Eine Übergangsjacke, wie sie im Buche steht. Meine letzte Radtour Anfang April hatte alles zu bieten, wo diese Jacke ihre Stärken ausspielen kann. Temperaturen zwischen 0 und 8 °C, Regen- und Hagelschauer im Wechsel mit praller Sonne bei Tag, sowie klare schneidende Luft bei Nacht.

Auch wenn sich so früh im Jahr wenige nur auf die Saison vorbereiten und sie das Training ständig nach draußen treibt, wäre auch der tägliche Weg zur Arbeit ein trefflicher Anwendungszweck. Für mich traf beides zu und so habe ich diese Jacke über die letzten 6 Wochen ausgiebig getestet. Und im Ernst, sie ist eine gute Stufe unter einer wirklichen Winterjacke angesiedelt und löst so einiges geschickter als eine Hardshell-Jacke. Für das anspruchsvolle Wetter von März bis Mai oder Fahrten an kühlen Morgen und Abenden genau das Richtige.

Passform

Die Jacke sitzt genau, wie sie sitzen sollte, wenn man auf dem Rad sitzt. Der Schnitt ist eng, aber nicht zu eng anliegend - ein dünnes oder dickeres Fleece passt noch drunter - und perfekt vorgeformt. Der Kragen schließt sehr hoch und am Bauch wölbt sich das Material nicht allzu sehr, da der Saum recht hoch sitzt. Die Ärmel sind schön lang und schließen mit einem Gummizug gut ab. Es drückt und zieht nirgends und die Rückenpartie ist so weit runtergezogen, dass man auf einem Stuhl sitzend den Saum unter sich einklemmen würde.

Die Passform ergibt sich in erster Linie aus dem Schnitt der einzelnen Teile, aber auch das steifere Material an Vorder-, Oberseite und Flanken spielt sehr gut mit dem weicheren elastischen Material unter den Armen und am Rücken zusammen.

Highlights: enganliegend, lange Ärmel, hinten lang runtergezogen, bequem bei sportlicher Sitzposition

Features

Vorder- / Obermaterial transtex Shell: Das robuste Material hat mehr Zugkraft als das weichere Unter- und Rückenmaterial, ist aber genau so elastisch. Es ist zudem absolut winddicht, wasserabweisend / gefühlt wasserdicht und für ein Material mit Membran sehr atmungsaktiv. Der beste Wetterschutz bei großer Anstrengung, der einen nicht im eigenen Saft garen lässt.

Unter- / Rückenmaterial Race Elastic Warm: An allen Stellen, die nicht Wind und Wetter ausgesetzt sind, ist diese leicht wärmende aber sehr angenehm atmungsaktive Schicht verbaut. Sie trägt den verschiedenen Anforderungen an die Bereiche der Jacke Rechnung, sehr geschickt.

Rad-Formschnitt: Der Schnitt ist so, wie ich es auf dem Renn- und Gravelbike liebe. Anfangs hatte ich Probleme damit, dass im Gehen die Klamotten vorn unter ihr hervor schauen, aber auf dem Rad ist so wirklich nichts im Weg und auch Schultern und Ärmel passen sehr gut zu einer sportlicheren Sitzposition.

Kragen, Reißverschlussabdeckung und Ärmelabschluss: Der hohe Kragen, die sehr breite doppelte Abdeckung unterm Frontreißverschluss, sowie der Ärmel- und Saumabschluss verhindern zuverlässig jegliche Zugluft.

Saum hinten mit Gummizug und Silikonabschluss: Der tiefe Saum unten am Rücken rutscht dank Silikonbeschichtung nicht hoch und die mehreren Lagen der Taschen bieten sogar etwas Schutz gegen Spritzwasser.

Belüftungen 25 cm: Die Belüftungen an den Seiten könnten für meinen Geschmack gern noch mehr im Wind stehen, größer oder mehrere sein. Das Obermaterial ist wirklich so dicht, dass bei zu milden Temperaturen ruhig mehr Luft ihren Weg an die zu warmen Stellen finden können dürfte. Praktisch ist aber, dass sie sich während der Fahrt ganz gut einhändig öffnen und schließen lassen.

Einschub-und Reißverschluss-Trikot-Taschen: Die Taschen sind sehr gut proportioniert. Das Material ist zwar recht fest und könnte daher gut was fassen ohne zu sehr gedehnt herum zu schlackern. In die Taschen passt aber dank Dehnung auch gut was rein und sitzt dann sehr fest. Während der Fahrt sind sie so mäßig gut nutzbar.

Reflektoren: Reflektoren sind an der Jacke eher spärlich gesät. Die Farbe, in der ich sie fahre ist zwar zumindest von Vorn und der Seite gut sichtbar. Effektiv reflektieren tun aber nur die Kanten der beiden Einschubtaschen hinten an den Seiten, wo sie leider von Zeit zu Zeit unter einem Rucksack verschwinden.

Material

Die Bereiche mit gleichem Materialmix würde ich grob in 3 Kategorien unterteilen.

An Kragen, oberem Rücken, Schultern, Vorderseite und Flanken - kurz an allem was direkt im Wind steht - ist ein sehr festes, dichtes und stramm elastisches Material verbaut. transtex SHELL heißt dieses Gewebe und es kann so einiges um das andere Softshells es beneiden dürften. Ich sag´s mal so, Luft hindurch zu pusten oder zu saugen ist unmöglich und selbst in kräftigen Regen- und Hagelschauern blieb meine Kleidung darunter trocken. Die Lüftungen an den Seiten braucht es ab und zu und steigen die Temperaturen über 5 °C und die Motivation über ein gesundes Mittelmaß hinaus, kommt man um ein Öffnen des Frontreißverschlusses nicht herum. Dennoch scheint die Spanne bis sich die Hitze zu sehr darunter staut, recht groß zu sein.

An der Oberarmunterseite und der Unterarmrückseite sowie am gesamten Rücken bis runter zum Saum ist ein sehr dünnes, elastisches und stark Luftdurchlässiges Material verbaut. Dies schafft nicht nur Komfort und Bewegungsfreiheit, sondern lässt auch Körperwärme dort abdampfen, wo der Wind nicht unangenehm hindurchpfeifen kann. Auch die Taschen unten am Rücken sind daraus geformt. Das Material ist allerdings fest genug, sodass die Taschen sich nicht gleich überladen anfühlen. Die eher geringe Größe dieser spielt da aber auch mit rein.

An der gesamten Innenseite des stabileren Vorder- und Oberseitenmaterials ist ein grobes und darüber ein feines Netzmaterial angebracht. Dieses Futter wärmt sicher etwas, vor allem sorgt es aber dafür, dass das dichte Material nicht direkt auf der Haut aufliegt und es dadurch einen verbesserten Luft- und Feuchtigkeitsaustausch gibt. Zudem fühlt es sich sehr angenehm an.

Highlights: steif, eher fest, fast raschelnd, wirklich dicht, zugleich flexibel, dünn (Vordermaterial); dünn, leicht und elastisch, sehr atmungsaktiv und geschmeidig (Hintermaterial), leicht wärmend, sehr atmungsaktiv (Innenmaterial)

Zusammensetzung: 50 % Polyamid/Nylon, 35 % Polyester, 15 % Elastan | 100 % Polyester | 100 % Polypropylen

Obermaterial mit Membran im Detail

Materialmix und Eigenschaften sind auf den ersten Blick verwirrend. Bisher habe auch ich klar in wasserdichte und nur bedingt atmungsaktive Hardshells mit Membran auf der einen und zwar winddichte aber lediglich wasserabweisende dafür sehr atmungsaktive Softshells auf der anderen Seite unterschieden. Dabei stellte sich immer die Frage, muss die Hardshell sein und eventueller Hitze- und Feuchtigkeitsstau in Kauf genommen werden, oder reicht die Softshell aus?

Das transtex SHELL hergestellt in Österreich verwischt diese Grenzen. Das 3 Lagen „Softshell“ enthält eine PES Membran. Gefüttert ist es mit einer atmungsaktiven transtex Light Schicht die Feuchtigkeit vom Körper weg und zur porenlosen Polyestermembran hin transportiert. Die Membran ist elastisch, funktioniert auch gedehnt, zieht das Wasser auf Grund ihrer hydrophilen Oberfläche an und gibt es egal ob flüssig oder als Dampf nach außen hin zur ab. Die wasserabweisende PFC-frei imprägnierte Außenschicht lässt dieses verdunsten, schützt die Membran aber zugleich vor Wasser und Schmutz.

Dieses System ermöglicht eine hohe Atmungsaktivität (RET 9 m² PA/W) und soll Feuchtigkeits- und Hitzestau effektiv verhindern. Sie soll sogar besser funktionieren, je mehr Feuchtigkeit bzw. Wasserdampf unter ihr entstehen. Zudem soll die Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenschicht einen Einfluss haben. Je größer der Unterschied, desto besser die Atmungsaktivität.

Wir können hier also durchaus noch von einem Softshell reden, gut wasserabweisen, absolut winddicht und zugleich sehr atmungsaktiv. Zudem besonders elastisch, für den Sport im niedrigen einstelligen Temperaturbereich also genau das Richtige und je geringer die Anstrengung, desto besser der Wärmerückhalt.

Innenschicht: transtex 100 % Polypropylen, Membran: PES porenloses Polyester, Außenschicht: imprägniertes Polyester (PFC frei)

Besonders spannend finde ich die Materialeigenschaften der Membran im Detail. Sie besteht aus Polyethersulfon, ist chemisch inert, hochfest und sehr elastisch, hält theoretisch Temperaturen bis 100 °C aus und sollte prinzipiell vollständig recyclebar sein. Das wasseranziehende (hydrophyle) Material ermöglicht die Wasserdampfabsorption und gibt dieser wieder nach außen hin ab. Dass die Membran dabei über keine Poren verfügt, behindert dies nicht, das Prinzip des Wassertransports ist sogar das gleiche wie bei mikroporösen Materialien anhand des Partialdrucks. Darüber hinaus ist eine porenlose Membran sogar robuster, weil sich Poren selbst vergrößern oder verstopfen könnten.

Außenschicht: imprägniertes Polyester (PFC frei)

Daten

• Gewicht: 370 g (selbst gemessen, Größe M 50)
• Packmaß: ca. 1.5 L / 10 x 20 cm (selbst gemessen)
• Reißverschluss: YKK (Marktführer)
• Taschen: 2 Einschub- und 1 Reißverschluss-Trikot-Tasche (unterer Rücken)
• Logos: Schulter und unterer Rücken (sehr klein)
• Material: transtex Shell, Race Elastic Warm (50 % Polyamid/Nylon, 35 % Polyester, 15 % Elastan | 100 % Polyester | 100 % Polypropylen)
• Größen: 46 - 56 (2er Schritte)
• Farben: schwarz, gelb-schwarz
• Pflege: 40 Grad Nass-Wäsche; nicht Bleichen, Reinigen, Schleudern, Trockner, Bügeln
• Service: Löffler bietet einen Reparaturservice an.
• Made in Austria

Claims

Das Material der transtex light Innenschicht soll laut Hersteller folgendes erfüllen: Leichtes Grid-Gestrick, hohe Luftzirkulation, Für hochsportliche, anaerobe Aktivität, Klimamanagement durch Feuchtigkeitstransport, schnell trocknend, exklusiv gestrickt in Ried.

Das Obermaterial der Jacke besteht aus einem Mix aus transtex SHELL (Vorderseite, Ärmel, Kragen) und Race Elastic Warm (Rücken & Armeinsätze).

Hier fällt auf, dass es sich betont von Hardshell-Materialien abheben soll. Hitze- und Feuchtigkeitsstau beim Sport soll wirklich kein Problem sein. Und genau da lohnt es sich hinzuschauen, weil sich so das größte Problem einer solchen Jacke identifizieren lässt. Für eine Jacke mit Membran ist dieses Problem zwar eher gering, aber eben nur für eine Jacke mit Membran. Ist die Luft nicht zu eisig und kein Regen angesagt, so würde ich beim Sport doch auch mal zu einer luftigeren Softshell greifen.

Die Jacke soll laut Hersteller stark winddicht, überdurchschnittlich wasserabweisend und sehr atmungsaktiv, sowie mittelmäßig warm sein.

Bezogen auf die Jacke als Ganzes trifft der Hersteller es aber ganz gut. Winddicht ist sie absolut, da steht sie einer Regenjacke in nichts nach. Wasser dringt auch kaum hindurch und die Atmungsaktivität dürfte selbst bei dem dicken Vorder- / Obermaterial recht gut sein, entsprechend der bereits erläuterten Membraneigenschaften. Wärmen tut sie vor allem durch den guten Windschutz, aber auch das übliche Material ist nicht ganz dünn.

Die Features stellt der Hersteller klar heraus und übertreibt nichts.

Verwendung

Diese Jacke ist fast schon ein Allroundtalent. Klar, ist es zu warm oder regnet es durchgehend wird sie nicht benötigt oder müsste um eine Hardshell ergänzt werden, aber bei zahlreichen Gelegenheiten zwischen den Extremen, die sicher die Masse ausmachen dürften, ist der Griff zu dieser Jacke absolut naheliegend.

Ich selbst werde die Jacke weiterhin an milden Wintertagen, beim Training in Frühjahr und Herbst, sowie auf frischen Wegen zur Arbeit und bei Ausfahrten an kühlen Abenden verwenden. Ergänzt durch ein langes Thermoshirt oder eine dünne Fleecejacke ist da einiges möglich und auch mit unbeständigem Wetter wird die Jacke fertig. Ich fahre allerdings auch sportlich ambitioniert und komme dabei gern mal ins Schwitzen. Wer eher gemütlich unterwegs ist, kann diese Jacke auch über die gesamte wärmere Jahreshälfte nutzen. Zudem habe ich die Jacke bei Wanderungen getestet und kann sie mir sogar als Campjacke beim Bikepacking vorstellen.

Härtetest / Pflege

Aufmachen lässt sich die Jacke immer, aber muss die Wärme am Körper bleiben, so wäre schon interessant, die Grenze des Machbaren einmal bestimmt zu haben. Meine unangenehmsten Touren mit der Jacke waren zum einen nahe am Gefrierpunkt. Regen- und Hagelschauer von etwa 15 min haben mein Gesicht taub werden lassen, an Körper und Armen hatte ich aber keine Probleme. Selbst auf Fahrten bei Nacht und einer Stunde leichtem bis mittel schwerem Regen bin ich gut durchgekommen. Ist es also absehbar, dass es mal wirklich ungemütlich wird, ist davon auszugehen, dass man ohnehin an eine zusätzliche Regenjacke gedacht haben dürfte.

Bezüglich der Pflege soll die Jacke eine 40 °C Wäsche gut ertragen, auch wenn sich Materialeigenschaften sicher abnutzen können. Vielleicht wäre eine Imprägnierung von Zeit zu Zeit ratsam. Schlamm und Dreck lässt sich meist durch Trocknen, Schütteln und Bürsten entfernen. Kommt aber doch eine Wäsche in Frage empfiehlt der Hersteller folgendes: Schonwäsche 40 Grad, Nicht bleichen, nicht Reinigen, Nicht in Trockner, Nass reinigen W (--), nicht bügeln

Achtung, porenlose Membran: Darf nicht geschleudert werden.

Resümee

Diese Jacke ist eine reine Fahrradjacke. Kommt der Regen einmal von oben und nicht mehr von vorn wird es da schnell schwierig und auch der Schnitt dürfte einen im Alltag etwas irritieren. Für den Einsatz auf dem Rad ist sie aber absolut perfekt. Für mich im Frühjahr oder Herbst genau das was ich als nicht zu warme und hoch funktionale Schutzschicht brauche und was anspruchsvolles Wetter, sowie lange Trainingsbelastungen ausgezeichnet handeln kann.

Das transtex Shell Material mit elastischer Membran hat mich bisher so sehr überzeugt, dass ich kurz überlegt habe mir eine Jacke ganz aus diesem Material anzuschaffen. Wen die Eigenschaften des Stoffes ebenso interessieren, der sollte sich mal bei Löffler umschauen. Wirklich anständige Klamotten aus Österreich mit allem, was sich der aufgeklärte Konsument heute wünschen kann. So, genug Lobeshymnen, jetzt ab aufs Rad.