Im test

Test: KEEN Targhee EXP MID WP - Wanderstiefel

KEEN Targhee EXP MID WP - Wanderstiefel
Sehr guter Leichtwanderstiefel mit kleinen Allüren bei der Sohle
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • Preis-Leistung
  • wasserdichte, atmungsaktive Membran
  • hochgezogener gummierter Vorderfuß
  • cleveres Schnürsystem
  • gute Traktion auf fast jedem Untergrund
  • Reflektoren

Nachteile

  • nicht selbstreinigende Sohle
  • Schuhspitze rutscht auf nassem Untergrund

Bewertung

Der Keen Targhee EXP MID Wide ist heute das Objekt meiner Beschreibung.
Seines Zeichens Leichtwanderstiefel oder Hikingstiefel genannt, ist er also eher für Eintagestouren mit geringem Gepäck konzipiert.

Der auf der Website von Keen angebotene Preis von rund 140€ ist für einen Schuh dieser Klasse durchaus günstig. Interessanterweise war der Schuh jetzt nach Weihnachten bei diversen Onlineshops für rund 100€ zu haben, was für die gebotene Leistung und Ausstattung des Schuhs ein, meiner Meinung nach, sehr guter Preis ist.

Kommen wir aber gleich zur Ausstattung bzw. den Details die den Schuh in meinen Augen sehr positiv gestalten.

  • Atmungsaktive und wasserabweisende Keen.Dry Membran
  • Versteifungselemente am Knöchel und am Spann zur besseren Stabilisation des Fußes
  • Reflektoren am Schuh
  • Ein Schnürsystem, welches an Kletterschuhe angelehnt ist, zur besseren Fixierung der Ferse
  • Breiter, hochgezogener und gummierter Vorderfußbereich, der dadurch für leichtes Klettern oder Zustiege gut geeignet ist

Trotz meiner etwas schwierigen Füße (bisher passten nur wenige Hersteller), schmiegt sich der Keen sehr angenehm an den Fuß an. Der Vorderfußbereich ist angenehm groß und der Druck der durch das Schnüren entsteht wird gleichmäßig auf den Fuß übertragen. Nach einer Woche intensiveren Tragens ist der Schuh schon recht gut angepasst. Durch die anatomisch geformte Innensohle wird der Fuß ebenfalls gut in den Schuh integriert. Eine eigene Sohle war für meine Bedürfnisse nicht notwendig.

Die Versteifungen an den Seiten sorgen für einen stabilen Seitenhalt sowie Tritt und führen in Kombination mit der Schnürung zu einem sehr angenehmen Tragegefühl.

Das von Kletterschuhen bekannte fixieren der Ferse wird bei Keen ebenfalls mit übernommen, indem diese durch eine zusätzliche Lasche in die Schnürung mit eingebunden ist. Hierdurch tritt kein Gefühl wie im Kletterschuh auf, jedoch vermindert es das Herausrutschen der Ferse aus den Schuhen, für Leute mit geringer ausgeprägtem Fersenpolster. In meinem Fall ist über den gesamten Testzeitraum kein unangenehmes Gefühl an der Ferse entstanden, sollte sich jemand verunsichert fühlen.

Der hochgezogene Schaft ist ebenfalls mit Versteifungen ausgestattet, sodass hier der Knöchel gut unterstützt wird.

In meinem Fall fühlt sich die Zunge zu Beginn gewöhnungsbedürftig an, hat sich dann aber nach der Eingewöhnungszeit gut an meinen Fuß angepasst. Da der Targhee EXP wie bereits erwähnt ein Leichtwanderstiefel ist, schmiegt er sich leichter, als beispielsweise ein steifer Alpinbergschuh an den Fuß an.

Wie schlägt sich der Targhee nun aber im Leben des Bergsteigers und Wanderers?
Aufgrund der wasserabweisenden Membran, den Reflektoren und dem unauffälligen Design lässt er sich vor allem in den Alltag hervorragend integrieren.

Es regnet und man fährt mit dem Fahrrad von A nach B? Nach der Arbeit soll es gleich im Auto an den Fels gehen? Hier punktet der Targhee EXP in jedem Falle. Auch im Zustieg bis zum III Grad nach UIAA ist der Targhee aufgrund seiner Spitzenkonstruktion gut geeignet. Die Sohle ist ein gelungener Mittelweg zwischen Steifigkeit auf der einen und Flexibilität auf der anderen Seite. Dadurch gibt der Schuh gutes Feedback über den Untergrund ohne den Füßen zu wenig Halt oder Unterstützung zu vermitteln.

Ansonsten macht er auf allen Wanderungen durch die sächsischen Mittelgebirge eine gute Figur, egal ob im Schlamm, am Sandstein oder auf Feldwegen. Das Trittgefühl ist stets gut und sicher.

Bis hierhin überzeugt der Schuh auf ganzer Linie, jedoch gibt es aufgrund der Konzipierung der Sohle zwei kleine Wermutstropfen, die ihn von der Maximalbewertung fernhalten.
Zum Einen ist die Sohle nicht mit einem sich selbstreinigendem Profil ausgestattet, was für den Anwendungsfall eines Leichtwanderschuhs etwas schade ist. Das heißt, das Profil ist an den Seiten ohne Schrägen, die den Schmutz leichter abfallen lassen. Unangenehm ist mir dies vor allem an den Stellen aufgefallen, an welchen nach schlammigen Wanderungen der Schuh auch trotz Abklopfens grobe Teile des Unrats noch im Profil versteckt hielt.

Das könnte man jedoch noch verschmerzen, wäre da nicht ein weiterer erwähnenswerter Punkt:

Die Profilierung an der Spitze. Während diese bei trockenen Bedingungen nie unangenehm auffällig wird, sieht das Ganze unter nassen Bedingungen anders aus. Hier ist mir sowohl beim Gehen in der Horizontalen, als auch bei steileren Anstiegen aufgefallen, dass mir der Schuh beim Antreten auf der Spitze von der Stelle rutschte. Hierbei trat das Phänomen bei fast jedem Untergrund wie feuchtem Holz, nassen Gehwegplatten oder feuchtem Sandstein auf.

Es bietet sich durch das quer verlaufende Profil keine Ablaufmöglichkeit für das anfallende Wasser, wodurch die Haftung abreißt – vergleichbar mit dem Phänomen des Aqua Planings bei einem Autoreifen. Auch nach längerem Eintragen, nachdem die Sohle etwas rauer wurde, bleibt das Problem bestehen. Für einen Wanderschuh der mit einer wasserdichten Membran versehen wurde, also für nasse Bedingungen ausgestattet ist, sehe ich das leider als so kritisch an, dass ich dafür in der Bewertung ein Zelt abziehen muss.

Als Fazit lässt sich sagen, dass der Keen ein sehr bequemer Schuh mit guter Ausstattung für einen meiner Meinung nach sehr guten Preis ist. Seine Anatomie passt sich gut den verschiedenen Fußformen an und seine Versteifungselemente an den Seiten machen ihn angenehm stabil und leicht. Die Verarbeitung und Materialien sind ohne Mängel. Die einzigen Schwächen zeigt er bei der Konzipierung der Sohle. Hierdurch ergibt sich die Gesamtbewertung von 4 von 5 Zelten.

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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