Wenn man ein geeignetes Rad hat, ist dies eine gute Tasche!
Vorteile
- Halterung kann am Rad verbleiben
- Wasserdichte Tasche
- Ventil zur Komprimierung
- Reflektierender Schriftzug
- Gummizug oben auf der Tasche
Nachteile
- Einschränkungen in der Montage
- Probleme an verschiedenen Rädern
- Keine Tragegurte
- Verwirrende Angaben über Wasserdichtigkeit
Bewertung
Auf meinen letzten Touren hat mich die Lenkertasche von Deuter mit 14l Volumen begleitet.
Mit der aus Sattel-, Lenke und Rahmentasche bestehenden Cabezon-Serie hat Deuter sich ins Bikepacking-Geschäft eingebracht. Testberichte zu der Satteltasche und der Rahmentasche befinden sich unter den folgenden beiden Links. Sattel: https://is.gd/P7BiGB und Rahmen:https://is.gd/iSOzdc.
Zunächst werde ich ein paar allgemeine Dinge ansprechen und dann genauer ins Detail gehen :)
Allgemeines
Die Lenkertasche ist (wie die beiden anderen Taschen) in den Farben desert-black oder atlantic-black (auf meinen Bildern) bei Deuter im Programm.
Als Größe steht die Tasche nur mit einem Volumen von 14 Litern zur Verfügung (mehr dazu später). Voll bepackt kommt die Tasche laut Deuter auf die Maße 20x45x23 (HxBxT) und wiegt zusammen mit der Halterung 600g. Die Tasche ist mit einem reflektierenden Schriftzug ausgestattet und kostet im UVP 100€.
Deuter
Die Marke 'Deuter' steht für mich für tolle Produkte, aber auch für ein Unternehmen, dessen Produkte ich gerne nutze und in der Öffentlichkeit zeige. Das liegt an der Philosophie die vertreten wird. Deuter besticht durch Transparenz und hat auf der homepage verschiedenen Ziele, Versprechen und Standards aufgelistet, an denen sich das Unternehmen orientiert. Es finden sich verschiedene Aspekte aus den Gebieten Klima, Mensch und Natur wieder. Wen das interessiert, dem würde ich empfehlen, die homepage einmal genauer anzusehen. Unter den Punkten "Verantwortung" und "#deuter" finden sich viele Informationen.
Deuter bietet neben der zweijährigen Garantie auch einen lebenslangen Reparaturservice an. Dieser ist zwar kostenpflichtig, aber sofern ein reparierbarer Defekt vorliegt, können Artikel immer wieder eingeschickt werden, sodass sie möglichst lange genutzt werden können.
Im Fall der von mir getesteten Lenkertasche verzichtet Deuter in der Produktion auf PFAS. Das sind per- & polyfluorierten Chemikalien (umweltschädliche Substanzen), welche die Umwelt und unser aller Gesundheit belasten. Meist wird PFAS zur Generierung von Wasserdichtigkeit genutzt. Deuter setzt dabei laut eigener Aussage auf gesundheitlich unbedenkliche und umweltverträgliche DWR (Durable Water Repellency) Imprägnierung.
Montage
Die beiden anderen Taschen der Serie sind sehr unkompliziert zu montieren. Bei der Lenkertasche hatte ich da leider mehr Probleme. Die Halterung bietet auch hier eine gewisse Flexibilität in der Montage, jedoch nicht genug, dass ich die Tasche problemlos an jedes Fahrrad montieren konnte. Am Mountainbike mit sehr breitem Lenker hatte ich wenig Probleme, am Tourenrad und MTB mit schmalerem Lenker entstand ein unvorteilhafter Druck auf die Verbindungen zwischen den Kabeln und Bremsen bzw. Schaltung.
Am Rennradlenker musste ich ein paar Varianten ausprobiere, wie ich Kabel und Tasche anordne, um weiterhin lenken zu können.
Um die Tasche am Lenker zu montieren, wird diese mit zwei Gurtbändern am Lenker befestigt. Anschließend wird ein drittes Gurtband um den Vorbau „geschlungen“ und auf der anderen Seite an der Halterung mit Klettverschluss befestigt, damit die Halterung nicht um den Lenker rum rotiert.
Die zwei Befestigungsbänder für den Lenker sind mit je zwei Schaumstoffblöcken als Platzhalter ausgestattet. Wahlweise können aber auch ein oder beide Blöcke entfernt werden; dann sitzt die Tasche näher am Lenker.
Ich habe viel mit der Montage experimentiert und eine gute Lösung für meinen breiten MTB-Lenker gefunden. Dort habe ich das Gurtband unten aus dem Schaumstoffblock rausgezogen, die Kabel dazwischen gelegt, das Band wieder eingefädelt und dann montiert. So konnte ich gewährleisten, dass keine Kabel gebogen werden, die Lenkfähigkeit aber erhalten bleibt.
An meinen schmaleren Lenkern (anderes MTB und Tourenrad) hat die Option leider nicht funktioniert. Hier sind die Schaumstoffblöcke in meinen Augen einfach zu groß, da sie immer auf die Verbindungsstellen zwischen Kabelzug und Bremse oder Schaltung drücken.
Ich habe versucht, die Tasche über die Verbindung um den Vorbau herum einfach höher zu montieren, dass kein Kontaktpunkt zwischen Schaumstoffblöcken und Kabelverbindungen mehr besteht (siehe Foto), allerdings hat dies nicht wirklich gereicht und hat sich beim Fahren nicht so gut angefühlt. Am sinnvollsten für die zwei Fahrräder wäre es, die Schaumstoffblöcke etwas zuzuschneiden, um so mehr Freiraum zu schaffen.
Am Rennrad hat man das Problem der Druckstellen aufgrund der anderen Kabelverlegung am Rennradlenker natürlich nicht. Hier war die Herausforderung, die Kabel an sich so um die Halterung herumzulegen, dass das Lenkverhalten des Rads nicht behindert wird. Da habe ich verschiedenen Optionen probiert und am Ende eine gute Lösung gefunden. Verwundert hat mich hier aber der geringe Abstand zwischen der Halterung zum Vorderreifen. Auf unebenem Terrain (Wurzeln/ Bordsteine) sollte man schonmal darauf vorbereitet sein, dass sich Halterung und Reifen kurz (!) berühren. Die Halterung ist aber so robust, dass sie zumindest keinen Schaden davonträgt.
Nutzung
Anknüpfend an das Vorherige Kapitel starte ich mit der Nutzung am Rennrad. Nachdem die Halterung montiert war, wollte ich die Tasche befestigen und musste feststellen, dass diese nicht zwischen meine Griffe passt. Die Tasche war nicht leer, aber auch nicht übermäßig voll. Ich habe also Gepäck ausgepackt und die Tasche so weit geleert, dass das Schalten und besonders das Bremsen nicht durch die Tasche eingeschränkt werden.
Statt der angegebenen Breite von 45cm kam ich nur auf knapp 30cm und somit auch auf weniger Volumen. Mein Lenker ist knapp 36cm breit.
Neben dem Volumen der Tasche muss auch auf ein ordentliches Einrollen und Verschließen des Rolltops geachtet werden, da dies sonst nochmal einige Zentimeter verschwendet oder der Bremshebel sogar am Rolltop hängen bleiben kann.
Bei den anderen Rädern hatte ich bei der Nutzung keine Einschränkungen, da die Tasche vor den Bremsen war und ich diese ungehindert ziehen konnte.
An sich ist die Tasche praktisch aufgebaut. Sie kann von beiden Seiten geöffnet und geschlossenen werden und ist mit einem Ventil ausgestattet, um möglichst weit komprimiert werden zu können. Mittig ist das deuter-Logo und der Schriftzug in reflektierendem Druck angebracht. Hier bin ich hin und hergerissen, ob ich es schön finde, dass das ganze sehr schlicht und klein ist oder hier zur Ausnahme einen größeren Druck und damit mehr Reflektorfläche besser gefunden hätte (Foto ganz oben).
Oben auf der Halterung befinden sich Materialschlaufen und ein Gummizug, sodass dort beispielsweise noch eine Regenjacke befestigt werden kann.
Sehr schön für eine vielseitige Nutzung ist eigentlich, dass Tasche und Halterung zwei verschiedenen Gegenstände sind. So kann die Halterung nach erfolgreicher Montage am Fahrrad bleiben und nur die Tasche für den Einkauf, das Eis essen oder den Abend auf dem Campingplatz demontiert werden.
Was mich aber an dieser Stelle stört, ist, dass es keine Tragemöglichkeiten wie bspw. Ein Gurt gibt, sondern man die Tasche in der Hand oder unter dem Arm tragen muss. Hat man unter dem anderen Arm die Satteltasche, dann wird es schon schwer, noch etwas mit den Händen zu erledigen.
Verschlüsse
Die Verschlüsse der Halterung zur Montage sind allesamt Klettverschlüsse, während an den Verschlüssen, welche die Tasche mit der Halterung verbinden, auf Steckschnallen gesetzt wurde. Wie bei der Lenkertasche kann das überstehende Gurtband der Befestigungsschnallen eingerollt und mit einem kleinen Klettverschluss gesichert werden.
Das führt nicht nur dazu, dass das Ganze sehr aufgeräumt aussieht, man hat auch keine nervigen Bändel, die bei Wind oder höheren Geschwindigkeiten durch die Gegend flattern. Die Tasche an sich ist auf jeder Seite mit einem klassischen System aus Rolltop und Steckschnalle ausgestattet.
Material
Die Tasche ist aus reiß- und scheuerfestem Polyestergewebe, extrem robust und dank Beschichtung (ohne PFAS) laut deuter wasserdicht. Die genauen Materialzusammensetzungen finden sich auf der Deuter-Homepage wieder.
Auf der Verpackung der Tasche ist die Rede von wasserdichten Eigenschaften, während auf der homepage von deuter sowohl wasserdicht als auch IPX 4 (Schutz gegen Spritzwasser aus allen Seiten) steht. Um da mehr Gewissheit zu erhalten, habe ich mir die Tasche nochmal genauer angeschaut und getestet. Die Nähte sind alle getaped und versiegelt, sollten also dicht sein. Auch das Ventil sieht so aus, als ob es wasserdicht ist.
Bei meinen Touren hatte ich zwar sowohl Hagel als auch Regen, wollte aber nochmal auf Nummer sicher gehen und habe die Tasche in die Dusche gelegt und etwas Starkregen simuliert. Mein Fazit: Alles dicht! 😊
Fazit
Es gibt ganz sicher Räder, an die diese Tasche perfekt passt und deren Nutzer keinerlei Probleme in der Montage haben. Hier denke ich zunächst einmal an die modernen und aktuellen Gravelbikes oder modernere Touren-MTBs, deren Kabel möglichst innen verlegt sind. Bei meinen Rädern (für den Test vier verschiedene) sind allerdings einige Probleme in der Nutzung oder Montage aufgetreten, die teilweise jedoch durch etwas Erfindergeist in der Montage oder Abstriche beim Volumen der Tasche behoben werden können.