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Test: GRÄNSFORS BRUKS Forstbeil - Axt

GRÄNSFORS BRUKS Forstbeil - Axt
Unschlagbar, wenn ne Menge Holz gemacht werden muss
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • verdammt scharf und schnitthaltig
  • gute Länge zwischen Hebel und Packmaß (50 cm)
  • stabiler und ergonomischer Ahornschaft
  • Klingenschutz aus Leder inklusive
  • Kopf hält auf Schaft für immer (oder fast so lange)
  • relativ gut geeignet zum Fällen und Spalten

Nachteile

  • schwer im Vergleich zu Messer und Säge (1 kg)
  • ohne Overstrike Guard / Schaftschutz
  • gutes Werkzeug verleitet zur Maßlosigkeit
  • weder zum Fällen noch zum Spalten optimal
  • Beil zu entasten, steckt beim Spalten oft sehr fest.
  • auch hier bleibt die Pflege nicht aus

Bewertung

Wer oft draußen ist und das Lagerleben liebt hat sicher immer ein Messer dabei. Vielleicht auch mal ein großes für grobe Arbeiten oder zum Spalten von dicken Ästen. Muss viel Feuerholz her, so ist eine Klappsäge sicher das leichteste und effizienteste. Mit einer Säge lässt sich sogar ein Baumstamm durchtrennen. Aber effizient aufspalten und schnell zu einem Haufen Scheite verarbeiten lässt sich so ein Stamm nur wirklich gut mit einer Axt. Wie immer, viel zu schnell eskaliert.

Also einen Schritt zurück, ein Beil. Groß, klobig, schwer.. und scharf, verdammt scharf. Nie hätte ich eines mit auf eine meiner üblichen Touren genommen. Egal ob Wandern, Bikepacking, Bergsteigen, immer bin ich leicht und schnell unterwegs. Aber dieser Sommer war anders. Ich war mit meiner Freundin und unserem einjährigen Sohn für 2 Monate in Schweden. Unterwegs waren wir auf dem Rad mit Hängern und geschlafen wurde stets draußen im Zelt oder in einer der vielen Schutzhütten. Und Holz musste her, kein Tag ohne Lagerfeuer. Da hab ich mir glatt mein Traumbeil gegönnt, Handschuhe und Säge mit eingepackt und verdammt nochmal die richtige Entscheidung getroffen.

Abenddämmerung am Vänern in SchwedenBeil im Hauklotz am Abend

Bikepacking Setup der SchwedentourRoute durch den Süden Schwedens

Das Forstbeil

Warum also dieses Beil, diese kleine Axt? Zum einen kenne ich große Äxte. Im Holzkeller meines Elternhauses habe ich früher gern Feuerholz gemacht. Auch mal einen Baum fällen oder Stücke mit einem Spalthammer zerteilen gehörte dazu. In meinem Kleingarten nutze ich diese Geräte noch heut, aber für eine Outdoor Tour kommen sie auf Grund ihrer schieren Größe nicht in Frage. Wenn eine Tour aber länger geht, Platz für etwas Zusatzausrüstung ist oder sich das Meiste an einem festen Lagerplatz abspielt, kommt schnell der Wunsch auf, mehr Möglichkeiten zu haben, als einem ein Messer eröffnen könnte. Ein kurzes Camp Beil hatte da schon wer mit? Da geht schon einiges, doch hab ich mich damit auch schon verletzt. Arbeitet man im Stehen, so kommt das Beil beim Abrutschen und Durchschwingen dem Schienbein gefährlich nahe. Ein besonders leichtet Tomahawk hatten wir auch öfter dabei. Wer damit aber ernsthaft versucht zu arbeiten wird es schnell in den Handgelenken merken. Denn all das, was einem so kleine Geräte nicht abnehmen können, muss aus dem Arm selbst kommen und das ist anstrengen.

Das Forstbeil ist für mich hingegen die perfekte kleine Axt. Rund eine Armlänge lang ist es sehr gut zu führen. Es ist sicher, da es beim Durchschwingen den Hauklotz oder Boden erreicht, bevor mein Bein für einen abrupten Stopp sorgen kann. Und es arbeitet für einen, nicht gegen einen. Der 50 cm lange Schaft ist ein guter Hebel und den Kopf entsprechend zu beschleunigen. Und ab hier übernehmen die kopflastigen 1 kg Gesamtgewicht und treiben dank Massenträgheit die Schneide in das Holz. Lang hab ich überlegt. Aber das nicht zu vernachlässigende Gewicht und Packmaß ist mir die Sache definitiv wert. Zumindest, wenn ich damit leben muss und es nicht nur ein Wochenendausflug wird.

Beil mit SchneidenschutzBeil ohne Schneidenschutz

Lagerfeuer mit Beil im VordergrundLagerfeuer am Asnen südlich von Växjö

Schneide und Wange

Die Schneide ist ab Werk unglaublich scharf, hier ist also Vorsicht geboten. Die Wange ist auf einer Länge von 8 cm sehr schön flach ausgearbeitet, was den Biss erhöht. Das seitliche durchtrennen von Fasern beim Fällen und zerteilen gelingt somit ganz gut, auch wenn das Beil dadurch leichter mal im Holze stecken bleibt. Diese Wange endet dann in einer wiederum 8 cm breiten Schneide mit nicht allzu langem Bart. Leicht ballig angeschliffen drückt sie das Holz beim Spalten gut auseinander. Lässt sich das Holz jedoch nicht mit einem Hieb in zwei schlagen, muss das Beil oft etwas mühsam befreit werden. Bei solchen Arbeiten wird deutlich, dass es sich hier weder um eine Axt zum Bäume fällen, noch um einen Spalthammer handelt. Vielmehr wäre der optimale Einsatz das entasten frisch gefällter Bäume. Jedoch ist das Optimum auch nicht so wichtig, wenn man mit dem Ergebnis beim Fällen und Spalten kleinerer Bäume schon so zufrieden sein kann.

Schneide im HauklotzDraufsicht auf den Klingenrücken

Kopf, Auge, Nacken

Der Kopf des Beils ist wunderbar ausgearbeitet. An den Seiten heruntergezogen bietet er viel Auflagefläche am Schaft, die ihn bombenfest anliegen lässt. Zudem sieht es so aus, als Wären die Seiten durch heftige Schläge etwas ein- und an den Schaft heran gedrückt worden. Im Nacken sitzt zudem eine Menge Material. Wenn irgendwo zusätzliche Schwungmasse herkommen soll, dann von hier. Dadurch ergibt sich aber auch der große Vorteil, diesen Nacken als Hammer für leichte Camparbeiten nutzen zu können. Ich schlage hiermit sogar oft trockene Äste vom Stamm, einfach um die Schneide etwas zu schonen. Das Auge selbst in lang und schmal, nimmt den Schaft sehr gut auf und ist mit Schaft und Pfahl vollständig ausgefüllt. Hier tut sich so schnell gar nichts.

Kopf mit Feuer in Hintergrundder Kopf des Beils

Schulter, Schaft und Knauf

Beim Schaft wurde definitiv auf die richtige Orientierung des ohnehin besonders stabilen Ahornholzes geachtet. Die Maserung verläuft zumindest fast genau von vorn nach hinten, verbindet also Schneide und Nacken in einer Linie, in der die Kräfte beim Schlag verlaufen. Der Pfahl der von oben eingeschlagen den Schaft im Auge auseinanderdrückt schein verleimt zu sein und die Schulter ist auch ganz anständig ausgeprägt. Stabilität und Kraftübertragung sind also gegeben und der Rest kommt aus den unteren Teil.

Der Schaft ist unglaublich gut geformt und fasst sich hervorragend an. Im oberen Teil läuft er vorn etwas spitz zusammen. Dadurch lässt er sich gut für präzisere Arbeiten greifen. Weiter unten ist er oval und etwas nach vorn gekrümmt. Der schön dicke Knauf vollendet den Griff. Es ist wirklich angenehm beim Arbeiten die Hand nicht mit viel Kraft und Druck geschlossen halten zu müssen. Der Knauf verhindert ganz einfach das Entgleiten und ermöglicht so ein entspanntes Arbeiten ohne große Folgeschäden.

Lediglich das Loch im Knauf nutze ich nicht. Hier könnte ein Fangriemen befestigt werden. Doch schmeiße ich das Beil lieber weg, als dass es mir unkontrolliert am Handgelenk baumelt. Eine kleine Schlaufe zum Anhängen des Werkzeugs wäre vielleicht noch denkbar, doch auch darauf kann ich verzichten.

Orientierung der Fasern im Schaft und Pfahl im Auge

Schaft und KnaufKnauf von unten und Orientierung der Fasern

Schmiede

Der Entstehungsort darf bei diesem Beil natürlich nicht unbedacht bleiben. Die Schmiede in Gränsfors hat sich zu recht einen Kultstatus erarbeitet, verfügt sogar über ein interessantes Axt-Museum und versucht die Verbindung zu ihren Kunden durch die eingestanzten Initialen des Schmiedes zu erhalten. Und mal ehrlich. Ich freu mich, dass ich weiß, dass Emiel Besseling meine Axt geschmiedet hat. Das verdeutlicht einfach, dass hinter den Produkten auch Menschen stehen. Etwas, das wir in Zeiten intransparenter und verantwortungsloser Lieferketten schon fast vergessen zu haben scheinen. Und Emiel ist der Mensch, der es mir ermöglicht mich durch eine einfache Verbindung an dem bewaldeten Land zu erfreuen, dass solch Äxte und Beile hervorgebracht hat und mich seit meiner frühesten Kindheit immer wieder begeistert. An dieser Stelle, Danke nach Gränsfors.

der Stempel von Gränsfors Brukdas Beil hatte ich über 50 Tage lang in Händen

Daten

Maße: 49 x 17 x 3 cm (selbst gemessen, mit Klingenschutz)

Gewicht: 1 kg (Herstellerangabe)

Material: recycelter Stahl mit hohem Kohlenstoffgehalt, Hickory, pflanzengegerbtes Leder

Zubehör beiliegend: Klingenschutz aus Leder

Zubehör erhältlich zur Holz- und Lederpflege: Lederfett, Öl

Zubehör erhältlich zur Klingenpflege: Schleifstein, Wetzstein, Axtfeile, Diamantfeile

Hergestellt in Schweden

ganzes Setup mit Beil, Säge und Handschuhentja Ben, da steht noch was aus

Zubehör

Das Beil kommt mit einem exzellent verarbeiteten und wirklich massiven Schneidenschutz aus Leder. Dieser wird durch einen Riemen mit Druckknopf gehalten, der sogar dazu verwendet werden kann das in den Gürtel gesteckte Beil zu sichern. Da Leder jedoch Wasser gut aufsaugt und ohne Pflege hart, spröde und rissig werden könnte, habe ich es innen und außen mit einem Gemisch aus Ballistol und Bienenwachs eingerieben. Überhaupt habe ich das ganze Beil damit eingerieben. Die Färbung wurde dadurch schön satt, die Oberfläche fühlt sich geschmeidig an und ich werde nicht gleich nervös, wenn das Beil mal ein paar Regentropfen abbekommt.

Was mir jedoch fehlt, ist ein Schutz für den oberen Teil des Schaftes. Beim Holzspalten kommt es schon mal vor, dass ein Hieb zu weit über das Stück hinausgeht, dass die Holzfläche breiter ist, als die Schneide lang. So können unschöne Stellen am Schaft entstehen, diesen sogar irgendwann ernsthaft beschädigen und den Axtkopf so das Fundament, gar die feste Verbindung zur Rest des Schaftes rauben. Um diesem Trauerspiel vorweg zu greifen habe ich noch während der Tour etwas Paracord um den Schaft direkt unter dem Kopf gewickelt. Jetzt wieder zu Hause wurden Lederreste herausgekramt, zugeschnitten, mit Lochnieten versehen und als sogenannter Overstrike Guard mit einem Band aus Leder festgezurrt. Beil geschützt und Gewissen beruhigt, was wichtig ist. Denn ein Werkzeug, auf das man zu viel Rücksicht nehmen muss, steht einem nur im Weg.

Schneiderschutz aus Lederstabil vernietetes Leder

selbst gebauter Schaftschutz / Overstrike Guard

Holz machen

Immer wenn es ausreicht beschränke ich mich darauf, einfach ein paar Stöcker zu sammeln und auch etwas dickere Äste lassen sich gut mit dem Feldmesser und einem anständigen Prügel spalten. Sobald aber wirklich viel Holz hermuss, das anstrengend und der Waldboden um ein dauerhaftes Camp herum ist auch schnell leer gesammelt.

In so einem Fall muss eine Klappsäge her. Leicht, klein und vor allem effizient lassen sich mit ihr dicke Äste und kleine Stämme zerteilen. Die Stöcker die dann jedoch im Feuer landen werden irgendwann so dick, dass die Größe des Feuers absurde Maße annehmen müsste, um sie richtig zu verbrennen. Und auch das stets trockene Kernholz bleibt so verborgen.

Ein Beil hingegen, für das Fällen und Zerteilen eher weniger geeignet, spalte solche Stücke mühelos. Zudem geht es nicht so leicht kaputt. Ein Werkzeug also, auf das man sich verlassen kann und das nicht so schnell an seine Grenzen kommt. Müsste ich mich auf ein einzig Werkzeug festlegen, wäre es auf meinen Touren sicher die kleine Säge, aber seit wir vor zwei Jahren den Bohusleden in Schweden gewandert sind und um eine Schutzhütte herum lediglich einen einzigen noch stehenden aber komplett durchgetrockneten Baum stehen sahen und dieser uns mit fast einem Dutzend mannsgroßer Stücke versorgte, nur damit diese sich letztlich als zu dick zum Verbrennen heraus stellen sollten, reifte im mir dieser Wunsch.

Schweden mit einer Axt. Und was soll ich sagen. Ich hab auf unserer zwei monatigen Tour fast jeden Tag Feuerholz gemacht und jede Schutzhütte, die wir am Morgen zurückließen wurde mit einem stattlichen Vorrat versehe. Es war einfach immer ne ganze Menge übrig. Obwohl das Feuer steht bis spät in den Abend rein brannte.

Beil und zersägter Stammdie Säge leistet die ganze Vorarbeit

 

Baum komplett zerlegenmit Säge und Beil klein gemacht

Rücksicht nehmen

Wer mit einem großen Werkzeug in den Wald hinein geht, sollte sich bewusst sein, dass es auch großen Schaden anrichten kann. Ich nehme daher nie mehr Bäume ab, als nötig wäre. Überhaupt konzentriere ich mich auf Holz, dass schon herumliegt. Natürlich ist stehendes Totholz das Nonplusultra. Aber stehendes Holz dient auch als Ort der Futtersuche oder zum Nisthöhlenbau von Vögeln. Doch selbst wenn klar ist, welches Holz nur in Frage kommt, gerade, da nur gut abgelagertes Totholz ein anständiges Feuer verspricht, finde ich in Schweden ganz andere Spuren der Verwüstung.

Es gibt kaum eine Schutzhütte, an der nicht lebende Pflanzen beschädigt und zerrupft worden wären. Besonders erwischt es da die Birken. Im Ernst, wenn Birkenrinde als Zunder her muss, sucht den Boden ab. Hier ist es komplett anders als beim Feuerholz. Die Birkenrinde enthält so viele Öle, Teer, Pech, dass sie weder schnell verrottet, noch Wasser in sich aufnimmt. Ein alter morscher, schon komplett zerfallender Stamm ist daher die aller beste Quelle.

Meine Taktik, falls jemand mit mir dagegen halten möchte ist immer, mir einen toten Baum heraus zu suchen. Etwas weiter weg muss er stehen, damit der Impact um den Lagerplatz herum auf Dauer nicht zu sichtbar wird. Aber er muss auch s groß sein, dass klar ist, dass er für viele andere nicht in Frage käme. Buschwerk muss immer dann leiden, wenn das einfache Sammeln von trockenen Ästen nicht mehr möglich ist und das nötige Equipment um einen ganzen Baum zu verarbeiten hat kaum wer dabei. Das Zerlegen eines Baumes meinerseits sichert somit nicht nur mir das Lagerfeuer. Es sorgt auch für einen Vorrat, der an der Hütte verbleiben kann und zumindest für eine Weile die scheinbare Notwendigkeit erstickt, sich nach dem Sammeln von Zweigen und Ästen an frischen und grünen Pflanzen zu vergreifen.

Abgesehen davon sollte es immer das Ziel sein einen Platz schöner zu hinterlassen, als man ihn aufgefunden hat. Ich habe daher mit der Axt in einigen Hütten herausstehende Nägel in den Bretterboden getrieben. Einen leider erst, nachdem er mir ein Loch in die Hose gerissen hatte. Zudem hab ich aus herumliegenden Nägeln Kleiderhaken gebaut und an einer Hütte mal eben einen ganzen Steg repariert. Wenn´s Werkzeug schon da ist, warum nicht? Auch hier galt es aber abzuwägen. Die junge Birke die dafür draufgehen musste stammte jedoch aus einem ganzen Birkenwäldchen ein guten Stück im Hinterland.

angehackte Birke direkt neben der Schutzhüttenoch lebende Birke ohne Rinde

ein eingebrochener Steg im Schilfreparierter Steg mit neuen Stelzen aus frischer Birke

Resümee

Ein Beil mit Kultstatus und gutem Ruf, dass mindestens so gut abliefert wie erwartet. Wenn ich jedoch mein Gepäck damit beschwere, dann hat das auch einen Grund. Und diesen sehe ich nach einer Tour von zwei Monaten absolut erfüllt. Wenn Feuerholz machen so gut geht und so viel Spaß macht, dass selbst nach so vielen Tagen noch mehr Holz vor der Hütte landet, als verbrannt werden konnte, kann ich auch verzeihen, dass jetzt etwas Pflege und ein Besuch bei meiner Schärferei fällig sind. Doch auch hierzu sei gesagt. Jedes Werkzeug ist ein Kompromiss und eine ganze Werkstadt hat in keinem Rucksack Platz. Ein Messer und eine Säge reichen meist aus und nur mit einer Fällaxt und einem Spalthammer kommt man gut durch den kanadischen Winter. Dieses Beil liegt irgendwo dazwischen, aber ganz für mich persönlich, liegt es einfach an genau der richtigen Stelle.

 

 

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