Langlaufstock, der keine Wünsche offen lässt
Vorteile
- sehr leichtes Carbon-Material
- minimale Durchbiegung in der Schubphase
- Griff liegt sehr gut in der Hand
- Tellerwechsel geht sehr einfach und ohne Werkzeug
- Verschiedene Teller-Varianten erhältlich
Nachteile
- Keine Größenbeschreibung der Handschlaufe
Bewertung
Spricht man von der Langlaufausrüstung, denken die meisten Leute zuerst an den Ski, dann an den Schuh, der Stock führt meist ein gewisses Schattendasein. Dabei ist der Stock elementar wichtig, um die Kraft aus den Armen in den Schnee zu übertragen. Liegt der Stock unangenehm in der Hand führt das schnell zu Druckstellen und Blasen, sodass der Spaß am Langlaufen schnell in den Hintergrund tritt. Aus diesem Grund ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, sich mit dem Thema Langlaufstock ausführlich zu befassen, bevor man sich einen neuen Stock zulegt.
Da kam es gerade recht, dass ich von OUTSIDEstories den Stock der Firma Swix mit der Bezeichnung "Quantum Two" zum Testen bekommen habe. Der Quantum Two ist ein sehr leichter Carbon-Stock, der auch für Renn-Einsätze konzipiert ist. Parallel durfte ich auch das "Einsteiger-Modell" Quantum Three testen, welcher sich hauptsächlich durch das geringfügig höhere Gewicht unterscheidet. Griff und Skiteller sind identisch.
Griff:
Der Swix Quantum Two kommt mit einem sehr angenehm zu greifenden Korkgriff daher. Der Griff ist sehr gerade designed, hat keine Ecken oder Kanten die störend wirken könnten. Ein wichtiges Element des Griffes sind auch die Stockschlaufen. Diese sind beim Quantum Two austauschbar und in verschiedenen Größen erhältlich. Dem von mir getesteten Stock waren die Schlaufen in Größe M beigelegt, was allerdings für meine Handgröße schon sehr knapp bemessen war (ich habe Handschuhgröße 9). Das ist eigentlich auch der einzige Nachteil, den ich ausmachen konnte: Ich habe im Internet keine Übersicht gefunden, welche Schlaufengröße zu welcher Handschuhgröße korreliert. Also hier der Hinweis: Bei Handschuhgröße 9 lieber Schlaufengröße L verwenden. Wie bereits erwähnt kann die Stockschlaufe ausgewechselt werden (zum Entfernen der Schlaufe vom Griff muss das beigelegte Werkzeug oder ein schraubenzieherähnlicher Gegenstand verwendet werden), was allerdings nur selten notwendig sein sollte. Die Schlaufen haben einen breiten Klettverschluss-Riemen der auf dem Handrücken geschlossen wird, in der Innenhand ist ebenfalls reichlich, aber nicht störendes Material verarbeitet. Außerdem sind die Schlaufen asymmetrisch geschnitten, man muss also zwischen dem linken und rechten Stock unterscheiden. Für den Freizeit-Läufer ist diese Information natürlich nicht so entscheidend, z.B. für Biathleten ist dies allerdings sehr wichtig, da der Stock ja für die Schießeinlagen aus der Hand gelegt werden muss oder auch im Rahmen eines Stockbruches der Ersatz-Stock mit der passenden Handschlaufe gereicht werden muss. In der Abdruck-Phase, wenn sich also der Arm maximal hinter dem Körper befindet, sollte sich der Stock in direkter Verlängerung zum Arm befinden. Hierzu ist es sehr wichtig, dass der Griff im oberen Bereich die entsprechende Form besitzt, sodass diese Bewegung auch durchführbar ist. Der Swix Quantum Two macht diese Bewegung ohne jegliche Einschränkung mit und ist auch in dieser Phase gut kontrollierbar. Das gefällt mir sehr gut!
Stockschaft:
Der Stockschaft des Swix Quantum Two besteht aus sehr leichtem Carbon (66g/m) und ist sehr Biegesteif. Dadurch geht nur wenig Kraft zwischen Arm und Schnee verloren. Selbst ein simulierter Start mit Doppelstockschüben, bei dem nahezu das komplette Körpergewicht auf die beiden Stöcke verteilt sind, quittiert der Stock mit direktem Übertragen auf den Schnee, die Durchbiegung ist nur minimal und nicht spürbar. Hier unterscheidet sich ein ordentlicher Carbonstock übrigens von einem evtl. preiswerterem Alu-Stock, der in so einem Fall eine deutlich stärkere Durchbiegung erfährt wodurch einiges an Kraft verloren geht.
Der Durchmesser des Schafts sind ca. 16mm im Griffbereich, ca. 10mm im Tellerbereich. Gerade im Tellerbereich bekommt der ansonsten gerade Stockschaft noch ein paar "Schlenker" und Kerben, die aufgrund der Tellerbefestigung notwendig sind bzw. den Tellerwechsel erleichtern.
Teller:
Beim ersten auspacken des Quantum Two sind mir sofort die sehr kleinen Teller aufgefallen. Ich hatte da schon die Befürchtung, dass diese nur für eher harte Spuren geeignet sind, bei weicherem Schnee aber zu sehr einsinken und dadurch der Spaß am Laufen getrübt wird. Ein kurzer Blick in die beigefügten Informationen hat ausgereicht um zu erkennen, dass es von Swix unterschiedliche Tellerformen gibt. Von Sommer-Spitzen ohne Schneeteller über eine sehr kleine ("Carbon Claw") und eine mittlere ("Carbon Leaf") Tellergröße zu der größten Größe ("Carbon Paw Large 97"), die für extrem weichen Schnee notwendig ist. Im Rahmen meines Tests war die Spur nicht gerade eisig, die Schneetemperatur lag bei ca. -2°C. Obwohl die Lufttemperatur im Laufe des Tages schon nahe an die +10°C heranging und die Strecke schon etwas weicher wurde, war die Verwendung des Carbon Leaf Tellers (mittlere Größe) dennoch problemlos.
Besonders begeistert war ich vom Tellerwechsel. Bisher bedeutet für mich ein Tellerwechsel immer: Stock im Wasserbad erhitzen, damit der Kleber weich wird, dann den Teller/Spitze abziehen, Kleberreste vom Stock entfernen, neue Spitze mit Kleber versehen und beim Anbringen an den Stockschaft peinlich genau darauf achten, dass die Spitze bzw. der Teller richtig ausgerichtet sind. Aufwand: ca. 15 Minuten. Also ein Thema, das man nur ungern auf sich nimmt...insbesondere einfach mal so den Teller zu wechseln, weil die Strecke heute vielleicht ein bisschen weicher ist, hätte ich mir bisher nicht vorstellen können. Jetzt kommt da aber Swix mit dem Triac Basket System (TBS) um die Ecke, und dafür muss man die Entwickler bei Swix einfach nur loben! Der Tellerwechsel geht ohne Werkzeug und ohne Kleber innerhalb von einer Minute: Einfach die Schraube an Stockteller von Hand lösen, Spitze abziehen, neue Spitze aufsetzen (Richtung in der Nut beachten!) Schraube wieder festziehen - fertig. Geht also sehr einfach und schnell, aufgrund der Nut ist der Teller genau richtig ausgerichtet. Für mich wäre allein diese Möglichkeit ein Grund, diese Stöcke zu kaufen.
Fazit:
Der Swix Quantum Two wendet sich an den Renn-orientierten Langläufer, dabei ist es egal, ob in der klassischen oder der freien Technik. Gegenüber dem "Einsteigermodell" Quantum Three ist der Quantum Two geringfügig leichter, liegt sehr gut in der Hand und ist daher sehr zu empfehlen. Der Tellerwechsel hat mich ebenfalls überzeugt und am wichtigsten empfinde ich die geringe Durchbiegung und dadurch sehr gute Kraftübertragung des Stocks. Nach diesem Test habe ich nun 2 kleinere "Probleme": Ich kann meine bisherigen Aluminium-Stöcke nun nicht mehr verwenden, nachdem ich im Test gemerkt habe, wie großartig so ein Carbon-Stock sein kann. Dadurch kommt das zweite "Problem" zum Vorschein: Ich stehe nun vor der Entscheidung, ob ich mir lieber den Quantum Three oder den Quantum Two zulege...Falsch liegen werde ich mit keinem dieser Stöcke.