Im test

Test: KOMPERDELL Contour Titanal 2 Foam - Skistöcke

KOMPERDELL Contour Titanal 2 Foam - Skistöcke
Stabiler (Ski-)Tourenstock
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • lange Griffzone
  • stabil
  • zuverlässiger Verschluss
  • 3 Jahre Garantie

Nachteile

  • langes Packmaß
  • Verschluss nur mit Werkzeug nachjustierbar

Bewertung

So Leute, der Winter ist da. Zumindest gab es schon die ersten Schneeflocken und die Tourengeher scharren mit den Hufen. Mit auf die Skitour muss natürlich auch ein geeigneter Skitourenstock, hierfür durfte ich in den letzten Wochen den Komperdell "Contour Titanal II Foam" testen.

Im Prinzip könnte man behaupten, ein Stock ist technisch ja nicht so aufwändig, wächst ja eigentlich an jedem Baum. Abwarten, ein Tourenstock ist mehr als einfach nur ein möglichst gerades Rohr mit Teller und Griff an den entsprechenden Enden. Man mag es nicht glauben, aber auch bei diesem vermeintlich einfachen Ausrüstungsgegenstand steckt enorm viel Know-How. Dieses Know-How haben sich die Leute bei Komperdell aus dem österreichischen Mondsee seit beinahe 100 Jahren (!) aufgebaut. Auch dies ein Hinweis, dass es sich um mehr als ein einfaches Rohr handelt.

Die Hauptbestandteile eines Tourenstocks:

  • Griffzone mit Handgelenkschlaufe
  • Verstellbare Rohrsegmente mit Verschluss
  • Spitze mit Schnee-Teller

Da kommen dann natürlich noch Eigenschaften wie Stabilität, Ergonomie, Verstellbarkeit und Packmaß hinzu, um den passenden Tourenstock zu finden.

Die Griffzone: Satte 45cm ist die Griffzone lang. In diesem Bereich ist der Stock mit griffigem Schaumgummi ummantelt, im oberen Griffbereich mit einer handschmeichelnden Geometrie versehen, darunter dann gerade geschnitten mit Profilrillen für absolut sicheren Griff. Die Rillen sind nicht zwingend notwendig, der Griffbereich ist über die gesamte Länge gut zu greifen. Aufgrund des langen Griffbereichs kann man insbesondere bei Querungen nahezu beliebig umgreifen und hat dadurch immer die passende Stocklänge parat. Was mir im Griffbereich allerdings aufgefallen ist: Ich habe zu Beginn einer meiner Touren den Stock ohne Handschuhe verwendet, der Griff hatte dann mit der Zeit eine geringfügige Feuchtigkeit. Mit zunehmender Höhe der Tour und weiterem Schneekontakt ist dieser Schnee dann an den feuchten Stellen des Griffs angefroren. Dies stellt allerdings nicht wirklich ein Problem dar.

Griff mit angefrorenem Schnee
Griffzone mit angefrorenem Schnee
Meterstab als Längenvergleich
45 cm lange Griffzone mit profiliertem Abschluss
Griffbereich
Geschäumter Griffbereich in voller Länge
Griff im unteren Bereich
Griff im unteren Bereich bei Querungen / Felspassagen

Wer jetzt denkt, das war alles, was man zum Thema Griff schreiben kann, der hat sich mal sauber getäuscht. Weiter geht es mit der Stockschlaufe. Diese ist angenehm weich und in der Länge einfach verstellbar. Apropos Länge der Stockschlaufe: Diese ist wirklich außergewöhnlich lang. Selbst wenn man den Stock unterhalb des eigentlichen Griffes greift, kann man noch die Schlaufe ums Handgelenk legen. Das bedeutet, dass man selbst mit dicken Winterhandschuhen sicherlich genug Schlaufe zur Verfügung hat. Der überbleibende Schlaufenrest bei Verwendung der kurzen Schlaufe ist aufgrund des weichen Materials auch nicht störend.

Maximale Länge der Stockschlaufe
Griff im mittleren Bereich, Stockschlaufe in maximaler Länge

War es das zum Thema Griff? Noch immer nicht. Insbesondere im Abstieg oder auch um den Stock mal mit Abwechslung zu greifen, lege ich das obere Griffende gerne in die Handfläche und halte den Stock in etwa so, wie einen Schaltknauf im Auto. Und auch da kommt wieder die beinahe hundertjährige Erfahrung von Komperdell zum Vorschein: Im nach vorne etwas verlängerten Bereich des Knaufs ist eine Kerbe eingebracht, ich nenne diese jetzt einfach mal "Geierschnabel". Dieser Geierschnabel macht es möglich, den Stock an den Fingerspitzen anzuheben. Das funktioniert sowohl mit, als auch ohne Handschuhen. Sieht zwar auf den ersten Blick aus wie eine Kleinigkeit, in der Praxis ist das aber eine echt feine Sache.

Kerbe am Griff
"Geierschnabel" im oberen Griffbereich...
Stock hängt an Fingerspitzen
...der Stock kann dadurch an den Fingerspitzen angehoben werden

Nun noch ein wenig jammern auf hohem Niveau: der lange Griffbereich hat euch einen kleinen Nachteil: Wenn man mal in einer Kletterstelle beide Stöcke in eine Hand nehmen muss, könnte es mit kleineren Händen schon schwierig werden, beide Stöcke zu umfassen. Abhilfe schafft hier, die Stöcke weiter unten, außerhalb des Griffbereichs zu greifen.

Beide Stöcke in einer Hand
Beide Stöcke in einer Hand könnte mit kleineren Händen zu viel sein

Die Rohrsegmente: Die Komperdell Contour Titanal II bestehen aus zwei Elementen aus Titanal. Dieses Material macht den Stock zwar schwerer als einen Stock aus Carbon, aber ist dadurch auch äußerst stabil. So verlockend ein leichter Carbonstock auch sein mag: Carbon bleibt anfällig für einen Bruch. Und ein Stockbruch bedeutet üblicherweise ein Ende der Tour. Wofür ich außerdem einen stabilen Stock benötige: Ich klopfe beim Passieren von schneebedeckten Bäume gerne mal den Schnee von den Ästen, damit es den Hintermann auch ordentlich einschneit. Mit dem Contour Titanal kann man da beliebig auf die Äste klopfen, der wird nicht brechen ;-).

Schnee vom Baum klopfen
Im Vorbeigehen den Schnee vom Baum klopfen: Der Stock wird es aushalten.

Wie bereits erwähnt besteht der Stock aus zwei Segmenten. Dies macht den Stock zwar stabiler als einen 3-segmentigen oder gar Falt-Stock, aber damit sind die Stöcke vom Packmaß her auch größer. Das getestete Modell hat ein Packmaß von 85 cm, was für die Befestigung am Rucksack etwas sperrig ist. Für Skitourengeher ist das kein Kriterium, da man die Stöcke ja üblicherweise in den Händen hält, und sollte man diese doch mal am Rucksack befestigen müssen, müssen auch meist die noch sperrigeren Skier mit am Rucksack befestigt werden. Relevant werden könnte das Packmaß allerdings für Splitboarder: Hier sind die Stöcke während des Aufstiegs in den Händen, in der Abfahrt braucht der Boarder allerdings die Hände frei, sodass die Stöcke im oder am Rucksack untergebracht werden müssen. Hier sollte sich der Boarder überlegen, ob er nicht eher auf einen Stock mit kleinerem Packmaß zurückgreift. Die Längenverstellung ist bei Komperdell bombenfest. Der "Powerlock 3.0" genannte Verschluss klemmt die Stockrohre von außen und halten. Obwohl diese nicht besonders voluminös aufbauen, kann man sie dennoch gut mit Handschuhen bedienen. Mir gefällt auch sehr gut, dass die Klemmhebel aus robustem Aluminium sind und sich gut an den Stock anschmiegen. Dadurch ist ein versehentlichen "hängenbleiben" und öffnen des Verschlusses unwahrscheinlich. Ein kleiner Nachteil ist, dass man die Klemmkraft nur mit einem Schraubenzieher nachjustieren kann. Den Stock kann man im Bereich von 105 bis 140 cm verstellen, Komperdell bietet allerdings auch noch ein Modell mit der Zusatzbezeichnung "compact" an, welches dann einen Verstellbereich von 105 bis 130 cm und ein Packmaß von 80 cm hat.    

Verschluss
Klemmverschluss "Powerlock 3.0"

          Rohrsegment

Die Spitze und der Schneeteller: Auch diese Elemente des Stocks klingen simpel, bergen aber einiges an Potential. Bei der Spitze ist wichtig, dass diese auch auf Fels guten Halt bietet und unempfindlich gegen Abnutzung ist. Komperdell verwendet dafür eine Wolfram-/Carbid-Spitze mit "Sternprofil". Nach meinen Touren konnte ich trotz einiger Felskontakte keine Abnutzungsspuren an den Spitzen entdecken.

Spitze mit Stern-Profil
Wolfram/Carbid Spitze mit Sternprofil

Die Spitze hat, gemessen ab dem unteren Tellerrand, eine Länge von 8cm. Das ist ausreichend lang, damit auch im steilen Gelände der Einstich in die evtl. eisige Oberfläche gelingt, ohne dass gleich der Rand des Stocktellers ein weiteres Eintauchen der Spitze verhindert. Ich hatte mal einen Tourenstock eines anderen Herstellers mit einer relativ kurzen Spitze (ca. 4cm). Dieser Stock war in Verbindung mit großen Schneetellern bei gefrorenen Verhältnissen nahezu unbrauchbar, da im steileren Gelände der weit überstehende Schneeteller ein stabiles Eindringen der Spitze verhindert hat. Dieses Beispiel soll nur zeigen, wie wichtig selbst so eine Kleinigkeit wie die Spitzenlänge des Stocks ist. Der Schneeteller wird bei Komperdell mittels eine 90° Drehung sicher eingerastet. Meine anfängliche Befürchtung, dass man den Teller versehentlich lösen könnte, hat sich während meines Tests nicht bestätigt. Schade finde ich, dass bei diesen Stöcken nicht die "Eisflankenteller" mitgeliefert werden, die eine gewisse Beweglichkeit haben und sich somit bei Querungen in gewissem Rahmen an die Neigung des Untergrunds anpassen. Diese Teller sollten allerdings mit der dazu passenden Spitze nachrüstbar sein.

Spitze mit Schneeteller
8cm lange Spitze mit und ohne Schneeteller

Was sonst noch wichtig ist: Komperdell bietet auf alle seine Stöcke einen dreijährigen, gratis Reparaturservice. Das ist ein sehr feiner Zug, denn insbesondere bei der Abfahrt kann es ja doch mal vorkommen, dass man ungeschickt in seinen Stock reinrauscht und ihn dadurch verbiegt. Das ganz ohne Beleg, ohne Fragen. Dies gilt im Übrigen für alle Touren-/Trekkingmodelle von Komperdell ab dem Jahr 2017.        

Mein Fazit: Stock ist nicht gleich Stock. Die beinahe 100-jährige Erfahrung zahlt sich aus, die Stöcke sind sehr gut durchdacht. Dazu noch der 3-jährige Reparaturservice machen die Stöcke zu einem langlebigen, nahezu unzerstörbaren Begleiter bei sämtlichen Bergabenteuern.      

Stöcke im Schnee

 

 

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