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Test: C.A.M.P. Dyon - Karabiner

C.A.M.P. Dyon - Karabiner
Ein schlanker und leichter KeyWire-Karabiner für Haken und Schlingen gleichermaßen.
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • nasenlos!
  • leicht
  • 10cm groß
  • hoher Offen-Bruchlast-Wert (11kN)
  • schlankes Design

Nachteile

  • geht immer noch leichter (dafür mit Nase)
  • vereisen? leichter Peitscheneffekt?

Bewertung

Gerade ist CAMPs neuer Schnappkarabiner auf den Markt gekommen.

Der Dyon.

Jetzt wartet auf seinen Einsatz als Expresse oder an mobilen Sicherungen.
Und das ganz ohne Nase!

CAMP ist nicht der erste Hersteller der nasenlose Drahtschnapper herstellt. Ein paar sehr unterschiedliche Konzepte und Namen. Der Zugang von CAMP ist völlig neu und eine schöne Idee: Keywire nennt sich ihr Patent. Ein Kofferwort aus Keylock und Wiregate. Und das sagt eigentlich schon alles. Hier kurz Allgemeines zu Schnappkarabinern (darunter gehts wieder um den Dyon ;D )

 

Allgemeines zu Schnappkarabinern:
Generell soll bei nasenlosen Drahtschnappern das Beste aus zwei Welten vereint werden. Bisher hatten Expressen oft zwei verschiedene Schnappkarabiner:

Hakenseitig einen „klassischen“ Schnappkarabiner mit Keylock-Verschluss:
+  keine Nase und somit kein „verhaken“ (siehe unten)
-   Offenbelastung durch „Peitschen-Effekt“ (daher nicht Seilseitig)
-   schwerer

Seilseitig einen Drahtschnapper:
+  leichter
+  kein „Peitschen-Effekt“
-   kann an der Nase im Haken hängen bleiben (daher Seilseitig)
-   seitlich überstehende Drahtbügel können am Fels aufgedrückt werden (Design-abhängig)

Bei einer Verwendung von Drahtschnappern am Haken oder am Drahtseil von Klemmkeilen die Gefahr des „verhakens“; als der Fehler, dass der Karabiner irrtümlich nicht vollständig eingehängt wird, sondern nur an der Nase hängt. Am Ende der Kräft halbherzig eingehängt könnte der Fehler übersehen werden: denn der Karabiner hängt zwar, ist allerdings geöffnet und wird bei einem Sturz in einem ungünstigen Winkel belastet. Resultat: Bruchlastwerte von ca. 2kN. Ein Karabinerbruch ist wahrscheinlich.

Nasenlose Drahtschnapper sind also Schnapp-Karabiner, die alle Vorteile eines Drahtschnappers bieten, aber keine „Nase“ besitzen sie sich verhaken könnte. Was Hakenseitig die Gefahr einer Offenbelastung minimiert und Seil- bzw. Schlingenseitig das Aushängen erleichtert. Diese Aufgabe meistert der Dyon schon mal sehr gut!

Zum eigentlichen Highlight des Dyon:
Die meisten Modelle verstecken den Drahtbügel unter einer Aluminium-Kapuze oder Draht-Schienen. Der DMM Shield und der PETZL Ange haben dabei außerdem den Bügel eliminiert um den Querschnitt des Kopfes kleiner zu halten.

Die Idee beim Dyon geht in eine neue Richtung: Über den Bügel am Ende des Drahtes wird eine Haube gestülpt und festgepresst, so entsteht ein tropfenförmiges Ende, das einen Keylock-Verschluss zulässt.

Somit sind die Vorteile beider Verschluss-Systeme gut vereint, gleichzeitig ist der Kopf des Karabiners nicht so wulstig. Im Gegenteil: Der Kopf läuft überraschend schmal und spitz zu. CAMP nennt diese Keylock-Variante Sphere-Lock womit der fast kugelförmige Verschluss beschrieben wird, der mehr Sicherheit bieten soll als die schienenförmige Konstruktion klassischer Keylock-Verschlüsse.

In Zahlen:
Die nackten Zahlen des Dyon überzeugen ebenso: 33g bei einer vollwertigen Größe von etwa 10cm. In dieser Größenliga gibt es keinen Leichteren! (Der Wild Country Helium hat ebenfalls 33g) Generell sind Nasenlose Drahtschnapper etwas schwerer als normale Drahtschnapper. (Edelrid Mission: 25g bei gleicher Größe)
Leichtere Drahtschnapper gibt es natürlich, diese sind aber kleiner. (ca. 20g mit Nase, 28g nasenlos). Gewichtsmäßig also sehr fein.

Die Bruchlast beträgt längs 21kN, quer 7kN und offen (sehr vertrauenserweckende!) 11kN.

Die Form:
Prinzipiell orientiert sich der CAMP Dyon am Design des CAMP Photon. Auch CAMP geht den Trend zu eher Spitz zulaufenden Karabinern mit, wodurch Seil bzw. Haken eher in Position (und weiter weg vom Schnapper) liegen bleiben. Neu ist allerdings die noch ausgeprägtere H-Form des Schenkels, wodurch eine höhere Offenbruchlast bei weniger Gewicht möglich ist. Außerdem ist so die Auflagefläche für das Seil noch breiter, was die Seilreibung reduziert und der Lebensdauer des Seils weniger abträglich ist.

Handling und Fazit:
Wer einen „normal“ großen Schnappkarabiner für alle möglichen Einsatzbereiche sucht, ist mit dem Dyon gut bedient. Der Verschluss ist das bisher schlankste Design eines nasenlosen Drahtschnappers, ähnelt dabei aber der klassischen Schnapper-Form (ich bin kein großer Fan der Form des Petzl Ange).

Das Handling ist besonders wegen der Größe sehr gut.
Außerdem finde ich die sehr dünne und schmale Spitze angenehm um den Karabiner auch in enge Haken zu bekommen bzw. in die Ablass-Öse von Tubern.

Der Dyon ist in 8 verschiedenen Farben erhältlich um zu den gängigen Klemmgerät-Farben zu passen. Für diesen Einsatz sind mir persönlich kleinere und leichtere Karabiner dann aber doch etwas lieber. Etwa der CAMP Nano 22 (mit Nase) oder der DMM Alpha Light (ohne Nase).

Als Express-Set wird der Dyon in drei verschiedenen Varianten angeboten. Eine mit breiter Schlinge, eine mit einer dünnen Dyneema-Schlinge und eine mit hakenseitigem Keylock-Karabiner. Letztere Variante erschließt sich mir nicht ganz.

Als Expresse ist er gut aufgehoben. Der Drahtbügel ist leicht gewölbt, was das Clippen vereinfacht und ich bisher nur von Keylock-Karabinern kannte. Ich werde ihn auf jeden Fall auch als Karabiner für Sanduhren und Köpfl-Schlingen weiterverwenden.

Ich mag den Dyon als Allround-Karabiner sehr. Wem 33g zu schwer sind, wird wohl eine Nase für weniger Gewicht in Kauf nehmen. Besonders beim Alpinklettern ist er super für alle möglichen Schlingen und für Alpin-Expressen, bei denen ich Karabiner mit Nase sehr nervig finden! Der Preis ist für einen frisch patentierten Karabiner sehr ok. Ich werde mir den Dyon auf jeden Fall für die Klemmkeil-Sträuße am Gurt noch in anderen Farben zulegen – die Größe und die schlanke Spitze ist dafür sehr fein.

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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Erstellt von rotpeter - Do, 03/09/2017 - 19:12

Zwei Fragen konnte ich nicht ganz klären. Mir scheint zwar, dass diese in der Praxis keine Rolle spielen, aber wäre auch theoretisch Interessant zu wissen ;)

1.: Ein Vorteil von Draht-Schnappern ist es angelich, dass sie beim Eisklettern nicht so schnell vereisen wie ein Keylock-Verschluss. Wie sieht es hier beim SphereLock-Verschluss von CAMP aus? Im Grunde ist dieser auch ein Keylock-Verschluss. Hab da keine Erfahrungswerte.
2.: Ein weiterer Vorteil von Draht-Schnappern ist die Minimierung des Whiplash-Effekts. (Durch einen Aufprall wird der Schnapper durch sein Eigengewicht aufgeschleudert – Peitschen-Effekt) Draht hat wenig Eigengeicht, daher kein Petscheneffekt. Beim Dyon liegt durch die Metallhülse ein Großteil des Gewichts am Ende des Drahtschnappers. Die nicht sonderlich wissenschaftliche "Hau die Exe auf die Handinnenfläche"-Methode ergibt: Keylock-Karabiner: Peitscht weit auf. Drahtschnapper: gar nicht. Dyon: hörbares kurzzeitiges Öffnen. Ob der Draht weit genug aufschnaptt, sodass der SphereLock nicht mehr greift bezweifle ich zwar, kanns aber nicht sicher sagen.

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