Wetter...jeder hat es, jeder kennt es. Mein Vorwissen in Sachen Wetter ist eher begrenzt, kann ich doch gerade mal zwischen "gut" und "schlecht" unterscheiden...und selbst darüber kann man noch diskutieren. Und weil es mir dann auch oft so geht, dass ich einer verpassten Tour nachtrauere, weil mich der pessimistische Wetterbericht von einer Tour abgehalten hat, habe ich mir gedacht, es wäre ganz schlau, sich selbst ein bisschen bei diesem Thema auszukennen. Das gilt dann natürlich nicht nur für die Tourenplanung, sondern ist auch auf der Tour relevant, um mögliche Wetterumschwünge erkennen zu können. 

Bücher zum Thema Wetter gibt es einige. Diese kann man sicherlich alle heranziehen, um sich ein Basiswissen zum Thema Wetter anzueignen, aber warum dann nicht gleich ein Buch speziell auf das Bergwetter bezogen. So bin ich bei dem Buch "Bergwetter" von Karl Gabl aus dem Bruckmann-Verlag gelandet. "Karl Gabl"...der Name sagt mir doch irgendwas. Genau...Karl Gabl ist Teil von unzähligen Expeditionen und Erstbegehungen. Und zwar indirekt als "Wetterfrosch" aus Innsbruck zuständig für die Wettervorhersagen und damit die Entscheidung, welcher Tag der geeignetste Gipfeltag werden soll. Ettliche Expeditionen holen sich hier via Internet die Vorhersagen von Karl Gabl. Gute Voraussetzungen für ein Buch zum Thema Bergwetter, würde ich sagen. 

Vorab noch ein paar allgemeine Infos:

• Verlag: Bruckmann
• Titel: Bergwetter
• Autor: Karl Gabl
• ISBN: 978-3-7654-5875-0
• Anzahl Seiten: 192

Los gehts. Und zwar nicht auf Seite 1, sondern schon auf der Innenseite des Umschlags. Dort gibt es bereits das erste von vielen weiteren Diagrammen zu sehen. Willkommen in der Vorlesung "Meteorologie". Nach dem Grußwort und ein paar einleitenden Worten über den Autor geht es im ersten Kapitel um das Thema "Wetterkatastrophen am Berg". Dieses Kapitel macht dem Leser direkt bewusst, warum man sich als Bergsportler schon auch mit dem Thema Wetter befassen sollte. Weiter geht es mit den Kapiteln 

• Die Atmosphäre: Luft zum Atmen und Leben - In diesem Kapitel geht es um allgemeine Begriffe und Zusammenhänge der Meteorologie wie "Luftdruck", "Strahlung", "Wind", usw, es wird aber auch auf technische Ausrüstung wie Höhenmesser und deren Anwendung zur Wettervorhersage eingegangen.    
• Emotionen täuschen nicht: Wetter beobachten und fühlen - welche Wolkenarten gibt es, Wettersatteliten, Niederschläge, Wetterradar, Temperatur und Feuchte, Windchill-Effekt
• Wetterkarte und Wetterlagen - Wie interpretiert man Wetterkarten, Hoch- und Tiefdruck-Gebiete, Föhn, Hochwasser
• Wetter weltweit im Gebirge - hier lernt man einiges über Wetterphänomene, die einem sonst immer weit entfernt vorkommen, wie z.B. Jetstream oder Monsun, und bekommt einen Überblick, wie sich diese Phänomene auch auf unser Wetter auswirken
• Gewitter: Die atmosphärischen Lawinen - Jeder Bergsportler sollte sich dieses Kapitel anschauen. Neben Infos über die Entstehung von Gewittern geht es hier auch um Strategien, was zu tun ist, wenn man doch mal in ein Gewitter kommt.
• Planung und Wetterstrategie - Wetterprognosen, wetterdiagnose, Wetterbericht und Wetterstrategien
• Anhang - zu guter Letzt noch eine sehr hilfreiche Übersicht an Wetter-bezogenen Internetseiten (Stand 2014) sowie Klimatabellen. Aus diesen konnte ich zum Beispiel entnehmen, dass der typische Innsbrucker Juli sehr gut mit dem Juli im 2987m hoch gelegenen Thimpu (Buthan) korreliert, was die Temperatur und Niederschlagsmenge betrifft ;-)

All diese Kapitel sind mit unzähligen Bildern aufgelockert. Jeder, der in den Bergen Fotos macht, hat zwangsläufig auch Wetter mit im Bild, der Autor kann daher auf umfangreiches Bildmaterial zurückgreifen, um die in Worten beschriebenen Wetterphänomene zu veranschaulichen. Allerdings ist das Buch nicht nur mit Bildern gut bestückt, auch eine sehr große Anzahl an Diagrammen sind eingefügt. Diese machen es teilweise sehr schwer, in einen Lesefluss zu kommen. Man muss Zahlen und Diagramme wirklich lieben, wenn man sich diese im Detail anschaut. Teilweise wirken die Diagramme allerdings auch unvollständig, wenn z.B. die Achsenbeschriftung fehlt und man erstmal selbst rausfinden muss, dass die dargestellten Balken die Monate repräsentieren. Würden einfach die Monatsnamen unter den entsprechenden Balken stehen, würde der Leser dafür nicht noch Zeit aufwenden müssen, die teilweise umfangreichen Diagramme interpretieren zu können. 

Wer also glaubt, das Buch so nebenher vor dem Einschlafen ein bisschen anzulesen und anschließend das Wetter interpretieren kann, hat sich getäuscht. Der Leser muss wirklich auf Zack und bei der Sache sein, damit etwas hängen bleibt. In der Kopfzeile auf jeder Seite ist die aktuelle Kapitelbezeichnung hinterlegt, schöner wäre es, wenn die einzelnen Kapitel unterschiedliche Farben hätten, so könnte man sich im Groben schneller orientieren, ohne auf das Inhaltsverzeichnis angewiesen zu sein.

Fazit:  

Ein umfangreiches, sehr detailliertes Fachbuch zum Thema Wetter. Der Leser wird voll gefordert, es ist ein schmaler Grat zur Überforderung. Dennoch wird jeder Leser aus den einzelnen Kapiteln wichtige Hinweise für sämtliche Bergsport-Aktivitäten mitnehmen können.

Wie es so ist, bei der Ausbildung zum Bergwanderführer (ist mittlerweile ein anerkannter und geschützter Beruf) gehört der Part der Meterologie auch zur Ausbildung und auch Prüfung. Und ich hatte die Ehre diesen Teil mit niemand anderem als dem Karl Gabl, dem Verfasser dieser Lehrschrift, zu absolvieren. Sehr gut geschrieben, auch wenn es manchmal den Eindruck erweckt, dass da "nur" Erfahrung aus dem Expeditionsbereich geschrieben sind, ist es doch ein sehr gutes Lehrwerk auch anwendbar in den Alpen.

Das 192-seitige Buch Bergwetter beginnt mit einem kurzen Abriss zu historischen und aktuellen Wetterkatastrophen – wohl um die Bedeutung des Themas hervorzuheben. Den interessanten (und grösstenteils anschaulich erläuterten) Einleitungen zu wichtigen Begriffen der Meteorologie (Atmosphäre, Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit, etc.) folgt ein Teil zur Wetterbeobachtung (Wolken, Wettersatelliten, Radar etc.). Dieser ist ebenfalls gut zu lesen und es wird auf Beispiele und aktuelle Websites verwiesen. Die grundsätzlich spannenden Themenbereiche Wetterkarten, Wetterlagen sowie die weltweite Wetterdynamik werden in gut ersichtlichen Bereichen aufgegliedert.

Relativ einfach kommt dann das darauffolgende Kapitel zu Gewittern und den dazugehörigen Praxisempfehlungen daher, welche für jeden Bergsteiger und Wanderer relevant sind. Das abschliessende Kapitel zu Planung und Wetterstrategie gibt eine Einführung in Do-it-yourself-Prognosen anhand von verfügbaren Wetterdaten und aber auch mit anschaulichen Bildern, wie es draussen in Live (Wolkenbilder, Strukturen, etc.) sich abzeichnet. Dies ist sehr interessant vor allem für diejenigen die sich mit Wetterkarten mal genauer beschäftigen möchten.

Fazit: Das Buch Bergwetter gibt einen guten Überblick über die für alle Outdoorinteressierten relevanten meteorologischen Themengebiete und ist dazu noch gut illustriert und bebildert. Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich ernsthaft damit auseinandersetzen möchte. Ist es auch unabdingbar, sich mit Hilfe des Buches gerade mit der Natur oder dem Wettergeschehen auseinander zu setzen. Wobei: Auch nach dem lesen ist man noch kein Profi, aber im Zusammenspiel mit Praxis, kann man doch einen sehr grossen Nutzen daraus ziehen.