Im test

Test: Osprey Sojourn 60 - Rollrucksack / Koffer / Trolley

 Osprey Sojourn 60 - Rollrucksack / Koffer / Trolley
Rucksack und Koffer in einem. Hervorragend verarbeitet, aber sinnvoll?
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • Viel Stauraum
  • massive und große Rollen
  • gutes Tragesystem (abnehmbar)
  • schnell umgebaut
  • Befestigungsmöglichkeiten Außen
  • robust gebaut

Nachteile

  • Rucksack nicht für längere Strecken

Bewertung

Mit dem Sojourn versucht Osprey die Vorteile eines Rucksacks mit dem Komfort eines Rollkoffers zu verbinden. Dafür besitzt er neben Rollen über eine durchdachtes Tragesystem. Perfekt für Reisen, die sowohl viel Flughafen-Zeit und Stadtreisen beinhalten, aber auch auf weniger ausgetretene Pfade führen.

 

Der Koffer selbst ist mit einer sehr braven und geordneten Reisetasche zu vergleichen. Der Reißverschluss geht fast um den ganzen Deckel herum, wodurch der Sojourn gemütlich bepackt werden kann. Selbst in der 60l-Variante (alternativ auch mit 80l erhältlich) ist unendlich viel Stauraum. In den Seitenwänden und im Deckel sind großflächige Netz-Taschen verarbeitet, in die einiges an Toilette-Artikeln, Kamera-Zubehör oder das eine gute Hemd passt, das nicht verknittern soll. Wie es sich für einen guten Koffer gehört, gibt es auch Kompressions-Gurte die die Kleidung an Ort und Stelle halten, egal wie der Koffer transportiert wird.

Im Kopfteil befindet sich eine Reißverschluss, der Zugang zu einem weiteren Fach bietet. Dieses ist im Grunde ein Sack, der in den oberen Teil des Koffers genäht wurde. So kann entweder das Hauptfach bis zum bersten gefüllt werden, oder das große Kopf-Fach genutzt werden. Die Größe eignet sich sogar für eine Spiegelreflex, die somit schnell zur Hand ist, ohne das Hauptfach öffnen zu müssen.

Damit dieses auch vor groben Flughafenmitarbeitern oder Dreck geschützt ist, befinden sich an den Seiten zwei massive Flügel, die über den Kofferrucksack gelegt werden, um ihn gänzlich zu verschließen bzw. mit den Gurten zu komprimieren. Alternativ kann hier am Deckelfach auch einiges an Anhängseln angebracht werden. Osprey würde es natürlich am liebsten sehen, wenn an die D-förmigen Ösen ihr Daylite oder Daylite-Plus Tagesrucksack gehängt werden würde, was zumindest in den Produktvideos sehr praktisch aussieht. Dank weiterer Ösen und Daisy-Chains können aber auch ganz viele andere Dinge befestigt werden.

So viel zum Stauraum, doch der wesentlich interessantere Teil ist dann doch die Art der Fortbewegung des Rucksacks.

Zum Rollsystem muss nicht viel gesagt werden: Top!
Die großen Reifen machen verschiedenste Untergründe mit. Der gesamte Unterbau wurde im Spritzgussverfahren hergestellt und nennt sich "High-Road-Gestell" - da wackelt nichts. Das gesamte Gestell wirkt unzerstörbar.

Trotzdem stört das Gestellt nicht, wenn der Sojourn als Rucksack getragen wird - und das ist das eigentlich Tolle.

Um aus dem Rollkoffer einen Rucksack zu zaubern bedarf es nur weniger Handgriffe: Rucksack umlegen. Reißverschluss auf. Tragesystem raus. Hüftgurt am Rollsystem anklipsen. Die nun unnötige Stoff-Blende hinter das Tragesystem stopfen.

Dafür hat man sich bei Osprey einiges überlegt. Damit das Fahrgestell nicht im Rücken drückt, hat der Hüftgurt eine Art "Box", die, wenn sie mit den Schnallen am Fahrgestellt abgespannt wurde, einen gemütlichen Puffer zwischen Rücken und Hartplastik bietet. Hat man den Umbau einige Male gemacht, geht alles sehr rasch. Um die Tasche vom Kofferraum mal schnell ins Haus zu tragen, dafür war mir das ganze trotzdem meist zu umständlich. Dafür sind die Tragegriffe oben und an der Seite dann doch zu weich und zu gut gemacht - daran lässt sich der Rucksack nämlich auch gut tragen.

Wirklich tolle am Tragesystem ist, dass die Rollen absolut nicht stören. Das Gewicht liegt nahe an der Hüfte. Die Hüft- und Schultergurte sind gemütlich und lassen sich passgenau einstellen, wie es sich für einen Rucksack gehört. Selbst wenn die Reifen dreckig geworden sind, stößt man nicht mit den Ellenbogen oder anderen Körperteilen an. Mit dem Tragesystem die Tasche zu rollen, würde aber schnell zu abgewetzten und drecken Gurten führen.

Wer Gewicht für ein oder zwei weitere T-Shirts sparen möchte, kann das Gurtsystem auch vollständig abmontieren.

Für längeres Tragen am Rücken ist der Sojourn allerdings nicht gedacht, dafür lässt er sich zu wenig Rucksack-Konform packen. Besonders wenn die 60 Liter zur Gänze genutzt werden ist der Rucksack zu breit und zu weit nach hinten ausgeformt um längere Strecken gemütlich getragen zu werden.

Das bringt mich zu meinem Fazit. Denn obwohl ich keine negativen Punkte am Sojourn erkennen kann, hätte ich eigentlich gerne weniger als 5 "Zelte" vergeben. Neben "das Beste aus zwei Welten", könnte man den Sojourn auch mit "weder Fisch noch Fleisch" zusammenfassen. Denn wofür man den Kofferrucksack nun tatsächlich braucht hat sich mir in der sehr ausgiebigen Test-Zeit nicht vollständig erschlossen.
Hotels bauen ihre Parkplätze für gewöhnlich kundenfreundlich genug, um den Koffer vom Auto in die Lobby rollen zu können. Wer mit dem Zug ins Hinterland fährt und dort dann weitere Wege zur Unterkunft zurücklegen muss, wird sich vermutlich gleich einen Rucksack packen. Eine Backpacker-Lösung ist die Tasche in meinen Augen nicht.

Wirklich Sinn macht der Sojoun aber dann, wenn das Reiseziel nicht so klar zu unterscheiden ist. Wer unverknittertes Sonntagsgewand braucht, aber damit rechnen muss, später über Feldwege das Gepäck tragen zu müssen, der ist mit einer Koffer/Rucksack-Kombination natürlich gut bedient. Etwa um mit mehreren, faltenfreie Outfits zu einem Outdoor-Fotoshoot anzureisen. Oder zum Geschäftsessen in einer Berghütte.
Auch wenn ich persönlich eher ein Rucksack-Mensch geblieben bin:
Osprey hat den Sojoun so hervorragend verarbeitet, dass ich keinen Zweifel habe, dass er zufriedene KäuferInnen finden wird. Meinen Segen hat er ;)

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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