Foto: BenMoon JTree | Quelle: Black Diamond Equipment
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Ratgeber: Mobile Sicherungen

Mobile Sicherungen. Ob Friends, Stopper, Hexentrics, Sanduhrenschlingen oder Schlaghaken – der Markt für mobile Sicherungsgeräte ist groß und vielfältig. Damit ihr bei eurem erstes Kletterabenteuer in weniger gut gesicherten Routen souverän unterwegs seid, hilft euch unser Ratgeber: mobile Sicherungsgeräte.

Dank unserem Ratgeber hängst du nicht blindlings am Haken: Wir liefern dir alle wichtigen Tipps und Infos rund um mobile Sicherungen. Und wenn du noch mehr darüber wissen möchtest: auf OUTSIDEstories findest du eine Menge authentischer Erfahrungen aus unserer Community – zu verschiedenen Modellen, von allen gängigen Herstellern und inklusive Preisvergleich. 

Und falls du noch mehr Infos zu Kletterausrüstung suchst - hol die unseren Gratis-Ausrüstungsratgeber #2 zum Download - mehr dazu am Ende dieses Posts.

Mobile Sicherungen. Eine Frage des Stils?

Mobile Sicherungen
Je nach Art des Felsspalts brauchst du eine andere mobile Sicherung. Foto: unsplash

Welcher Kletterer stand nicht schon einmal vor einer einsamen Wand und dachte sich: „Die will ich durchsteigen!“ Doch leider findet sich weit und breit kein (Bohr)Haken, der einem die Kletterei ermöglichen würde. Für Wände mit sehr weiten Hakenabständen oder gar keinen Haken, gibt es mobile Sicherungsmittel wie Friends, Keile, Schlingen und Schlaghaken.

Mit ihnen werden sowohl Standplätze als auch Zwischensicherungen gebaut, sie ersetzen in diesem Fall Bohrhaken. So unterschiedlich ihre Anwendung ist, eines haben sie alle gemeinsam: Sie brauchen Strukturen im Fels, um positioniert zu werden. Eine extrem glatte Platte ohne Felsstrukturen bietet auch den kleinsten Sicherungsmitteln keinen Halt.
 

Das sagt Produkt- Tester Daniel R. über seinen PETZL Rad Line 6mm - Reepschnur: "Ultraleichte Schnur, u.a. zum Abseilen auf Solohochtouren." Er hat das Produkt selbst getestet, ist Mitglied bei OUTSIDEstories und ausgewählter ProduktScout im Produkttester*innen-Team.


Der Einsatz von mobilen Sicherungen beschränkt sich für viele Kletterer nicht auf die Abwesenheit von Bohrhaken. Trad- oder Clean-Climbing (Trad kommt von Traditional), also das Klettern nur mit mobilen Sicherungsmitteln ist ein eigener Stil, der sich zum einen auf die Zeit der Kletterpioniere zurückbesinnt (damals gab es nur geschlagene Haken und Schlingen) und zum anderen eine größere Freiheit erlaubt, da du deine Route nicht von einer Reihe von Bohrhaken abhängig machen musst.

Daneben gibt es aber auch viele Kletterer, die weite Hakenabstände in alpinen Routen mit Friends, Keilen & Co. überbrücken wollen.

Mobile Sicherungen: Vor- und Nachteile

Wer sich dafür entscheidet, sich nicht mehr nur auf Bohrhaken zu verlassen, braucht zunächst mal einen dicken Geldbeutel: Ein Friend kostet rund 30-60 Euro, ein Satz kostet damit schnell mal ein paar Hundert Euro, ein Sortiment Keile zudem schlägt mit 50-100 Euro zu Buche. Mit diesem Equipment am Gurt ziehst du los und stopfst die Friends und Keile in Felslöcher und Risse. Das Prinzip kennst du aus der Zeit als Baby: Kleines Spielzeug für kleine Löcher, großes Spielzeug für größere Löcher.

Etwas komplexer ist die Materie dann allerdings schon: Du brauchst Übung und Fachwissen – das lernst du nicht in der Kletterhalle, sondern nur draußen beim Trial & Error oder – besser – in einem Kurs. Fähigkeiten, die du dir beispielsweise antrainieren musst:

Augenmaß – welches mobile Sicherungsmittel welcher Größe passt zur jeweiligen Felsstruktur? Wie sichere ich eine Route richtig ab? Und natürlich: Welche Linie ist die Richtige? Wenn keine Bohrhaken mehr den Weg vorgeben und du quasi frei entscheiden musst/kannst, welche Linie du wählst, solltest du einen guten Blick dafür entwickeln.

Die Vorteile: Die Möglichkeit, einer neuen, ungeahnten Freiheit im Klettern. Und wer die mobilen Sicherungsmittel zur Unterstützung in „gebolteten“ Touren (engl. Bolts für Bohrhaken) verwendet: Ein Plus an Sicherheit.

Was gibt es für mobile Sicherungen?

Auf den Spuren der Pioniere: Schlaghaken

Schlaghaken besitzen keilförmige Spitzen und werden in Risse oder Löcher geschlagen. Durch das Hineinschlagen verklemmen sie sich im Riss. Sie waren die ersten und einzigen Sicherungen vor der Erfindung der Stopper durch den Patagonia-Gründer Yvon Chuinard in den 80ern. Die Haken gibt es in unterschiedlichen Längen und Materialsorten.

Wichtig: Schlaghaken verursachen immer Schäden am Fels, zudem braucht das Anbringen und Herausziehen länger, als bei anderen Sicherungen. Wo möglich, kommen stattdessen Keile und Friends zum Einsatz.

Von Kindsköpfen und Sanduhren: Schlingen

Schlingen und Reepschnüre werden weltweit als mobile Sicherungsmittel eingesetzt. Am häufigsten verwendest du diese Art bei Sanduhren sowie Felsköpfen (darüber/herum legen und abbinden). Sie sind einfach anzubringen und bieten je nach Felsstruktur sehr hohe Haltekräfte.

TIPP: Kennst du schon unseren OUTSIDEstories-Unterwegs-Teil?
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In Gebieten wie dem Elbsandstein darfst du Zwischensicherungen nur mit Schlingen und Knoten anlegen, was zu besonders ausgefeilten Knotensystemen führt, die Namen wie „Kindsköpfe“ tragen und faustgroß sind.

Stoppen den Fall: „Stopper“

Mobile Sicherungen
Keile finden den besten Halt in v-förmigen Rissen im Fels. Foto: Lost Arrow Climbing Division

 

  • Stopper (oder Keile) gibt es heute in den unterschiedlichsten Formen: Hexagonal aufgebaut oder als Trapez, mit Rundungen oder geraden Kanten.
  • Und es gibt sie in verschiedenen Größen: Von faustgroß bis hin zu der Größe eines Fingernagels.
  • Besonders bei sehr kleinen Keilen muss man aufpassen: Sie vertragen oft nicht die Kräfte, die bei einem Sturz auftreten und sind daher nur zur Fortbewegung (beim technischen Klettern) geeignet.

Allen Keilen ist gemein, dass sie einen eng zulaufenden Spalt benötigen, um zu funktionieren: Sie werden in den weiten Teil des Spaltes eingesetzt und dann so weit nach unten gezogen, bis sie klemmen.

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Freunde für’s Leben: Friends

Mobile Sicherungen
Friends eignen sich für parallele Risse im Fels. Foto Wild Country

Auch Friends gibt es in verschiedenen Größen und Formen. Ihr wichtigster Pluspunkt gegenüber Keilen: Sie können auch in parallelen Rissen verwendet werden. Dazu bestehen sie aus mehreren halbkreisförmigen Scheiben am Kopf, die wie ein Regenschirm gespannt sind. Über einen Schnürzug werden die Scheiben zurückgezogen, dann der Friend in den Riss geschoben und aufgespannt. So klemmt er.

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Mobile Sicherungen: Was ist nützliches Zubehör an deinem Gurt?

Zwei Werkzeuge sollten nicht am Gurt eines Trad-Kletterers fehlen: Hast du Schlaghaken dabei, brauchst du einen Hammer, um die Nägel in den Fels zu bekommen. Am besten hängst du ihn mit einer dünnen Reepschnur an den Gurt. Wer Friends und/oder Keile einsetzen möchte, nimmt einen sogenannten Klemmkeilentfernern mit. Er hilft weiter, falls sich der Keil oder Friend zu tief in einen Riss verzogen hat oder zu fest klemmt.

Mobile Sicherungen. Tipps für deine Karriere als Trad-Kletterer

  1. Üben: Wer das erste Mal Keile oder Friends legt, sollte nicht gleich in die schwerste Tour einsteigen. Besser, du suchst sich eine einfache Route mit Haken und legst dazwischen eigene Friends und Keile.
     
  2. Lernen: Es reicht nicht, einfach einen Friend oder Keil in einen Riss zu bekommen, die richtige Lage und die Beurteilung der Felsqualität rund um das Sicherungsmittel sollten ebenfalls zum Wissensrepertoire gehören. Kurse oder erfahrene Seilpartner helfen hier weiter.
     
  3. Mit Maß und Ziel: Eine etwas spärlicher abgesicherte Mehrseillängenroute mit Big Wall-Ausrüstung anzugehen ist genauso kontraproduktiv, wie wenn nur zwei kleine Keile am Gurt hängen. In der Regel hast du einen Satz Keile (Größen 2-11) sowie 3-5 Friends in den mittleren Größen dabei. Dazukommen noch ein paar Schlingen für Sanduhren. Das reicht in der Regel, um schlecht abgesicherte Alpinrouten sicher zu klettern.
    Übrigens: Tipps zum benötigten Material in einer Route findet man in der Regel im Topo.
     
  4. Sich Zeit nehmen: Eine Route selber abzusichern dauert lange. Du solltest deshalb genug (= mehr als bei Plaisir-Routen) Zeit einplanen.
     
  5. Feedback einholen: Bist du dir unsicher, solltest du den Nachsteiger fragen, wie er die Sicherungsmittel vorgefunden hat. Waren sie durch die Seilbewegung bereits locker oder viel zu fest? Gab es Änderungen in der Lage? Als Nachsteiger kannst du auch mal seine Kamera zücken und ein Foto davon machen.

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Was kostet eine mobile Sicherung?

Der Preis von mobilen Sicherungen hängt ganz von der Marke und des jeweiligen Modells ab. Achte hierbei jedoch nicht nur auf den Preis, sondern auf die Technologien und für welchen Zweck du die mobile Sicherung benötigst, denn es geht um deine Sicherheit.

Je nachdem für welche mobile Sicherung du dich entscheidest, reicht die Preisspanne von 10 bis 450 Euro. Nutze auch den tagesaktuellen Preisvergleich von OUTSIDEstories. 

 

Wo kannst du eine mobile Sicherung kaufen?

Einige Online-Fachhändler führen eine große Auswahl an verschiedenen mobilen Sicherungen. Du kannst sie aber auch in nahezu allen Sportfachgeschäften erwerben. Wir empfehlen dir, darauf zu achten für welchen Zweck du die jeweilige mobile Sicherung benötigst und dich dementsprechend darüber zu informieren.

Über den Preisvergleich in den Bewertungen, der auf OUTSIDEstories getesteten mobilen Sicherungen, kannst du herausfinden, bei welchem Online-Händler dein bevorzugtes Modell vorrätig ist.

Hier einige ausgewählte Onlinehändler, die ein großes Angebot an Kletterausrüstung bieten:

➡️ Bergfreunde

➡️ Bergzeit

➡️ Decathlon

➡️ Kletterbude

➡️ Vertical Extreme

 

 

 

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