In Zeiten von Corona fiel es mir persönlich schwer einen Wanderführer mit so einer Reise zu lesen. Zu weit weg erscheint die Umsetzung aktuell. Vermutlich sollte man es als Anregung, als Träumerei oder aber als laaaaangfristige Vorbereitung sehen, damit man dann, wenn man wieder kann und darf zügig starten kann.

Eine Gesamttour mit 28 Tagesetappen! Das ist schon echt eine große Sache. Mein erster Gedanke war, das macht man, wenn man in Rente ist und Zeit hat. Ich glaube, man sollte es früher machen J. Meine zweite Überlegung galt daher dem Gedanken, wie viele Jahre ich beschäftigt bin, wenn ich max. eine Woche am Stück pro Jahr investieren möchte.....Einige! Aber ganz egal wie, die Berge laufen ja nicht weg. Vielleicht kommen auch mal andere Dinge dazwischen oder man entscheidet sich nur für Teilabschnitte. Hauptsache draußen in den Bergen!

Ich werde hier nicht das ganze Buch im Detail beschreiben, weil das zu umfangreich und langwierig zu lesen wäre. Ich habe mich für die nähere Betrachtung für den Teil entschieden, den ich als erstes laufen würde: Inntal - Pustertal in 6-7 Wandertagen.

Allgemeines

Die Alpenüberquerung in der hier beschriebenen Form gibt es erst seit 1974/1977. Das ist noch gar nicht so lange. Dafür ist sie aber recht bekannt und hervorragend ausgewiesen.

Es geht durch 3 Länder und damit auch unterschiedliche Wegweiser. Auch die Qualität der Wegführung ist unterschiedlich gut.

1. Etappenübersicht

Bei 28 Etappen wird es viele Menschen geben, die nicht alles am Stück von München nach Venedig laufen (können oder wollen). In diesem Wanderführer wird in 5 Streckenabschnitte unterteilt. Es steht aber jedem frei, sich einzelne Tagestouren, Wochenendtrips oder Mehrtagestouren nach Lust und Laune heraus zu picken. Auch die Streckenlänge kann individuell weitestgehend angepasst werden. Entlang der gesamten Strecke sind Unterkünfte vermerkt.

1. Abschnitt München- Inntal 7 Wandertage:

Hier werden die einzelnen Tagesetappen mit 1-2 Sätzen vorgestellt. Details sind noch nicht zu erwarten, aber man bekommt einen ersten Eindruck der Teiletappe und vielleicht sind bereits Kriterien dabei, die die Etappe besonders reizvoll oder eben eher abschreckend machen.

Während es die ersten 2 Tage durch das bayrische Münchner Voralpenland geht, beginnt am 3. Tag der Aufstieg. Am 7. Tag geht es dann endgültig in bergige Regionen, nach Tirol. Die Etappe ist vom Inntal geprägt.

2. Abschnitt Inntal-Pustertal 8.-13.Etappe

6-7 Wandertage, die zunächst vom Inntal in die Tuxer Alpen führen. Während es alpin rauf und runter geht, überquert man am 11. Tag die Grenze nach Italien. Dort geht es durch einsame Gegenden durch die Zillertaler Alpen ins Südtiroler Pustertal.

3. Abschnitt Pustertal- Alleghe 13.-18. Etappe

In dieser Etappe werden die Dolomiten am Rande gestreift und es geht durch die Puez-Gruppe. Am 16. Tag geht es stahlseilversichert steil hinauf in die Sella-Gruppe. Am 17. Tag wird der höchste Punkt der Alpenüberquerung erreicht: 2967 hm!  Am 18. Tag geht es dann lang bergab ins Tal nach Alleghe.

4. Abschnitt Alleghe – Belluno 19.-23 Etappe

Am 22. Tag geht es über einen Klettersteig und exponierte Scharten. Am 23. Tag heißt es dann Abschied nehmen von der alpinen Bergwelt.

5. Abschnitt Belluno-Venedig 24.-28 Etappe

Bella Italia! Noch ein letzter Berg und dann geht es in die venezianische Tiefebene. Was muss das für ein Gefühl sein, all das bereits geschafft zu haben.

II. Teil Allgemeine Reiseinfos

Das klingt zunächst einmal recht trocken. Tatsächlich sind hier aber in aller Kürze und dennoch umfangreich alle notwendigen Informationen vereint. Geld, Feiertage, Übernachtungen, körperliche und sonstige Voraussetzungen, Checkliste fürs Packen, GPS, Kartenmaterial, Wandern mit Hund, Übernachtungen etc. Ich bin ziemlich begeistert über diese komprimierten Info-Vermittlung.

III. Die Etappen im Detail

Ich habe beschlossen hier die erste Etappe vorzustellen und zwar so, wie ich sie gehen würde.

3.Etappe Bad Tölz- Turzinger Hütte

Ich würde mir die ersten beiden Tage ohne allzu viel alpiner Höhenmeter schenken und am 3. Tag starten. Der Tag hält 22 km, 1260 hm im Aufstieg und 590 hm im Abstieg parat. Damit der Wanderer auch gleich weiß, was diese Wanderung sein kann, sind hier gleich schwarze Wanderwege mit Drahtseil und erforderlicher Schwindelfreiheit und Trittsicherheit im Angebot.  Viele beginnen wohl die Wanderung erst in Lenggries, also auf der Hälfte der Tagesetappe von Tag 3. Ab hier geht’s dann so recht bergauf. Wer den Weg auf den Brauneck nicht zu Fuß gehen möchte, kann die Bergbahn nehmen. Der Abstecher auf den Gipfel lohnt, denn hier kann man sowohl zurück ins Alpenvorland als auch auf die kommenden Tagesetappen schauen.

Schön und sehr hilfreich sind Hinweise zu Gefahren bei Wettereinflüssen oder auf weidende Tiere. Das Ziel der Etappe ist die Turzinger Hütte. Hier sind immer Hinweise auf die Preise und Bettenverfügbarkeiten. Wer mit Hund unterwegs sein will, sollte sich immer direkt bei der Hütte informieren, welche Möglichkeiten es gibt.

4. Etappe Turzinger Hütte – Vorderriß

Heute sind es 17,5 km und nur 730 hm im Aufstieg, dafür 1270 hm im Abstieg. Die Wege sind rot. Das Highlight des Tages ist die Benediktenwand mit einem Umweg von 1,5 Stunden und 230 Höhenmetern, die eine wundervolle 360-Grad-Sicht zur Belohnung bietet. Insgesamt geht es heute deutlich mehr bergab. Der Rißsattel ist die zweite größere Erhebung des Tages, aber unspektakulär, dafür aber mit schöner Aussicht ins Rißtal. Heute ist zum ersten Mal Venedig ausgeschildert! Ok.... es sind noch 460 km.

5.Etappe Vorderriß- Karwendelhaus

Mit 24,6 km und 1050 Hm im Aufstieg und nur 70 hm im Abstieg geht es heute lang und viel auf einfachen roten Wegen und Straßen bergauf.  Die ersten 11 km können bei schlechtem Wetter auch mit dem Bus bis Hinterriß überwunden werden. Dann geht es ins Hinterland des Karwendel bis man am Ende der Etappe auf dem Plateau ans Karwendelhaus gelangt. Unterwegs kommt man an urlalten Ahornbäumen vorbei. Wer dafür was übrig hat, wird begeistert sein.

6.Karwendelhaus – Hallerangerhaus

Nur 14 km aber 1550 hm im Auf- und Abstieg erwarten uns heute und das auf anspruchsvollen schwarzen Wegen. Gleich zu Beginn geht es steil bergauf und zum sprichwörtlichen Höhepunkt der Tour – die Birkkarspitze mit 2749 hm. Das ist schon richtig alpin! Gut ist auch zu wissen, dass eine Alternativroute für diese anspruchsvolle Etappe für schlechtes Wetter bereits parat ist.

7.Hallerangerhaus – Hall in Tirol

Knapp 30 km aber nur 960 hm im Aufstieg und 1560 hm im Abstieg sind heute auf roten Wegen dran. Je nachdem wie man weiterwandert, ob mit oder ohne technische Unterstützung macht man in Hall oder erst auf der Glungezerhütte Halt für die Nacht. Wer dorthin zu Fuß gehen möchte muss ab Hall 2000 hm überwinden!! Das sollte man sich gut überlegen.

Was soll ich sagen, ich will los wandern und drücke mir und vielen anderen die Daumen für tolle Erlebnisse in den Bergen auch 2021!