Hochwertige Matte, guter Komfort, aber hoher Preis
Vorteile
- Guter Liegekomfort
- Geringes Gewicht
- Kleines Packmaß
- Mumiendesign
- Großer Pumpsack
Nachteile
- Etwas teuer
- Reparaturset etwas schwach
Bewertung
Exped dürfte wohl jedem, der sich schon einmal mit dem Thema "Outdoor" beschäftigt hat, ein Begriff sein. Das Unternehmen existiert bereits seit 1983 und stellt seit 1997 eigene Produkte her. Am bekanntesten dürften wohl die Isomatten von Exped sein.
Meine allererste Isomatte war auch von Exped. Gehalten hat diese aber nicht lange, da ich damit direkt neben dem Lagerfeuer übernachtet habe. Der Funkenflug sorgte dafür, dass ich am Morgen ohne Isomatte munter wurde. Fast 20 Jahre später und um viele Erfahrungen reicher hat mich nun die Ultra 3R Mummy Isomatte von Exped erreicht, welche ich auf mehreren Touren auf Herz und Nieren testen durfte.
Zuerst einmal ein paar Daten zur Isomatte:
Die Matte ist in drei Größen erhältlich. Ich habe die Größe LW getestet.
Gewicht:
- M: 365 g
- MW: 440 g
- LW: 465 g
Dicke:
- 7 cm
Breite:
- M: 52 cm
- MW: 65 cm
- LW: 65 cm
Länge:
- M: 183 cm
- MW: 183 cm
- LW: 197 cm
Fußumfang:
- M: 35 cm
- MW: 42 cm
- LW: 42 cm
R-Wert (ASTM):
- 2.9
Temperatur:
- -5 °C
Packmaß:
- M: 21 x 10,5 cm
- MW: 21 x 11 cm
- LW: 21 x 11,5 cm
Das Außenmaterial besteht aus recyceltem 20D Ripstop-Material. Im Lieferumfang sind ein Pumpsack, ein Packsack sowie ein Reparaturset enthalten.
Erster Eindruck
Beim ersten Auspacken fällt sofort das geringe Packmaß auf. Dieses gefällt mir sehr gut und reiht sich in die Größenordnung meiner bereits getesteten Isomatten wie die Big Agnes Rapid SL oder die Therm-a-Rest NeoAir X-Therm ein.
Das Gewicht ist mit 465 Gramm auf jeden Fall akzeptabel, vor allem wenn man die Dicke von 7 Zentimetern beachtet. Der R-Wert fällt jedoch vergleichsweise gering aus mit 2,9. Da war ich schon gespannt, wie sich die Matte im Hochgebirge schlagen würde, wo es auch im Sommer recht kühl werden kann.
Auf der Rückseite der Isomatte findet man zwei Ventile: einmal zum Aufpumpen und einmal zum Auslassen. Diese lassen sich einfach öffnen und benötigen auch zum Verschließen nicht so unangenehm viel Kraft wie manche anderen Modelle von der Konkurrenz. Also ging es ans erste Aufblasen. Der große gelbe Pumpsack lässt sich sehr schnell mit Luft füllen und die "Schnozzel" lässt sich super mit dem Ventil verbinden. Dadurch bleibt der Anschluss auch flexibler als bei anderen Modellen, wo der Pumpsack ohne "Schlauch" verbunden wird.
Beeindruckt war ich von der Größe des Pumpsacks. Nicht einmal dreimal musste ich den Pumpsack befüllen, um die Isomatte wirklich randvoll zu bekommen. Das geht bei anderen Modellen deutlich schlechter. Auch das Material des Pumpsacks ist wirklich sehr leicht, wodurch es einfacher ist, viel Luft im Pumpsack zu behalten. Pumpsäcke aus schwererem Material fallen oft wieder schnell in sich zusammen und verdrängen die zuvor im Inneren gesammelte Luft wieder, bevor man ihn zusammenfalten kann. Das ist hier auf jeden Fall nicht der Fall.
Ich hatte auch einmal die "KSK-Isomatte" von Exped mit dem integrierten Pumpsack. Dieses System konnte mich damals überhaupt nicht begeistern, da gefällt mir dieser Pumpsack viel, viel besser. Außerdem geht das Aufpumpen um ein Vielfaches schneller.
Also einmal Probeliegen. Der Liegekomfort hat sich bei meinen bisherigen Exped-Isomatten in Grenzen gehalten. Die längliche "Röhren-Form" hat bei mir immer für einen Wassermatratzen-Flair gesorgt anstatt für ein echtes Matratzen-Gefühl. Bei diesem Modell ist mir jedoch aufgefallen, dass der Höhenunterschied zwischen den Röhren geringer ist als bei meiner ersten Isomatte.
adurch entsteht eine "glattere" Liegefläche. Besonders gefällt mir die Mumienform. Bei der zuvor getesteten Big Agnes hatte ich das Problem, dass die Hände einfach keinen Platz mehr finden, wenn man auf dem Rücken liegt. Bei der Ultra 3R Mummy von Exped gibt es dieses Problem nicht. Die Matte ist wirklich in einer angenehmen Größe ohne Kompromisse. In jeglicher Liegeposition bietet die Isomatte einen hohen Komfort und man rutscht auch nicht ständig umher. Von der Isolierung konnte ich beim Probeliegen noch nicht allzu viel bemerken, diese sollte sich aber im Einsatz noch bemerkbar machen. Also ging es hinaus auf die ersten Touren mit der Exped Ultra 3R Mummy.
Im Einsatz
Die ersten beiden Touren mit der Exped-Isomatte waren noch in Talnähe bei relativ warmen Bedingungen. Da war noch keine Isolation notwendig und die Nacht verbrachte ich einfach draußen, ohne Zelt, nur mit einem kleinen Groundsheet zum Schutz der Matte vor dem Untergrund.
Obwohl ich glaube, dass die Matte auch ohne eine Unterlage gut zurechtgekommen wäre. Das Material wirkt wirklich sehr robust und insgesamt ist die Matte sehr hochwertig verarbeitet. Gerade bei einer Nacht draußen ohne Zelt genieße ich es, am Rücken zu liegen und die Sterne zu beobachten. Da ist die Mumienform wirklich perfekt dafür geeignet. Die Hände können bei dieser Größe ganz entspannt neben einem liegen, ohne dass sie von der Matte hinunterrutschen.
Insgesamt macht die Matte auch nicht viel Lärm, wenn man sich darauf bewegt. Das ist ja so ein Manko an meiner geliebten Xtherm von Therm-a-Rest, die raschelt schon erheblich. Die Exped macht das auf jeden Fall nicht, bzw. bei weitem nicht in diesem Ausmaß. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich in der Nacht das Gefühl, dass es von unten kalt heraufgehen würde.
Also ist die Isolation für eine Sommernacht bei knappen 20 °C mehr als ausreichend. Beim Zusammenfalten habe ich dann bemerkt, dass, wenn man den Packsack mit aufrollt, man den Verschluss von diesem verwenden kann, um die Isomatte kompakt zu halten. Hier ein Bild davon, damit ihr wisst, was ich meine.
Zu Beginn habe ich nicht gewusst, wofür der Verschluss an einem Pumpsack gut sein soll, aber dieser Verwendungszweck hat mir sehr gut gefallen. Zu einem weiteren zweckentfremdeten Einsatz des doch sehr großen Pumpsacks kam es dann bei einer weiteren Tour. Weil ich nicht alle Ausrüstungsgegenstände mit auf den Gipfel nehmen wollte und der Anstieg doch ein gutes Stück war, habe ich einen Teil der Ausrüstung an einer Weggabelung zurückgelassen. Weil Regen zu erwarten war, habe ich die Ausrüstung in den Pumpsack gepackt und diesen als Drybag verwendet. Das hat super funktioniert und auch der darin verstaute Pullover hat einen kurzen Schauer darin trocken überstanden.
Ein weiteres Detail, welches mir sehr gut gefallen hat, ist, dass das Reparaturset im Packsack inkludiert ist. So macht es z.B. auch Nemo und andere Hersteller, was ich sehr lobenswert finde. Meiner Meinung nach dürfte das Set aber doch etwas umfangreicher sein. Darin enthalten ist lediglich eine kleine Tube PU-Kleber sowie ein Flicken. Diese Art der Reparatur empfinde ich eher geeignet für einen Service zu Hause und nicht unterwegs.
Wenn ich unterwegs Ausrüstung reparieren muss, verwende ich mittlerweile fast ausschließlich Tear-Aid Patches. Diese halten meiner Erfahrung nach mindestens genauso lange und so gut wie eine Reparatur mit PU-Kleber und sind in wenigen Minuten erledigt. Bei Schäden an der Naht funktionieren diese freilich nicht. Aber es wäre eine Überlegung, ob der Hersteller hier nicht noch ein paar kleine Tear-Aid Patches und Alkoholtücher beilegen möchte. Die Alkoholtücher wären auch für eine Reparatur mittels PU-Kleber gut geeignet und habe ich hier vermisst. Wenn ich mitten in der Nacht munter werde und die Matte ein Loch hat, werde ich nicht mit PU-Kleber zum Reparieren anfangen; einen Patch würde ich aber eventuell schon schnell drüber kleben, um gemütlich weiterschlafen zu können. Platz ist im Packsack ja noch genug, so kann sich dann jeder selbst mitnehmen, was er möchte.
Auch bei den folgenden Nächten blieb für mich das Highlight das schnelle Aufpumpen. Ich war jedes Mal wieder überrascht, dass die Matte nach nur zwei Füllungen komplett voll war. Das bin ich einfach anders gewohnt. Ob es an dem leichten Material, dem Schlauchdesign oder einfach nur an der Größe lag, konnte ich nicht genau eruieren, begeistert war ich dennoch. Ein super Gefühl, wenn man nach einer langen Tour einfach schnell auf seiner Matte liegen kann und nicht wie die anderen sich noch die Seele aus dem Leib pusten muss, bis die Matte endlich voll ist.
Es folgte dann eine erste Nacht im Hochgebirge auf der Exped Ultra 3R Mummy. Wieder mit einem kleinen Groundsheet darunter, weil der Untergrund nur aus Steinen bestand und ich keine Löcher riskieren wollte. Die Tiefstwerte lagen bei ca. 8-10 Grad.
Der R-Wert mag mit 2,9 vergleichsweise gering wirken, dennoch spürte ich keinerlei Kälte von unten, obwohl die Steine ihre gespeicherte Wärme schnell verloren haben. Komischerweise habe ich bei denselben Bedingungen schon mehr Kälte von unten verspürt mit Matten, die einen höheren R-Wert aufweisen. Ich habe dann extra bei allen Matten recherchiert, ob diese nach ASTM getestet wurden, und ja, alle geben das an.
Somit muss es auch konstruktionsbedingt Vorteile geben, welche die Exped für sich zu nutzen weiß. Wieso der Wert dennoch so niedrig ausfällt, verstehe ich nicht. Das ist natürlich alles rein subjektiv, aber aus meiner Warte fühlt sich die Matte wärmer an als nur 2,9. Da wäre ein Direktvergleich im Winter interessant. Insgesamt ist die Matte aber auch noch einmal um 100 Gramm leichter als z.B. die Xtherm von Therm-a-Rest, was ja doch schon einiges ist. Der Unterschied der R-Werte ist aber auch erheblich, mit 7,3 zu 2,9.
Auf jeden Fall verlief die Nacht sehr ruhig und mir fröstelte zu keinem Zeitpunkt. Die Dicke der Matte hat auch den Untergrund perfekt ausgeglichen, sodass ich von den Steinen nichts spürte. Und obwohl sich einige spitze Steine schon gut in das Groundsheet gearbeitet haben, hat die Matte allem standgehalten und keinerlei Gebrauchsspuren aufgezeigt.
Fazit
Insgesamt hat mir der Test der Exped Ultra 3R Mummy viel Freude bereitet. Die Matte ist wirklich sehr hochwertig verarbeitet. Man kann sie sehr schnell aufpumpen und der Liegekomfort ist wirklich sehr gut. Obwohl ich anfangs von dem länglichen Röhrendesign etwas abgeschreckt war – denn die schlimmsten Nächte habe ich auch auf Matten mit so einem Design verbracht – macht dieses Modell hier einen guten Eindruck.
Meiner Meinung nach gibt es definitiv Matten mit einem höheren Liegekomfort. Negativ fällt er bei dieser Matte aber ganz sicher nicht auf. Das Mumiendesign finde ich wirklich super. Viel Platz für die Arme und auch ideal für mehr Bewegungsfreiheit in der Nacht. Wer sich im Schlaf viel bewegt, wird hier auch Freude damit haben, weil man nicht sofort von der Matte fällt und so deutlich erholsamer schlafen kann. Die Matte wirkt auf jeden Fall so, als ob man viele Jahre hinweg damit seine Freude haben kann, ein durchdachtes Modell mit guter Qualität.Dennoch wäre es noch spannend gewesen, die Nacht in noch kälteren Bedingungen damit zu verbringen, um zu sehen, wo wirklich die Grenzen der Ultra 3R Mummy liegen.
Zu guter Letzt möchte ich noch auf einen Kritikpunkt eingehen, den ich an der Matte, neben dem etwas schwachen Reparaturset gefunden habe: das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Matte ist im Vergleich zur Konkurrenz meiner Meinung nach doch etwas teurer. Bei anderen Herstellern gibt es Matten mit einem deutlich höheren R-Wert bei zum Teil geringerem Gewicht als es die Exped Ultra 3R Mummy bieten kann.
Exped ist halt auch kein No-Name in diesem Bereich, sondern so ziemlich eines der renommiertesten Unternehmen. Dennoch bleibt es im Hinterkopf, dass man für die 200 € auch eine 4-Jahreszeiten-Matte bekommen kann. Da bleibt halt die Frage, ob man eine 4-Jahreszeiten-Matte auch das ganze Jahr über mitschleppen will, wenn es leichtere Varianten gibt, die auch ausreichend isolieren.
Nicht falsch verstehen, die Matte ist sicherlich ihr Geld wert und nicht überteuert, aber die Konkurrenz schläft nicht, und mit allen amerikanischen Herstellern, die immer mehr auf den europäischen Markt drängen, wird der Kampf um das beste Preis-Gewichts-Isolierwert-Packmaß-Verhältnis sicher noch erbitterlicher gekämpft werden.
Allen, die eine 3-Jahreszeiten-Matte mit geringem Gewicht, hochwertiger Verarbeitung und gutem Liegekomfort suchen, kann ich die Exped Ultra 3R Mummy nur wärmstens empfehlen, auch wenn sie etwas teurer ist als einige Konkurrenzprodukte.