15.04.2024
Beim Off-Piste Skifahren und Snowboarden, auch Freeriden genannt, gibt es einige wichtige Regeln zu beachten und Vorbereitungen zu treffen. Wir haben dir die wichtigsten Punkte zusammengetragen und für dich eine Auswahl an Herstellern und Produkten für LVS-Geräte, Airbag-Systeme und Skitourenrucksäcke mit integriertem Airbagsystem recherchiert.
Warum solltest du beim Freeriden ein gesundes Gefahrenbewusstsein mitbringen?
Off-Piste Skifahren ist wesentlich risikoreicher als das Fahren auf präparierten Pisten. Deshalb solltest du die Gefahren unbedingt kennen und dich sehr gut vorbereiten.
Diese Gefahren solltest du kennen:
1. Stürze:
Stürze abseits der Piste können sehr gefährlich sein. An unter dem Schnee lauernden Felsen kannst du dich erheblich verletzen.
2. Lawinen:
Eine der größten Gefahren beim Off-Piste Skifahren sind Lawinen. Deshalb ist es unabdingbar, dass du dich über die aktuellen Lawinenbedingungen informierst und die entsprechende Lawinen-Ausrüstung dabei hast. (Siehe dazu Abschnitt Lawinenausrüstung)
3. Unbekanntes Terrain:
Abseits der Pisten bewegst du dich meist auf unbekanntem und unvorhersehbarem Terrain. Bei Stürzen besteht ein größeres Risiko dich zu verletzen. Deshalb ist gute Vorbereitung auf dein Freeride-Abenteuer immens wichtig.
4. Wetterbedingungen:
Das Wetter in den Bergen wechselt oft schnell und unerwartet. Diese plötzlichen Wetteränderungen können das Skifahren abseits der Piste gefährlich machen. Deshalb informiere dich immer vor dem Start über die aktuellen Wetterbedingungen.
Aktuelle Schnee- und Wetterbedingungen sowie Gefahrenhinweise findest du unter anderem hier:
1. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): Das BBK bietet Informationen zur Vorsorge und zum Verhalten bei Lawinen, den unterschiedlichen Lawinenwarnstufen und bei bzw. nach überdurchschnittlich starken Schneefällen.
2. Wetter online: Auf dieser Website findest du Unwetterwarnungen und wo es gerade schneit.
5. Abseits heißt du bist alleine:
Beim Off-Piste Skifahren bist du meist in entlegenen Gebieten unterwegs, wo dir quasi keine Menschen helfen können, wenn etwas schiefgeht. Deshalb lass beim Freeriden grundsätzlich immer besondere Vorsicht walten, und sei dir über das Risiko bewusst. Zudem solltest du nie alleine unterwegs sein.
6. Gute Vorbereitung mindert das Risiko:
Ohne Vorbereitung sollte man nicht Off-Piste fahren1. Man sollte sich über die aktuellen Schnee- und Wetterbedingungen informieren und die passende Ausrüstung mitnehmen1.
7. Sicherheit auf Skiern und Snowboard:
Bevor du so richtig Off-Piste unterwegs bist, ist es hilfreich, wenn du bereits Erfahrungen beim Tiefschneefahren gesammelt hast. Es erfordert vor allem Balance und Körperspannung auf den Skiern oder dem Snowboard.
Welche Erfahrung solltest du fürs Off-Piste-Fahren mitbringen?
Gute Körperspannung:
Eine gute Körperspannung hilft dir, schnell auf veränderten Untergrund oder auf unerwartete Hindernisse wie Felsen oder Bäume zu reagieren.
Balance:
Du solltest in der Lage sein, dein Gewicht zielgerichtet und effektiv zu verlagern und es auf abwechslungsreichem Gelände auszubalancieren, um Stürze zu vermeiden.
Erfahrung auf präparierten Piste:
Sammle möglichst viel Erfahrung auf präparierten Pisten, bevor du diese verlässt. Und du solltest dich bei unterschiedlichsten Schneebedingungen und auf unterschiedlichen Geländetypen sicher fühlen.
Bewusstsein für das Gelände:
Sammle Erfahrung beim lesen von Gelände im Schnee. Damit kannst du potenzielle Gefahren besser erkennen.
Respekt vor der Natur:
Verzichte aus Liebe zur Umwelt auf das Fahren abseits der Pisten vor allem in Waldgebieten.
Wo ist Off-Piste Skifahren erlaubt?
Diese allgemeine Richtlinien kannst du beachten:
1. Fange beim Freeriden mit sogenannten Skirouten an. Sie sind markiert und gesichert. Die Abfahrten sind jedoch nicht präpariert. Jedoch werden sie auf Lawinengefahr hin kontrolliert.
2. Im freien Skiraum bzw. auf Off-Pisten besteht ein erhöhtes Risiko, weil diese nicht kontrolliert werden und außerhalb der präparierten Pisten liegen. Sie sind nicht gesichert und es besteht ein erhöhtes Risiko2.
3. Respektiere den Geschützter Raum. Dort ist das Skifahren abseits der Skipiste verboten, um Tiere und Pflanzen nicht zu gefährden. Dies gilt insbesondere in Waldgebieten.
Bitte beachte, dass diese Regeln je nach Land und Skigebiet variieren können. Checke die lokalen Regeln und Vorschriften bevor du Off-Piste gehst.
Kennst du die allgemeinen FIS-Regeln?
Die FIS-Verhaltensregeln umschreiben die im Schneesport übliche Sorgfalt. Ihre Missachtung kann zivil- und / oder strafrechtliche Konsequenzen für dich nach sich ziehen. Sie sind allgemeine Verhaltensempfehlungen des Internationalen Ski-Verbandes FIS für Skifahrer und Snowboarder. Wer sie berücksichtigt kann Unfälle und gegenseitiges Gefährdungen vermeiden. Wir haben für dich die wichtigsten FIS-Regeln zusammengetragen.
Sei rücksichtsvoll gegenüber den anderen Skifahrer*innen und Snowboarder*innen:
Verhalte dich immer so, dass du keinen anderen gefährdest oder schädigst oder in der Ausübung der Tätigkeit einschränkst.
Beherrsche deine Geschwindigkeit und deine Fahrweise:
Fahre immer auf Sicht. Passe deine Geschwindigkeit und deine Fahrweise deinem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte an.
Beachte die Vorfahrtsregeln:
Wenn du von hinten ankommst wähle deine Fahrspur so, dass du vor dir fahrende Skifahrer*innen und Snowboarder*innen nicht gefährdest.
Beim Überholen Abstand halten:
Überholt werden darf egal aus welcher Richtung du kommst. Doch wahre den Abstand zum überholten Skifahrer*in oder Snowboarder*in, so dass für alle folgenden Bewegungen genügend Raum bleibt.
Umsicht beim Anfahren und Einfahren:
Beim einfahren in die Piste oder nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts schwingen oder steigen, musst du dich nach oben und unten vergewissern, dass du dies ohne Gefahr für dich und andere tun kannst.
Bleib sichtbar beim Anhalten:
Vermeide dich ohne Not an engen oder unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt aufzuhalten.
Bleibe beim Aufstieg und Abstieg zu Fuß immer am Rand der Abfahrt.
Beachte etwaige Hinweisschilder und Markierungen an der Piste.
Sei bereit bei Unfällen anderen Hilfe zu leisten.
Trage deinen Ausweis mit dir:
Auf den Pisten herrscht Ausweispflicht, um im Falle eines Unfalles deine Personalien anzugeben.
Was leistet die Recco-Technologie beim Freeriden?
Die Recco-Technologie kann beim Off-Piste Skifahren sehr hilfreich sein. Wir haben einige Argumente gesammelt, die dir helfen zu entscheiden, ob du beim Freeriden auf die Recco-Technologie bauen möchtest.
Das Recco-System ist zweigeteilt:
1. Das Recco-System besteht aus einem passiven Reflektor, der in der Kleidung oder Ausrüstung des Sportlers integriert ist, und einem aktiven Detektor, der von professionellen Suchteams bedient wird.
2. Das Gegenstück ist das Recco-Ortungssystem, welches professionelle Retter mit sich führen, um verunfallte Bergsportler im freien Gelände zu finden. Die Suche aus dem Luftraum ist bis zu einem Radius von 200 Metern möglich. Befindet sich die verunglückte Person im (oder unter dem Schnee) beträgt die Reichweite nur circa 30 Meter. Die aktive Suche mit dem Recco-Detektor ist ausschließlich professionell ausgebildeten Rettungsteams vorbehalten.
Das solltest du beachten: Die Recco-Technologie ist kein Ersatz für eine LVS-Ausrüstung, zum Beispiel einem Lawinenverschüttetensuchgerät.
Warum ist ein LVS beim Freeriden unverzichtbar?
Eine Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS)-Ausrüstung ist unerlässlich, wenn du im Winter abseits gespurter Pisten unterwegs bist. Es kann die Sicherheit beim Off-Piste Skifahren erheblich erhöhen, bietet jedoch keine absolute Garantie.
Wozu dient ein LVS?
Das LVS dient zur Ortung von verschütteten Personen. Es bietet einen Sende- und einen Empfangsmodus. Damit die Geräte optimal funktionieren können, sollte sowohl die verschüttete als auch die suchende Person ein funktionierendes und eingeschaltetes LVS-Gerät bei sich haben.
In diesen Situationen solltest du zwingend ein LVS-Gerät dabei haben:
Bei extremen und hochalpinen Wander- und Klettertouren oder beim Eisklettern.
Wenn du abseits von regulären Pisten unterwegs bist.
Bei unvorhersehbaren Wetterbedingungen, bei welchen Lawinenabgänge wahrscheinlich sind.
Eine LVS-Ausrüstung ersetzt nicht die Notwendigkeit, sich über die aktuellen Schnee- und Wetterbedingungen zu informieren und vorsichtig zu sein.
Welche Arten von LVS-Geräten gibt es?
Das klassische LVS-Gerät sendet ein Signal aus, das von anderen Geräten empfangen werden kann, um deine Position im Falle eines Lawinenabgangs zu bestimmen.
Der Markt bietet verschiedene Arten von Lawinenverschüttetensuchgeräten (LVS)-Ausrüstungen, für die du dich fürs Off-Piste Fahren entscheiden kannst:
- Ortovox Diract Voice, das erste LVS-Gerät mit Sprachnavigation
- Arva stellt verschiedene Modelle von LVS-Geräten her, darunter das Arva EVO 5 und das Arva NEO Pro123
oder das Arva Neo BT Pro, ein kompaktes Gerät mit guter Reichweite und einem analogen Modus
- Black Diamond: Black Diamond produziert das Guide BT LVS-Gerät
- Mammut ist bekannt für das Barryvox S LVS-Gerät
- Pieps: Pieps stellt das Pro BT und das Powder BT LVS-Gerät
- BCA (Backcountry Access): BCA produziert das Tracker 3 und das Tracker S LVS-Gerät
Welche Ausrüstung ist neben einem LVS-Gerät für's Freeriden sinnvoll?
Neben deinem LVS-Gerät, macht es Sinn eine Schaufel und eine Sonde sowie ein Lawinen-Airbag dabei zu haben. Eine Lawinenschaufel ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder LVS-Ausrüstung. Sie wird verwendet, um Schnee zu entfernen und eine verschüttete Person auszugraben. Mit den bloßen Händen hat das noch niemand geschafft.
Eine Lawinensonde wird verwendet, um die genaue Position und Tiefe einer verschütteten Person unter dem Schnee zu bestimmen. Sie ist ein langer, stabiler Stab, der in den Schnee gesteckt wird, um den Widerstand zu fühlen. Dann besitzt du eine vollständige Lawinen-Sicherheits-Ausrüstung.
Deine LVS-Ausrüstung kommt hoffentlich nie, jedoch erst nach einem Lawinenabgang zum Einsatz, wenn eine Person verschüttet wurde.
Warum vermindert ein Lawinenairbag das Risiko verschüttet zu werden?
Ein Lawinenairbag kann dazu beitragen, dass du im Falle eines Lawinenabgangs an der Oberfläche einer Lawine bleibst und nicht verschüttet wirst. Der Airbag wird in einem Rucksack getragen und füllt sich bei einer Lawine unmittelbar mit Luft, so dass die betroffene Person an der Oberfläche der Schneemassen bleibt.
Der Lawinenrucksack - So wird der Lawinenairbag am besten transportiert
Bitte beachte, dass die Wahl des richtigen Skitourenrucksacks mit Lawinenairbag von verschiedenen Faktoren abhängt. Deine spezifischen Bedürfnisse und Vorlieben, sowie die spezifischen Funktionen und Eigenschaften jedes Rucksacks spielen dabei eine Große Rolle. Informiere dich vor dem Kauf gründlich, frage Experten um Rat oder lies die ausführlichen Testergebnisse des OUTSIDEstories Tester*innen-Teams.
Welcher Skitourenrucksack eignet sich für dich?
Grundsätzlich kannst du vier Arten von Skitourenrucksäcke unterscheiden, die sich je nach Einsatzzweck besser eignen. Lies dazu unseren Ratgeber Skitourenrucksäcke:
- Fast & Light-Skitourenrucksack
- Race- bzw. Speedskitourenrucksack
- Allround-Skitourenrucksack
- Skialpinismus-Rucksack
Der Markt bietet verschiedene Hersteller von Skitourenrucksäcken mit Lawinenairbags. Wir haben die wichtigsten für dich zusammengestellt:
ABS: ABS stellt den A.light Tour 25 - 30 l
Arva: Arva produziert den Reactor Tour 32 Switch12
Black Diamond: Black Diamond stellt den Jetforce Pro Pack 10
Mammut: Mammut produziert den Tour 30 Removable Airbag 3.02.
Osprey: Osprey stellt den Soelden Pro AVY 32
Ortovox: Ortovox stellt den Avabag Litric Tour 28S
Pieps: Pieps stellt den Jetforce BT 25
Bitte sei dir beim Freeriden jederzeit bewusst, dass das Fahren abseits der Pisten immer mit einem erhöhten Risiko verbunden ist. Zudem empfehlen wir dringend einen LVS-Kurs zu besuchen.
Das Team von OUTSIDEstories wünscht dir viel Spaß und jederzeit sicheren Aufstieg und eine ebensolche Abfahrt. 🎿
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