StefanTheGoonie
Unterwegs

Pacific Crest Trail: Weitwandern an der Westküste - USA

Ein Gastbeitrag von OUTSIDEstories ProduktScout StefanTheGoonie, der dieses Jahr auf einer zweiwöchigen Trekkingtour in Kalifornien war, von denen er auch ein paar Tage auf dem legendären Pacific Crest Trail (PCT) verbracht hat. 

Ein starkes Team

Hört man vom Pacific Crest Trail, dann schlägt jedermanns Abenteurer Herz höher! Das Blöde an dem 4.279 Kilometer langen, von Mexiko nach Kanada führenden Weitwanderweg ist, dass du auch 5 bis 6 Monate Zeit mit im Gepäck haben solltest… und wer hat die schon? Was ich hatte, waren 2 Wochen Urlaub und einen meiner besten Freunde und dessen Frau, Andreas und Jamie, die in Kalifornien leben und ganz heiß auf die Trails in den High Sierras sind.

Gemeinsam ein starkes Team - die beiden hatten schon einige Trips bis zu 3 Tage in den High Sierras gemacht und kennen sich mit den Gegebenheiten gut aus, ich hatte schon einige Trekkingtouren in Skandinavien mit teilweise über 2 Wochen auf dem Buckel und Erfahrung mit Verpflegung und Ausrüstung. 

Pacific Crest Trail
Du solltest ca. 5-6 Monate einplanen, wenn du den ganzen Pacific Crest Trail zu wandern möchtest.

Nach einigen WhatsApp Sessions waren zwei Routen durchgeplant, die Permits organisiert, die Tickets gebucht und es konnte los gehen. Die Tour führte durch die Hoover und Yosemite Wilderness zwischen 2.500 und 3.500 Meter über Meereshöhe und 3 Tage am PCT entlang.

Das Besondere an dieser Tour? Angeblich gibt es jede Menge Bären, Pumas und Giftschlagen und deshalb musste auch alles was nach Essen oder Kosmetik riecht, in eine Bärenbox. Eine 1 kg schwere Hartplastikbox, die nur mit einem extra Druckmechanismus zu öffnen war, dafür aber auch als Hocker diente. 

Pacific Crest Trail
Um hungrigen Bären auf dem Pacific Crest Trail verschont zu bleiben, solltest du deine Bärenbox nicht vergessen!

Einmal Wildnis und zurück

Nach einer wirklich langen Anreise und noch etwas Jet Lag, werden die aktuellen Waldbrandgebiete gecheckt und wir starten bei den Twin Lakes unsere Tour gleich mal mit einem ordentlichen Aufstieg. Als Ziel für jede Tagesetappe haben wir jeweils eine Gegend bei einem Bergsee oder Fluss ausgewählt, denn anders kommst du in Kalifornien Ende September leider wirklich nicht zu Wasser (es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis ich von Andreas überzeugt wurde, dass Regenjacke und Hose nicht nötig sind und ich dann nur einen leichten Regenponcho zur Sicherheit eingepackt habe).

Die ersten Tage verlaufen sehr ruhig, abgesehen von den ersten zwei Stunden ist auf dem Trail kaum ein Mensch unterwegs. Das ändert sich allerdings schlagartig, als wir am Matterhorn Creek auf den Pacific Crest Trail treffen.  

Pacific Crest Trail
Im Sommer auf dem Pacific Crest Trail brauchst du dir in der Regel keine Gedanken machen, dass du von Regen überrascht wirst.

Pacific Crest Trail: tägliche Rituale & Geheule am Morgen

Wir haben schon unser Lager aufgeschlagen und kochen gerade das Abendessen, da gesellt sich der erste Thru Hiker zu uns auf den Zeltplatz. Im Gespräch erfahren wir, dass er schon vor ein paar Jahren den Appalachian Trail gegangen ist und jetzt ein Schwung an Leuten den Pacific Crest Trail von Kanada nach Mexico, also in die nicht so übliche Richtung, geht. Um noch vor dem Winter in Mexico anzukommen, müssen diese Leute nun so an die 30 Meilen, also fast einen Marathon, am Tag zurücklegen.

Wie zur Bestätigung hören wir dann in der Nacht noch mehrere Thru Hiker ankommen, die um uns herum ihr Lager aufschlagen. Aber als wir morgens aus unserem Zelt schauen, ist schon nichts und niemand mehr zu sehen und alle sind wieder auf dem Trail unterwegs. 

In den letzten Tage haben wir zwar schon einige beeindruckende Gegenden gesehen, aber am besten in Erinnerung bleiben wird mir der Smedberg Lake. Ein wunderschöner Gebirgssee, eisig kalt zum Baden, dafür mit atemberaubenden Sonnenuntergang. Nachdem wir unsere Kameraspeicher gefüllt haben, lehnen wir uns zurück und genießen diesen in vollen Zügen!

Am nächsten Morgen hören wir beim Frühstück in der Nähe lautes mehrstimmiges Geheul. Ob es sich um Wölfe oder Kojoten handelt, können wir allerdings nicht ausmachen. Wir sind uns aber alle einig, wir sind von der Wildnis berührt worden und sind mittlerweile auch voll dort angekommen. 

Pacific Crest Trail
Smedberg Lake - Der Wildnis so nah wie nie!

Mittlerweile hat sich auch ein tägliches Ritual eingespielt: Aufstehen - Bärenboxen holen, Zähne putzen, Frühstück, Camp abbauen... Wandern - kurze Pausen, auch Mittag... Lager aufbauen, Baden, Kochen, Natur genießen, Zähne putzen, Bärenbox abseits der Zelte verstauen - Schlafen. An manchen Tagen waschen wir unsere Kleidung, die in den trockenen High Sierras über Nacht trocknet. 

 

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Durch das Yosemite Valley zurück in Zivilisation

Als wir den Pacific Crest Trail wieder verlassen, wird es wieder ruhig auf dem Trail. Haben wir vorher doch bis zu 15 Leute am Tag gesehen, ist jetzt wieder alles menschenleer. An unserem letzten Abend am Peeler Lake stoßen wir bei der Zeltplatzssuche auf ein schlecht gelöschtes Feuer, das sich schon tief in den torfigen Boden gefressen hat. Es dauert 2 Stunden, bis wir mit unseren Trinkflaschen und der kleinen Schaufel fürs große Geschäft den Glutstock freigelegt und gelöscht haben.

Komplett fertig suchen wir uns einen Zeltplatz mit toller Aussicht und genießen den letzten Abend bis spät in die Nacht. Wir reflektieren den Trip noch einmal, schweigen, bestaunen den sternenklaren Himmel und saugen nochmal so viel Wildnis wie möglich auf. 

Pacific Crest Trail
In der Nacht kannst du die Kletterer beobachten.

Da wir besser in der Zeit sind als geplant, entscheiden wir auf den letzten Meilen noch einen Abstecher ins Yosemite Valley zu machen. Die großen Namen wie "El Capitan" und "Half Dome" haben einfach eine enorme Anziehungskraft und - was soll ich sagen - es ist wie im Kino nur noch eindrucksvoller!

Und ist es tagsüber so richtig schwer Kletterer am El Capitan auszumachen, so fällt das in der Nacht mit den ganzen Lichtkegeln in der Wand richtig leicht. Nach dem Trip in die Wildnis ist der Besuch des wirklich gut besuchten Yosemite Valley (für den Parkplatz am Clacier Point solltest du schon mindestens 30 Minuten einrechnen) ein guter Einstieg in die Zivilisation, der mich wieder auf meinen Weg über San Francisco – Helsinki – Wien in meine Heimat begleitet. 

Bilder im Text: OUTSIDEstories ProduktScout StefanTheGoonie

 

Haftungsausschluss: Diese Tour(en) wurde(n) nach bestem Wissen aufbereitet. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben wird dennoch nicht gegeben. Das Befahren und Begehen erfolgt stets auf eigene Gefahr. Lies hier den vollständigen Haftungsausschluss.