Im test

Test: VAUDE Hogan SUL XT - Kuppelzelt

VAUDE Hogan SUL XT - Kuppelzelt
Zelt mit fantastischem Platz-Gewicht-Verhältnis für die schneefreie Zeit.
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • Großes Vorzelt
  • leicht
  • windstabile Konstruktion
  • gute Belüftung
  • leicht zu reparieren

Nachteile

  • Aufbau braucht Übung und Wissen
  • teuer

Bewertung

„Das Große“ der VAUDE Hogan-Familie durfte uns im Juni für zwei Wochen durch Mittelschweden begleiten. Aus Tester-Sicht war das Wetter viel zu gut - keine starken Orkanwinde, keine Schneestürme, nur handelsüblicher Regen. ;-) Dennoch war es ein spannender Test.

Als jemand, der sein Draußen-Leben bisher größtenteils in alten, schweren Pfadfinder-Zelten, billigen Festival-Kuppeln oder einfach im Biwaksack geschlafen hat, stellt sich vor der Abreise natürlich schon die Frage: Wie viel besser schläft es sich in einem 700-Euro-Zelt?

Die Antwort ist kurz gesagt: Bei Schönwetter natürlich auch nicht anders. Man sieht dem Zelt aber seine Zähigkeit an. Man bezahlt ganz klar die vielen Details, die die Belastbarkeitsgrenzen des Zelts verschieben sollen...die vielen, vielen kleinen coolen Details von denen ich berichten darf. Denn mit dem ursprünglichen, einfachen Heim der Navajo-Indianer hat das VAUDE Hogan SUL EXT 2-3 vermutlich nur das schöne Gefühl von Heimkommens gemeinsam.

Erster Eindruck

Wenn man das fair und ökologische produzierte Bündel mit knapp 2kg in der Hand hält, kann man sich schlecht vorstellen, dass dieser Stoff tatsächlich groß genug für 3 Leute + riesen Vorzelt sein soll. Durch das Rollsack-Design der Zelttasche, lässt sich der Stoff super komprimieren, auch wenn es mal unschöner zusammengelegt wurde. Der seitliche Verschluss mit Fifi-Hook und Daisy-Chain ist zwar Anfangs etwas fummelig, erweist sich nach einiger Zeit aber als hilfreich.

Der Zeltstoff fühlt sich unglaublich dünn an, das Überzelt macht aber sogar den Eindruck als wäre es leicht elastisch. Die Nähte sind dick verschweißt und fallen damit als einziges Teil aus dem ultraleicht-filigran-Rahmen ;)

Mit dabei sind natürlich auch das leichte Alu-Gestänge mit Reparatur-Röhre und die Zeltnägel. Diese Alu-Stifte haben ein Plus-Profil, glänzen in leicht wiederzufindendem gelb und haben eine kleine Kerbe am Ende für die Abspann-Schnüre. Gehen leicht in den Boden und sind schwierig zu verbiegen – wir haben’s trotzdem bei einem geschafft...
Ein Reparatur-Set liegt leider nicht bei.

Aufbau

Zugegeben. Der erste Aufbau hat länger gedauert als bei anderen Zelten. Zu viele Kleinigkeiten waren zu beachten und zu tun. Beim zweiten Mal lief aber alles glatt wie immer und das Zelt stand in guten 5 Minuten. Alleine dauert das ganze, wegen der vielen Handgriffe und des großflächigen Gestänges, dann doch etwas länger; aber wer baut schon ein 2-3 Personen-Zelt alleine auf, außer zum Testen. (Hier gibt’s ein Video von Vaude zum Aufbau).

Auffällig klug gelöst sind die Verankerungs-Ösen für Gestänge, Überzelt und Zeltnägel. VAUDE hat hier eine Aluplatte mit drei Anschlagpunkten verbaut. Kein Stoffband mit Nieten wie bei günstigeren Zelten. Anschlagpunkt 1: ganz klassisch – ein Lock für die Zeltstange. Nr. 2: Ein „Nippel-Durch-die-Lasche“-Prinzip, mit dem das Überzelt kinderleicht und schnell eingehakt wird. Nr. 3: zwei länglich gestanzte Löcher für ein längenverstellbares Gurtband, an dem die Zeltnägel eingehängt werden.

Die Alu-Plättchen mit denen die Länge der Abspann-Schnüre verstellt werden kann, lassen sich geschmeidig bedienen und sind knochenförmig, um darauf die Schnur wieder aufrollen zu können.

Das Gestänge ist ein einziges Paket - also keine separaten Stangen, sondern durch auch an den Kreuzungspunkten miteinander verbunden. Im Unterschied zu anderen Hogan Modellen gibt es 3 Querstangen. (und weil eben miteinander verbunden, ist das Einhängen alleine mit sehr viel mehr Fingerspitzengefühl verbunden). Diese dritte Querstange stützt die eXTendete Längsstange, um die charakteristische, große Apside zu ermöglichen.
Außerdem sind die Stangen vorgebogen, was das Zelt stabiler macht aber (vermutlich) auch ein schnelles Brechen im Sturm verhindert.

Nur beim alleine Aufstellen rutschen sie eben zu leicht aus ihrer Verankerung.

Trautes Heim

Die große Apside macht sich gerade bei langen Touren sehr gut. Beide großen Rucksäcke finden Platz, ohne darüber kraxeln zu müssen, um ins Zelt zu kommen. Dafür sorgen auch die zwei seitlichen Türen, die oben eine besonders großzügige Überlappung haben, um für die Belüftung etwas geöffnet bleiben zu können, ohne das Regenwasser hineinläuft. An grausligen Tagen hat man im Vorzelt auch genug Platz um darin gemütlich zu kochen.

Der Innenraum des Zelts ist ein guter Kompromiss zwischen Stromlinienform bzw. wenig Stoff und eine hohen Komfort. Im Fußende sind zwei ca 30cm lange Stangen vernäht, die mit dem Innenzelt aufgezogen werden, um den Raum zu erhöhen. So passen dort die Rucksäcke gut hin. Im vorderen Bereich hat das Zelt bis zu 110 Höhe. Sitzen und plaudern ist dabei schon drin. Die Grundfläche mit 140cm Breite und 235cm Länge ist für 2 Personen angenehm groß.

Oben, über dem Eingang, und beidseitig in Bodennähe gibt’s Netztaschen für Kleinkram. Die Über-Kopf-Tasche ist super für die Taschenlampe, die Abends noch als Deckenleuchte dient und dann Nachts gut griffbereit im Eingangsbereich liegt. Zusätzlich ist entlang des Firsts eine Wäscheleine gespannt.

Für die Durchlüftung gibt es einige Details, die ihre Arbeit gut machen. Im Fußbereich ist der Zeltboden weiter hochgezogen, dafür lässt das Überzelt mehr Raum für Luftzirkulation. Die kleinen Stangen am Fußende fand ich aber immer etwas schwierig einzustellen, sodass das Überzelt an dieser Stelle etwas schlabbrig herumhing. Bei einem Sturm hätte es hier vermutlich Wasser reingedrückt, wenn das Zelt nicht perfekt aufgestellt ist.

Ich persönlich finde die vielen Details sehr schön, allerdings auch manchmal mühsam. Ich hatte selten das Gefühl, dass die kurzen Stangen im Fußbereich so stehen, wie es sein sollte. Dort wird das Überzelt mit einem Druckknopf angeklippst. Ebenso in der Mitte der Seitenwand, was die Abspannschnur wesentlich robuster am Zelt verankert. Außerdem ist es durch die Aufbau des Zeltes, der sehr unter Spannung steht, sinnvoll, die Türbereiche mit 10 kleinen Klettverschlüssen an den Stangen zu befestigen. Erst dann wird das Überzelts in die Ösen des Innenzelts eingehängt.

Kleines ästhetisches Detail am Rande: obwohl ich das Grasgrün des Zelts sehr schön finde, macht das grelle Grün im Inneren des Zelt ein grässliches Licht in dem man nicht gerne herumsitzt.

Fazit

Für unsere Schweden-Reise war das Zelt perfekt. Einerseits so leicht, dass man es bequem im Rucksack mitnehmen kann. Andererseits sehr komfortabel was Schlafen und Platzmanagement betrifft. Fürs Trekking, lange Fahrrad-Reisen und klassisches Camping also super. Die langlebige Bauweise des Zelts wirkt vertrauenswürdig. Es mag oft hilfreich sein, dass man alle Gurte längenverstellen und somit nachzurren kann, etwas weniger Kleinigkeiten, die eingeklickt, und eingestellt werden müssen, wären manchmal netter gewesen. Alles in allem ein Top Produkt, das sich seine ausgefeilten Kleinigkeiten aber kosten lässt.

Zubehör: Eine gute Anschaffung wäre eventuell ein passende Zeltunterlage. Dadurch ist der Zeltboden geschützt, wenn Gewicht keine Rolle spielt. Für alpine Touren, kann man dann (etwas spartanischer) auch das Innenzelt weglassen, denn erst durch die Plane kann das Überzelt von alleine stehen.

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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