mehr en vogue ist. Dieser ganz und gar nicht nachhaltige Spaß am Neukauf ist wohl menschlich, stellt unsere Umwelt und damit auch uns selbst jedoch vor gravierende Probleme.
Durch einen bedachten Kauf von Outdoorsport-Kleidung kann ein wichtiger Schritt in Richtung Umweltschutz getan werden. Ein sehr einfacher Schritt, der direkt umgesetzt werden kann, wenn dein Ego mal wieder etwas Neues im Kleiderschrank haben will. Ein starker Wille allein reicht jedoch in dieser Dilemma-Situation nicht aus, um wirklich etwas zu ändern.
Darum haben wir uns Gedanken gemacht, welche weiteren Maßnahmen es gibt und umgesetzt werden können, nachdem nachhaltige Outdoorbekleidung in Benutzung war. So kann der Umwelt sowie benachteiligten Menschen geholfen werden.
Die Themen im Überblick:
- Entsorgung im Hausmüll nach dem Gebrauch – Warum hier Vorsicht angebracht ist
- Rücknahme gebrauchter Outdoorbekleidung
- Nachhaltige Outdoorbekleidung: Wenn das zweite Leben beginnt
- Kleider-Spenden an Hilfsbedürftige
- Nachhaltige Outdoorbekleidung: Warum nicht einfach tauschen?
- Upcycling - Oder: Pimp deine olle Outdoorklamotte wieder auf
- Die Königsdisziplin: Recycelbare, nachhaltige Outdoorbekleidung
- Noch ein Schritt weiter: Bio-Recycling für nachhaltige Outdoorbekleidung
* * * * *
📌 Teil 1: Nachhaltige Outdoorbekleidung. Im ersten Teil unserer Nachhaltigkeitsreihe haben wir aufgeführt, auf was du VOR dem Kauf achten solltest.
📌 Teil 2: Nachhaltige Outdoorbekleidung. Im zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitsreihe zeigen wir, was du WÄHREND der Nutzung tun kannst, um dein Produkt länger zu nutzen.
* * * * *
Einstellungssache: Nachhaltige Outdoorbekleidung
Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace weisen mit atemberaubenden Studien-Ergebnissen schon seit langem warnend darauf hin, Kleidung für eine möglichst lange Lebensdauer zu kaufen und diese selbst zu reparieren.
Denn die Produktion von Kleidung verbraucht viel Energie und Wasser. Zum Färben, Drucken und Waschen von Textilien werden unzählige gefährliche Chemikalien eingesetzt.
Was können wir also tun, damit die Umwelt, in der wir uns so gerne bewegen, erhalten bleibt?
Entsorgung im Hausmüll nach dem Gebrauch - Warum hier Vorsicht angebracht ist
Fragt man bei den Herstellern nach, hört man häufig, dass nicht mehr brauchbare Kleidung oder Schuhe – sofern diese nicht anders weiterverwendet werden können (siehe unten) – in den Hausmüll gehören.
Das klingt auf den ersten Blick etwas befremdlich, doch zumindest in Deutschland ist dann eine kontrollierte Verbrennung mit Abgasfiltern gewährleistet.
Doch oft genug landet etwa eine gebrauchte Membranjacke über diverse Sammelkanäle in Drittländern. Und dann wird es gefährlich, wie eine Laboranalyse des unabhängigen Instituts Warringtonfire Frankfurt GmbH 2019 festgestellt hat.
Vor allem bei der unkontrollierten Verbrennung von PTFE-Membranen (also etwa Gore-Tex) konnten hoch toxische Fluss- und Salzsäuren nachgewiesen werden. Und da weltweit (noch) rund 50 Prozent der Altkleider eben auf solchen wilden Deponien vernichtet werden, haben wir durchaus auch eine Verantwortung für die Entsorgung unserer Outdoorbekleidung mit solchen Membranen.
Welche anderen Möglichkeiten gibt es?
Rücknahme gebrauchter Outdoorbekleidung
Eine Vielzahl an Outdoor-Herstellern nehmen mittlerweile auch Kleidungsstücke an, die nicht mehr zu reparieren sind. So kann Recycling im großen Stil stattfinden und einen spürbaren Effekt hinterlassen.
Patagonia, Peak Performance, Pyua oder Vaude sind nur einige Beispiele von Firmen, die mittlerweile einen solchen Service anbieten und so den Kreislauf schließen wollen.
Nachhaltige Outdoorbekleidung: Wenn das zweite Leben beginnt
Wegwerfen verhindern. So muss der Grundsatz für nachhaltige Outdoorbekleidung lauten, die ausgemustert werden soll. Wenn es ein rein optischer Grund sein sollte, der dich zum Aussortieren bewegt, lohnt sich ein Gebrauchtverkauf. Denn was dir nicht mehr gefällt, gefällt vielleicht jemand anderem. Re-Use, Second Use oder Secondhand nennen sich diese Einrichtungen auf Neudeutsch.
Online-Portale wie Vinted oder diverse Gruppen in sozialen Netzwerken bieten eine tolle Möglichkeit neue Besitzer*innen mit deiner gebrauchten Outdoorbekleidung glücklich zu machen.
Zudem bereiten immer mehr Hersteller gebrauchte Ware wieder auf. Mit einer eigenen Plattform für zurückgegebene Ware macht zum Beispiel Decathlon einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Second Use nennt sich die Initiative des Outdoorsport-Experten. Hier kann Second-Hand-Ware, die etwa von einem anderen User zurückgeschickt wurde, zu einem günstigeren Preis erstanden – und damit vor der Mülltonne bewahrt werden. Immer einen Klick wert, bevor Du Dir ein neues Teil zulegst.
Mehr zu Second Use.
Kleidungs-Spenden an Hilfsbedürftige
Ob es die Altkleider-Sammelstellen in der Nachbarschaft oder Hilfsprojekte für Geflüchtete und Kriegsopfer sind. Deine aussortierten Kleidungsstücke können anderweitig eine Welt verändern und Menschen glücklich machen. Gemeinnützige Organisationen, die sich um Kleiderspenden kümmern, die tatsächlich ankommen, sind das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas oder FairWertung.
Hier lohnt es sich auch mit lokalem Bezug die Suchmaschine anzuwerfen und sich im nahen Umfeld schlauzumachen. Häufig bieten hier kirchliche Träger die Möglichkeit, gebrauchte Bekleidung für einen guten Zweck abzugeben.
Unser Tipp: Wenn schon Container, dann bei gemeinnützigen Organisationen und nicht bei beliebigen gewerblichen Sammlern abgeben.
Eine verlässliche Adresse um gebrauchte Kleidungsstücke zu spenden, ist etwa die Deutsche Kleider-Stiftung. Online findet ihr hier eine simple Anleitung und die Möglichkeit, Kleidungs-Sammelstellen in eure Nähe zu finden. So kommen gebrauchte Kleidungsstücke dort an, wo Menschen sie dringend brauchen. Die Paketsendungen sind kostenlos und werden beispielsweise an Menschen in der Ukraine oder anderen Krisengebieten weitergeleitet.
Mehr zu Deutsche Kleiderstiftung
Der Dachverband FairWertung e.V. ist der bundesweite Zusammenschluss gemeinnütziger Organisationen, die gebrauchte Textilien sammeln. Seit 1994 setzt sich FairWertung für die Stärkung gemeinnütziger Kleidersammlungen, Transparenz auf dem Altkleidermarkt und einen verantwortlichen Umgang mit den gespendeten Textilien ein. Auf der Seite Altkleiderspenden lassen sich die FairWertung-Abgabestelle in deiner direkten Nähe recherchieren.
Nachhaltige Outdoorbekleidung: Warum nicht einfach tauschen?
Das Kletterhobby an den Nagel gehängt, jetzt aber mit dem Skitouren angefangen? Die Ausrüstung ist noch top, aber im Tiefschnee sind die Kletterschuhe und das Chalkbag dann doch nicht so hilfreich. In solchen Fällen kannst du dich nach Tauschbörsen umschauen.
Eine tolle Möglichkeit, andere Menschen mit deinen gebrauchten Gegenständen glücklich zu machen. Mit etwas Glück kommen zudem noch spannende Bekanntschaften, Gespräche und ein Second-Hand-Schnäppchen dazu.
Upcycling - Oder: Pimp deine olle Outdoorklamotte wieder auf
Du suchst an einem regnerischen Sonntag ein Projekt, das deine Kreativität fordert? Dann nichts wie los: die alten Wanderschuhe oder löchrigen Regenjacken aus den Kisten gekramt und Neues schaffen. So können Ressourcen gespart, Müll vermieden und neuen Lieblingsstücken Leben eingehaucht werden.
Die DAV Sektion München und Oberland zum Beispiel hat hierzu auf ihrer Website sogar Anleitungen veröffentlicht. Hier findet ihr Beschreibungen zur Herstellung von Geldbeuteln, Chalkbags, Einkaufstaschen und vielem mehr. Lasst euch inspirieren.
Wie kann ich einer alten Regenjacke zu einem neuen Leben verhelfen? Eine kleine nennenswerte Inspiration haben wir hierzu im Netz entdeckt. Auf dieser C&A-Website gibt es eine ausführliche Anleitung, wie aus einer alten Regenjacke eine Abdeckung für einen Topf gemacht wird. So halten Lebensmittel länger und die Regenjacke landet nicht im Müll. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir finden´s klasse.
Unsere top Gründe für Upcycling:
- Müll vermeiden und Ressourcen sparen
- Neukauf vermeiden und Geld sparen
- Verbindet mit Freunden und macht Spaß
- Lass deiner Kreativität freien Lauf
- Mit einem Upcycling-Produkt Zeichen setzen und ins Gespräch kommen
Die Königsdisziplin: Recycelbare, nachhaltige Outdoorbekleidung
Das ein oder anderen Kleidungsstück, das intensiv genutzt wurde, lässt keinen Spielraum für Diskussionen. Riesige Löcher, großflächig ausgedünnter Stoff oder ungesunde Beschädigungen wie spröde Zwischensohlen bei Wanderschuhen. Die Diagnose ist klar: Unbrauchbar.
Wir sprechen hier nicht von der Herstellung aus recycelten Fasern o.ä., sondern vom Recycling des Bekleidungsstücks selbst. Das wird ganz gern mal verwechselt.
Kreislaufprojekte sind nicht ganz neu
Es gab immer wieder Initiativen einiger Hersteller, den Kreislauf nach dem Gebrauch wieder zu schließen. So hat es Vaude bereits 1994 mit dem Ecolog-Projekt versucht. Zu schön wäre es, Outdoor-Bekleidung aus Polyester oder Nylon nach Gebrauch (immer) wieder zu einem neuen Kleidungsstück zu recyceln.
Aber erstens war die Resonanz seitens der Kunden sehr bescheiden und zweitens ist es technisch quasi nicht möglich, eine Outdoorjacke wieder in seine Bestandteile zu zerlegen. Man denke da nur an laminierte Membrane und anderes. Und selbst wenn, wäre es derzeit wirtschaftlich nicht interessant.
Auch der eco-faire Hersteller Bleed Clothing machte sich Gedanken über die Rücknahme von Bekleidung und wollte Sammelstellen einrichten. Doch die Mindestabnahme eines zu füllenden Überseecontainers – in den mehrere tausend Kleidungstücke passen – führte das Projekt ad absurdem.
Fazit: Der „Closed Loop“ für nachhaltige Outdoorbekleidung bleibt bislang noch eine Fiktion.
Die technischen Voraussetzungen definieren die Lösung
Was gebraucht wird ist eine machbare Lösung für alle. Eine gangbare Möglichkeit ist etwa das Recycling von Bekleidung aus Polyester wie es der Membranhersteller Sympatex propagiert. Das setzt allerdings voraus, dass alle Einzelteile aus Polyester, bestehen. Also auch die Reißverschlüsse, die Tapes, die Zipper etc.
Denn das Trennen verklebter, laminierter oder vernähter anderer Materialien ist viel zu aufwendig und im großen Stil nicht möglich. Eine Ausnahme wären Knöpfe aus Metall, denn diese lassen sich per Magnet leicht herausfiltern.
In den nächsten Jahren wird viel Bewegung in diese Angelegenheit kommen, denn das EU-Recht schreibt verstärkt recycelfähige Produkte vor. Lösungen gibt es bereits, wir müssten sie nur umsetzen.
Noch ein Schritt weiter: Bio-Recycling für nachhaltige Outdoorbekleidung
Die neuen Vorschriften motiviert innovative Firmen wie den französischen Recycling-Spezialist Carbios neue Wege zu gehen. Die Lösung: Bio-Recycling von PET (Polyethylenterephthalat). PET ist eine Art von Plastik, das meist in Flaschen und Verpackungen in der Lebensmittelindustrie und in der Kosmetikindustrie zum Einsatz kommt.
Zwei Drittel des weltweiten PET-Verbrauchs entfallen jedoch auf Polyesterfasern für Textilien, Kleidung und Sportbekleidung. Carbios sammelt Textilabfälle, verarbeiten sie und ist in der Lage, Polyesterfasern mit den gleichen Qualitäten wie neu synthetisierter Polyester zu produzieren. Mit im Boot sitzen derzeit die Schuh- und Sportswear-Hersteller On, Patagonia, Puma und Salomon.
Der richtige Schritt zum echten Recycling für eine nachhaltige Outdoorbekleidung. Wir werden diese Entwicklung weiter beobachten.
* * * * *
📌 Teil 1: Nachhaltige Outdoorbekleidung. Im ersten Teil unserer Nachhaltigkeitsreihe haben wir aufgeführt, auf was du VOR dem Kauf achten solltest.
📌 Teil 2: Nachhaltige Outdoorbekleidung. Im zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitsreihe zeigen wir was du WÄHREND der Nutzung tun kannst, um dein Produkt länger zu nutzen.
- Anmelden oder Registieren, um eigene Kommentare verfassen zu können