Im test

Test: ON RUNNING Cloudsurfer- Laufschuhe/Trailrunning

ON RUNNING Cloudsurfer- Laufschuhe/Trailrunning
Wölkchen im Namen aber ganz schön harte Dämpfung in der Praxis
Bewertung Ø: 3.00 Sterne

Vorteile

  • Verarbeitung
  • Innovativ
  • schick
  • extravagant
  • sehr atmungsaktiv
  • tolle Farben wählbar

Nachteile

  • In der Sohle verhaken sich Steinchen
  • sehr harte Dämpfung
  • hoher Preis
  • für einen Wettkampfschuh nicht besonders leicht

Bewertung

Coole Farbe, aber was soll das denn für eine Sohle sein???

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Diese Gedanken gingen mir als erstes durch den Kopf, als ich den leichten, neongelben Cloudsurfer der Schweizer Marke ON auspacken durfte. Wie bei anderen Testschuhen auch, erstmal reinschlüpfen und Größe 43 passt mir perfekt (Fußlänge 27,5cm, normale bis schmale Füße, Gewicht ca. 64kg).

Der Schuh fasst sich äußerst angenehm an und ist geradezu ein Fuß-Schmeichler, würde ich sagen. Mit 313g pro Schuh ist er immer noch leicht, aber ungefähr auf dem Niveau von einem Trainingsschuh (zum Vergleich wiegt mein normaler Wettkampfschuh ca. 260g inkl. meiner orthop. Einlegesohle).

 

Die ersten Schritte fühlen sich dann erstmal etwas lustig an, da der Kontaktpunkt zum Boden unter der Ferse viel weiter vorne liegt, als bei einem normalen Schuh. Bei der Onlinerecherche habe ich herausgefunden, dass dies beabsichtigt ist, damit die Kraft direkt in der Verlängerung des Unterschenkels angreift und so das Moment bzw. die daraus resultierende Belastung auf das Gelenk geringer werden soll. Klingt sehr logisch, läuft sich aber erstmal ungewohnt.

Kommen wir also zum Haupt-Alleinstellungsmerkmal und "Hingucker" der Schuhe: dem Dämpfungssystem.

Für mich als Ingenieur ist das natürlich sehr interessant. Die "Cloud"-Segmente wirken ähnlich wie Blattfedern und deformieren sich unter Last. Sind sie plattgedrückt, greifen die Zähne auf der Innenseite ineinander und die hinter den Cloud-Segmenten liegende, klassische Dämpfungsschicht greift nun mit ein und absorbiert die restliche Kraft.

Der Werbeslogan hinter dem System lautet in etwa "weich landen, kraftvoller abstoßen". In der Praxis konnte ich persönlich aber nicht allzu viel "Komfort" erspüren. Kraftvolles Abstoßen funktionierte gut, aber die versprochene weiche Landung empfand ich als sehr hart. Blattfedern sind ja mittlerweile nicht umsonst aus der KFZ-Branche verschwunden und durch moderne Stoßdämpfer ersetzt worden, aber es sind ja auch keine wirklichen Blattfedern :-)

Getestet habe ich die sehr schicken Schuhe während meines Marathontrainings und habe ca. 100km drauf gelaufen während meiner Testperiode. Die Schuhe sind  hauptsächlich für Asphalt und harte, ebene Untergründe gedacht, ich habe sie aber zudem auch auf Schotterwegen und Forststraßen getestet.

Abseits von asphaltierten Straßen zeigt sich schnell ein kleiner Nachteil des Sohlen-Konzeptes: kleine Steine und Äste verfangen sich zwischen und in den Segmenten und müssen dann ab und an herausgepfriemelt werden. Der Schuh ist zwar für Asphalt empfohlen, aber auch "Städter" gehen zum Laufen oft in einen Park mit Schotterwegen. Auf wurzelige Trails habe ich mit diesen Schuhen lieber verzichtet, da die Segmente an sich kaum Profil aufweisen und ich keine Verletzung riskieren wollte.

Kommen wir zum persönlichen Laufeindruck. Der obere Teil des Schuhes ist echt genial, dünn, luftig leicht, kurzum, er passt wie die Faust aufs Auge. Außerdem fallen liebevolle Details wie die kleine Schweizer Flagge auf. Beim Laufen bleibt der Schuh ausgezeichnet am Fuß und die Fersenpartie sitzt auch wie eine eins!

Doch nun zur unteren Hälfte des Schuhs.

Ich finde, dass man sich schnell an das andere Aufsetzen gewöhnt hat und es an sich auch ganz gut zu funktionieren scheint, doch wolkengleiche Dämpfung habe ich leider nicht erspüren können. Ich fand die Schuhe im Vergleich zu meinen Adidas Trainings- und Wettkampfschuhen deutlich härter. Nach längeren Einheiten habe ich sogar meine Füße nach dem Training deutlich gespürt, und dass mit und ohne orthop. Einlegesohlen. Anfangs dachte ich, man muss den Schuh ja erstmal einlaufen doch irgendwie wurde es auch nach mehrmaligem Tragen nicht wirklich angenehm nach etwa einer Stunde am Fuß. Da der Eindruck der Dämpfung recht hart ist, habe ich die Schuhe also meist für Intervalltraining und Einheiten bis max. 1,5h angezogen und bei Wettkämpfen lieber auf einen Alternativschuh gesetzt. Dort sind mir die Schuhe aber ab und an an den Füßen anderer Mitstreiter aufgefallen und auch andere Internet-Rezessionen zeigen sich begeistert, von daher scheint das Konzept ja für viele andere Leute zu funktionieren.

Mich persönlich konnte der Schuh leider nicht überzeugen, da ich die Dämpfung als zu hart empfunden habe. Dass der Schuh vom Design und von der Verarbeitung andere Schuhe deutlich in den Schatten stellt, hilft in diesem Fall nur bedingt, wenn einem nach längeren Einheiten der Fuß schmerzt. Vielleicht muss noch ein bisschen am Konzept gefeilt werden, da das alternative System sehr vielversprechend wirkt. Eventuell könnte man zumindest das Problem mit der Steinchen-Falle etwas entschärfen in dem man die Kissen seitlich schließt aber eigentlich ist es ja auch ein Straßenschuh… für mich hat das Dämpfungssystem jedenfalls keine Vorteile in der Performance gezeigt gegenüber regulären Konzepten. Wer jedoch gerne härtere Schuhe trägt, der kann hiermit eine extravagante, sehr gut verarbeitete Alternative zum Einheitsbrei der übrigen Hersteller finden. Meinen Füssen haben sie nur für kurze Distanzen im Training gefallen.

Während der sechswöchigen Testphase konnte ich keinen nennenswerten Verschleiß feststellen, bis auf die "Mikrorillen" die sich an den Hinteren Cloud-Segmenten teils abgelaufen haben. Der UVP liegt bei 160€, was schon gesalzen ist, diese Preise kann man aber auch bei der Konkurrenz finden, von daher also eine Alternative zu anderen Topmodellen, aber durchaus kein Schnäppchen.

 

 

 

 

 

 

 

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