11.09.2024
Thema Membranen. Vor rund 40 Jahren erfand der amerikanische Ingenieur und Wissenschaftler Bob Gore eine wasserdichte und gleichzeitig „atmungsaktive“ Membran. Sie schützt zuverlässig vor Regen, Sturm und Schnee und lässt zudem den aktiven Outdoorer nicht im eigenen Saft schmoren.
Durch den Einsatz dieser Membranen hat sich der Outdoormarkt seit den 1980er Jahren revolutioniert. Doch nicht alle Membranen funktionieren auf die gleiche Art und Weise. Hier wollen wir einmal kurz über die Mythen von Membranen in Jacken, Hosen, Schuhen und Handschuhen aufklären und zeigen, worauf es wirklich ankommt.
Die Membran-Jacke wurde zum Synonym für den veralteten Begriff – wörtlich wie auch technisch – der Regenjacke. Regenjacken sind toll. Sie sind so konzipiert, dass sie Regen und Schnee sowie jegliche andere Feuchtigkeit und Flüssigkeit von außen abhalten. Allerdings gilt dies auch für jegliche Feuchtigkeit von Innen. Wenn du dich bewegst produziert der Körper unweigerlich Schweiß. Wenn dieser verdunstet, wird dadurch der Körper gekühlt.
Allerdings muss dieser entstehende Wasserdampf vom Körper weggeleitet werden, um den Körper vor dem Auskühlen zu schützen. Eine Regenjacke – in der Funktionsweise vergleichbar mit einer Plastiktüte – kann diese Funktion nicht erfüllen. Mit der Einführung der wasserdichten und atmungsaktiven Membranen – erstmals 1976 in einer Jacke – wurde der Outdoormarkt revolutioniert. Seitdem ist der Run auf diese Hightech-Jacken ungebrochen.
Warum kommt Schweißdampf durch die Membranen - Regenwasser aber nicht?
Doch was steckt hinter diesem Mythos der hauchfeinen Membranen, die sogar dünner ist als ein menschliches Haar? Die "Mutter aller Membranen" ist jene aus ePTFE (expandiertes Polytetrafluorethylen), auch bekannt als Teflon. In einem komplizierten Prozess wird diese Membran gereckt, so dass im Prinzip mikroskopisch kleine Löcher entstehen.
Durch die Körperwärme im Inneren wird nun der Schweißdampf durch die winzigen Löcher gepresst. Im Vergleich dazu riesige Regenwassertropfen haben jedoch keine Chance durch die Löcher zu kommen. Du kannst dir das wie eine Hecke vorstellen, bei der auf der einen Seite der Rauch eines Feuers etwa vom Wind durch die Hecke geblasen wird - auf der anderen Seite schießt jemand einen Ball auf die Hecke (vergleichbar mit einem Regentropfen), der ohne Wirkung abprallt.
Deshalb haben sich Dreilagen-Konstruktionen im Hardcore-Einsatz bewährt
Eine Membran alleine macht aber noch keine Jacke – es gehören mehrere Komponenten dazu, damit der Schutz vor den Elementen perfekt funktioniert. Der Klassiker ist hier das 3-Lagen Modell, wie es heute in eigentlich jeder modernen Hardshelljacke und Hardshellhose verwendet wird.
Außenmaterial (erste Lage) eine dünne, empfindliche Membrane (zweite Lage) direkt auflaminiert. Zum Schutz gegen den aggressiven Schweiß und gegen Körperfette ist die Innenseite der Membran (zweite Lage) zusätzlich mit einer Polyurethanschicht (PU) überzogen. Für eine gute Haptik und ein angenehmes Tragegefühl ist die Jacken-/Hoseninnenseite mit einem Polyesterfutter (dritte Lage) überzogen.
Imprägnierung ist trotz Membranen elementar wichtig
Für eine perfekte Performance ist das Außenmaterial in der Regel mit einer hochwertigen DWR-Schicht (Durable Waterproof Repellence) imprägniert. Somit wird verhindert, dass sich der Oberstoff mit Wasser vollsaugen kann. Wenn sich Wasser auf der Membran sammelt, so wird die Atmungsaktivität um ein Vielfaches minimiert bis sie schließlich ganz zum Erliegen kommt. Dieser Effekt wird „Wetting Out“ genannt.
Auf der Innenseite staut sich die Feuchtigkeit und die Jacke/Hose fühlt sich klamm und nass an obwohl gar keine Nässe von außen eingedrungen ist. Daher empfiehlt es sich Hardshell-Produkte bzw. jegliche Produkte mit einer Membran in regelmäßigen Abständen zu imprägnieren. Während Wasser von außen die Wasserdampfdurchlässigkeit stark beeinflussen kann, so kann auch Verschmutzung von außen (durch Staub und Matsch) wie auch von Innen (Haare, Körperfette, etc.) den Prozess des Wetting Out’s verstärken.
Lies' dazu auch unsere ausführlichen Ratgeber zum Thema Imprägnierung von Bekleidung
► Ratgeber Imprägnierung
So lässt sich die Imprägnierung im Trockner auffrischen
Eine regelmäßige Maschinen- oder auch Handwäsche (Textiletikett beachten) hält die Membranfunktion aufrecht. Eine Fahrt im Trockner (aber Vorsicht: maximal 30 bis 40 Grad) unterstützt zudem die „Regeneration“ der DWR-Beschichtung.
Geübte können die Imprägnierung auch mit einem Bügeleisen wieder auffrischen. Das erfordert jedoch größte Vorsicht - sonst war´s das mit der teuren Membranjacke.
Sind PU-Membranen geeignete Alternativen zur PTFE-Membranen?
Neben der PTFE-Membranvariante gibt es noch zahlreiche weitere Membran-Arten, die ohne das aus ökologischen Gründen etwas in Verruf geratene PTFE auskommen. Sie bestehen zumeist aus recycelbarem PU (Polyurethane). Je nach Hersteller und dem Zusammenspiel aller Lagen sowie den verwendeten Testverfahren liegen die objektiven Werte der verschiedenen Membranvarianten sehr eng beieinander. Zumeist sind es subjektive Werte, die den Unterschied bemerkbar machen – auch wenn diese sehr häufig von außen durch Marketingmaßnahmen und persönliche Vorlieben stark beeinflusst werden.
Bekannte Marken von PU-Membranen sind etwa:
- Dermizax
- eVent
- HDry (vormals OutDry)
- Sympatex
- Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Wer wasserdichte Bekleidung mit einer Membrane sucht, wird von den großen, namhaften Herstellern in der Regel nicht enttäuscht. Selbst sogenannte Eigen-Membranen der Hersteller weisen einen sehr hohen Standard auf und können mit den großen Marken konkurrieren. Lediglich die Werte der Atmungsaktivität können abweichen. Allerdings ist diese „Atmungsaktivität“ alles andere als aktiv.
Einige Eigen-Membranmarken sind etwa:
- Ascentshell (Outdoor Research)
- Ceplex (Vaude)
- Drilte (Mountain Equipment)
- Drytech (Mammut)
- Ecoshell (Fjällräven)
- Futurelight (The North Face)
- H2No (Patagonia)
- Nanopro (Marmot)
- Powertex (Salewa)
- Texapore (Jack Wolfskin)
- Venturi (Schöffel)
- Und viele mehr. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Wieso unterstützen zusätzliche Belüftungen das Innenklima?
Wie bereits vorhin schon beschrieben, ist die Membran nur eine zusätzliche Hülle, durch die der Wasserdampf, durch das Temperaturgefälle nach außen diffundiert. Eine wirkliche Aktivität der Membran suchst du hier vergebens. Dafür sind viele Bekleidungsstücke wie Hardshelljacken und –hosen mit zusätzlichen Pit-Zips (Reißverschlüsse unter den Armen) oder Belüftungsreißverschlüssen entlang der Beinlänge ausgestattet, um vermehrt Wasserdampf an besonders beanspruchten Stellen direkt nach außen verdunsten lassen zu können. Daher werden oft auch Jacken- und Hosentaschen nur aus Mesh-Materialien gefertigt, um zusätzliche Entlüftungsmöglichkeiten zu schaffen.
Der neueste technische Clou ist es, die Membranen außen auf das Bekleidungsstück zu laminieren. Somit kann der Effekt des Wetting Out’s theoretisch erst gar nicht auftreten. Gleichzeitig müssen diese Kleidungsstücke nicht mehr separat imprägniert werden, da die Membran selbst das Außenmaterial ist.
Somit erhöht sich auch die Atmungsaktivität, da der Wasserdampf eine Lage weniger durchdringen muss. Gegen Schmutz und Abnutzung durch Reibung ist sie mit einer dünnen Schutzschicht überzogen. Viele Hersteller sehen in dieser Verarbeitung bereits die Zukunft der Membran-Technologie.
Was genau sind "Booties"?
Schwieriger als die Herstellung von Hardshelljacken und Hardshellhosen hingegen erweist sich die Produktion von wasserdichten und atmungsaktiven Schuhen und Handschuhen mit einer Membran. Dabei gibt es mittlerweile zwei Varianten, um die nahtreichen Accessoires durch den Einsatz einer Membran wasserdicht und atmungsaktiv zu machen. Der langjährige – und auch bis heute noch gängige – Lösungsansatz beruht auf dem Prinzip des Membran-Einsatzes, dem sogenannten „Bootie“.
Dabei wird der Schuh oder auch Handschuh separat vom Innenfutter gefertigt. So sind rein äußerlich dem Design quasi keine Grenzen gesetzt. Im Inneren wird dann der Membran-Bootie wie eine hauchdünne Socke eingenäht. Der Membran-Bootie ist ein separater Innen(-hand-)schuh der nach dem Fertigungsprozess in das fertige Produkt eingenäht wird. Membran und Außenmaterial liegen dabei nur lose aufeinander. Das funktioniert, ist aber suboptimal, da sich im Langzeiteinsatz zwischen Außenmaterial und Bootie Wasser ansammeln kann.
In einer zweiten, modernen Variante wird die Membran in einem speziellen 3D-Laminierungsprozess direkt mit dem Außenmaterial des (Hand-)Schuhs verbunden. Alle Nähte sind somit auf einen Schlag komplett abgedichtet. Auch (hand-)schuhinterne Polsterungen liegen damit innerhalb des durch die Membrane geschützten Bereichs. Gleichzeitig ist die Gefahr des Wetting Out’s auf ein Minimum reduziert, da sich zwischen Außenmaterial und Membran so gut wie kein Wasser ansammeln kann. Das macht sich auch sehr stark im Isolationsprozess bemerkbar. Dennoch sind beide Varianten komplett wasserdicht. In der Performance der Atmungsaktivität unter Realbedingungen kannst du jedoch subjektiv erhebliche Unterschiede wahrnehmen.
Welche Auswirkungen haben PTFE-Membranen auf die Umwelt?
Neben all den positiven Eigenschaften muss aber auch eine Lanze für die weniger guten Eigenschaften von Membranen in Bekleidung gebrochen werden. Mehrere Greenpeace Studien haben es schon oft dargelegt: Spuren von PFOA (Perfluoroktansäure), das zur Herstellung von PTFE notwendig ist und als krebserregend eingestuft wird, wird teilweise immer noch in Spuren in Bekleidungsstücken nachgewiesen.
Gleichzeitig liegt die Halbwertszeit von Teflon bei weit über 300 Jahren. Membranen aus PU hingegen können – in der Theorie – rückstandslos recycelt werden. Unter den Bigplayern verwenden Gore und eVent Membranen aus PTFE.
Die Membran-Technologien von OutDry, HDry, Dermizax und Neoshell hingegen bestehen aus PU. Wegen der einfachen Verarbeitung bestehen auch die meisten Eigenmembranen aus PU. Sympatex verwendet für seine Membrantechnologie eine PTFE-freie Polyetherester-Mischung.
Bei welchen Einsatzzweck werden Membranen benötigt?
Aber über all diesen Überlegungen zu Produkten mit einer Membran sollte jedoch die eigene Vernunft liegen: Brauche ich wirklich ein Produkt mit einer wasserdichten und atmungsaktiven Membran? Wofür benötige ich dieses Produkt?
In vielen Fällen sind stark wasserabweisende Softshellprodukte (Jacken, Hosen oder Handschuhe) oder auch Volllederschuhe eine sehr gute Alternative. Vor allem wenn es um die Atmungsaktivität geht, haben diese Alternativen in der Regel die Nase weit voraus.
Welche Hardshelljacken, Hardshellhosen sowie Schuhe und Handschuhe mit Membran in der Gunst unserer Community ganz weit vorne stehen, das kannst du direkt in den Produktbewertungen erfahren.
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Was kostet eine Hardshelljacke mit Membran?
Besonders wichtig ist eine Membran bei Hardshelljacken. Je nachdem für welche Hardshelljacke du dich entscheidest, reicht die Preisspanne von ca. 60 bis 850 Euro.
Der Preis einer Hardshelljacke hängt ganz von der Marke und dem jeweiligen Einsatzzweck der Jacke ab. Achte hierbei jedoch nicht zu sehr auf den Preis, sondern mehr auf das Gewicht, die Verarbeitung und eventuell welche und wie viele Taschen die Jacke aufweist.
Wo kannst du Produkte mit Membranen kaufen?
Eine Regenjacke, wetterfeste Schuhe und Handschuhe sollten dich zunächst einmal trocken halten. Dann sollte sie eventuell auch noch gut aussehen, letzteres entscheidest allerdings du allein. Über den Preisvergleich in den vielen auf OUTSIDEstories getesteten Produkten kannst du herausfinden, bei welchem Online-Händler dein bevorzugtes Modell vorrätig ist.
Mit diesen Händlern haben wir gute Erfahrungen gemacht:
► BERGZEIT: Wanderjacken- und Hosen
► BERGFREUNDE: Regenhandschuhe und Hardshell-Handschuhe
► DECATHLON: Top-Preis-Leistung: Regenbekleidung mit über 5000 mm Wassersäule zum Wandern
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