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Test: EDELRID Swift Pro Dry 8,9mm (40m) - Kletterseil

EDELRID Swift Pro Dry 8,9mm (40m) - Kletterseil
Eines der schönsten, dünnsten und leichtesten Einfachseile.
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • leicht (52 g/m)
  • dünn (8.9 mm)
  • imprägniert (Pro Dry)
  • gute Gleiteigenschaften
  • Dreifachzertifiziert (1, ½, zw.)
  • in beliebiger Länge erhältlich

Nachteile

  • geringer Mantelanteil (34 %)
  • teuer und dabei nur gezielt einsetzbar

Bewertung

An den höchsten Bergen der Alpen ist eine leichte Ausrüstung und ein schnelles und sicheres Vorankommen alles. Was liegt da näher, als sich das mit 8.9 mm dünnste dynamische Einfachseil zuzulegen. Der hohe Preis und die geringe Lebenserwartung mag den ein oder anderen abschrecken. Aber wenn es wirklich drauf ankommt, lohnt es sich ungemein.

Überlege aber vor einer solchen Anschaffung immer genau, für welchen Zweck du nach dem dafür besten Seil suchst. Denn einfach nur nach dem zu greifen, was besonders dünn und leicht ist und damit an der Spitze der Entwicklung zu stehen scheint, kann auch ganz schön nach Hinten los gehen.

auf Tour 1auf Tour 2

Veredelung

Das Gewicht und den Durchmesser eines Kernmantelseils so herunter zu schrauben gelingt nur, wenn am Mantelanteil (34 %) deutlich gespart wird. Das hat natürlich zur Folge, dass das Seil nicht allzu robust und langlebig ist. Dennoch kann das SWIFT Pro Dry auf Grund der Veredelungsprozesse so einiges.

Die Thermo Shield Behandlung ist Standard bei alles Edelrid Seilen. Sie beschreibt einen thermischen Prozess, durch den Mantel- und Kerngarne perfekt aufeinender abgestimmt werden. Durch das Entspannen und Ausschrumpfen der Fasern werden die Gleiteigenschaften der Gerne innerhalb des Seils harmonisiert und ein geschmeidiges und kompaktes Seil erhalten, welches weder nachschrumpft noch steif wird.

Die Pro Dry Imprägnierung umfasst beim SWIFT Pro Dry die Mantelgarne und die Kerneinlagen. Zuerst wird der Kern und nach dem Flechten nochmal das ganze Seil imprägniert und die Imprägnierung anschließen thermisch fixiert. Imprägnierte Kerneinlagen lassen sich bei Edelrid anhand der leichten Rotfärbung erkennen. Unimprägnierte Seile können bis zu 50 % ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Nicht nur, dass ein nasses Seil sehr schwer wird und zudem beträchtlich an Sicherheitsreserven einbüßt. Es kann auch einfrieren, was das Seilhandling mindestens erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht. Der UIAA Dry Standard legt die Wasseraufnahmekapazität auf unter 5 % fest, was das SWIFT Pro Dry mit 1 bis 2 % übererfüllt.

Zusammengefasst ist ein Thermo Shield behandeltes Seil geschmeidig und kompakt, was das Handling verbessert und die Lebensdauer erhöht. Und ein zusätzlich Pro Dry imprägniertes Seil ist dauerhaft wasser- und schmutzabweisend, nimmt nicht mehr als 1 bis 2 % seines Eigengewichtes an Wasser auf, hat keine Leistungseinbußen bei Nässe und Kälte, weist eine hohe Abriebfestigkeit und beste Gleiteigenschaften auf und ermöglicht so auch einen geringen Durchmesser und ein geringes Gewicht bei einer anständigen Lebensdauer.

beim Sportkletternbeim Sportklettern 2

Normen / Einsatzbereich

Das Swift erfüllt drei Seilnormen: Einfach-, Halb und Zwillingsseil.

Als Einfachseil ist es dem ein oder anderen vielleicht zu dünn. Vor allem beim Sportklettern, wenn mit harten Stürzen gerechnet wird. Und wer seiner Ausrüstung nicht vertrauen kann, egal ob berechtigt oder nicht, der bringt sich eventuell dadurch in Gefahr, dass er sich dadurch nicht voll und ganz aufs Klettern konzentrieren kann.

Wer gerne Halbseile verwendet, den dünnen Schnüren aber nicht traut, für den ist das Swift vielleicht etwas. Auf dem Gletscher im Einzelstrang mehr als ausreichend und in heiklen Passagen doppelt genommen auch übertrieben sicher.

Mir wäre es dafür und spätestens in der Verwendung als Zwillingsseil viel zu dick. Wenn man schon doppelt so viel Seil mitschleppt, wie eigentlich für die zu kletternden Seillängen benötigt, dann doch bitte was schön Dünnes und Leichtes.

Ich habe z. B. zwei Mammut Halbseile (8.3 mm, 50 / 60 m). Das reicht für Gletschertouren völlig aus und bietet doppelt genommen ein ordentliches Backup beim Klettern. Aber wenn es nicht gerade an alpine Eis- oder Mixedrouten geht, braucht man keine zwei davon. Bin ich mit 4 oder 5 Leuten in einer Seilschaft und brauche für eine Gletschertour ein Seil, das länger ist als mein Edelrid Swift (8.9 mm, 40 m), so nehme ich aber gern eines der Halbseile mit.

Das Edelrid Swift erfüllt zwar all diese Normen, was aber nicht bedeutet, dass es für alle diese Verwendungsarten optimal geeignet ist. Ich verwende es lediglich als Einfachseil auf Hochtouren, wo ich ein möglichst leichtes Seil benötige und nicht mit schweren Stürzen rechne.

MantelschadenMantelschaden 2

Daten

Durchmesser: 8.9 mm

Gewicht: 52 g/m

Verfügbare Längen: als Meterware von der Rolle, oder in 60, 70, 80, 200 m

Mantelanteil: 34 %

Kernanteil: 66 %

Einfach- / Halb- / Zwillingsseilprüfung

Sturzzahl: 7 / 22 / 22

Fangstoß: 8.8 / 6.7 / 10.4 kN

Dynamische Dehnung: 33 / 30 / 28 %

Statische Dehnung: 9 / 8.6 / 5.3 %

Zum Einordnen die Vorgaben aus der EN 892 für Einfachseile: Das zu erfüllende Minimum liegt bei 5 Stürzen mit 80 kg bei einem Sturzfaktor von 1.75. Der Fangstoß darf beim ersten Sturz maximal 12 kN betragen. Die Seildehnung darf maximal 40 % beim ersten Sturz und maximal 10 % bei einer statischen Belastung mit 80 kg betragen. Die Knotenweite eines Überhandknotens unter definierter Belastung darf das 1.1-fache des Seildurchmessers nicht überschreiten. Die Mantelverschiebung darf nach dem gesamten Prüfverfahren nicht höher als 1 % sein.

gefertigt in: Deutschland

Zertifizierungen: UIAA, CE0123, EN 892

Norm: Einfach-, Halb-, Zwillingsseil

Seil an sichSeil an sich 2

Umwelt und so

Edelrid stellt seit über 150 Jahren Seile her, entwickelte 1953 das erste Kernmantelseil und hat auch in der Entwicklung umweltfreundlicherer Produktion etwas vorzuweisen. 2009 wurde im Hause Edelrid das erste Seil gefertigt, das den strengen Anforderungen des bluesign® Standards entspricht. 2010 erhält Edelrid die EMAS / DIN ISO 14001 Zertiizierung für nachhaltige Verantwortung. 2016 bringt Edelrid das erste Upcycling Seil auf den Markt, welches komplett aus Restgarnen hergestellt wird. 2018 produziert Edelrid das weltweit erste PFC freie Seil, das zugleich den UIAA Standard für wasserabweisende Seile erfüllt.

Diese Zertifizierungen und Auszeichnungen könnten einen dazu motivieren ein etwas teureres Seil einer großen Marke zu kaufen. Aber mal ehrlich, ich greife nicht nach einem Billigseil, weil da später mal mein Leben dran hängt. Nicht, dass es in Deutschland Seile zu kaufen, die die nötigen Normen nicht erfüllen. Aber nur, wenn ich weiß, dass in meiner Sicherungskette nur die hochwertigsten Glieder verbaut sind, kann ich mich voll und ganz aufs Klettern konzentrieren. Und nur wenn ich voll konzentriert bin, bin ich mit maximaler Sicherheit unterwegs.

Resümee

Das Seilhandling mit so leichten und dünnen Seilen ist einfach großartig. Auf Solo Touren nutze ich zwar die statische Petzl Rad Line (6 mm, 60 m) mit der sich noch Gewicht einsparen lässt und die zusammen mit der Mammut Nano8 hervorragend zum Abseilen ist. Auf Hochtouren in einer Zweier- oder Dreierseilschaft werde ich aber wie bisher stets zum Edelrid Swift Pro Dry greifen.

Im Sportklettern dürfte es für finale Versuche an besonders schwersten Projekten ebenso einen kleinen Vorteil bringen. Wird jedoch eher ein Arbeitstier fürs Sportklettern in der Halle oder am Fels benötigt, so lohnt sich der erhöhte Komfort durch gutes Seilhandling und geringe Seilreibung nicht. Hier kann der geringe Mantelanteil und eine damit einhergehend geringere Lebenserwartung zu einer herben Enttäuschung führen. Zwar sind Enttäuschungen prinzipiell nichts Schlechtes. Doch wäre es noch besser, sich gar nicht erst zu täuschen.

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