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Test: VAUDE Space Seamless 1-2 P - Ultraleicht-Zelt

VAUDE Space Seamless 1-2 P - Ultraleicht-Zelt
Hochwertiges, leichtes und freistehendes 2-Wand-Zelt
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • Leicht aufzubauen
  • Windstabil durch zusätzliche Abspannmöglichkeiten
  • Gute Belüftung
  • Freistehender Aufbau möglich
  • Nachhaltige Produktion
  • Schnell trocknend

Nachteile

  • Scharfe Heringe, die sich nur mit fester Schuhsohle oder Stein versenken lassen
  • 2. Apsis lässt sich nicht öffnen
  • Ankletten des Außenzeltes etwas "fummelig", wenn man es abgenommen hatte
  • Heringe in "Tarnfarbe", leicht im Gras zu übersehen

Bewertung

Pünktlich kurz vor meinem Alpenritt bekomme ich das Vaude Seamless 1-2 Personen Zelt zum Testen.

Wer lieber Bilder mag, hier ist meine Videobewertung:

Meine erste Amtshandlung ist: Ich vergleiche die Angaben auf der Homepage mit dem, was ich bekommen habe.

Dort finde ich eine Gewichtsangabe: Gesamtgewicht 1590 Gramm und Minimumgewicht 1390 Gramm. Leider konnte ich nicht herauslesen, wodurch dieser Unterschied entsteht. Nachgewogen inkl. Packsack wiegt das Zelt 1690 Gramm. Mir erschließt es sich nicht, warum die Hersteller nicht offen mit den Gewichtsangaben umgehen und genau schreiben, was sie wie gewogen haben.

Gewichtsangabe

Ich bin beim Wandern wie auch beim Wanderreiten meist alleine unterwegs, d. h. ich kann Gepäck nicht aufteilen, sondern muss die komplette Ausrüstung selbst schleppen. Daher bin ich schon seit einigen Jahren Fan von Ultra-Light Equipment. Ich nutze seit 5 Jahren ein einwandiges 2-Personen-Zelt, das komplett 1210 Gramm wiegt und mit dem ich bisher sehr zufrieden war (Tarptent Double Rainbow). 480 Gramm Unterschied – trotzdem beschließe ich, das Zelt auf meiner Alpenüberquerung mitzunehmen. In den Alpen ist das Wetter oft unbeständig und ein zweiwandiges Zelt, gibt mir ein gutes Gefühl.

Weitere Fakten:

Beim Hersteller fällt das Zelt in die Kategorie Ultraleicht. Preis 750 € – Im Handel findet man es zum Teil auch unter 600 €.

Material: Außenzelt, 100% Polyamid mit Silikon-Beschichtung. 20 D Ripstop 3.000 mm Wassersäule. Es soll absolut wasserdicht sein, durch verklebte Silikonnähte.

Beide Seiten des Zeltmaterials sind dreifach mit Silikon beschichtet und sollen eine hohe UV-Reflektion sowie eine sehr gute Reißfestigkeit des Materials haben, bei langer Lebensdauer.

Es wurde auf den Einsatz umweltschädlicher Fluorcarbone (PFC) verzichtet. Allerdings ist für eine dauerhafte Wasser- und Schmutzabweisung eine regelmäßige Nachbehandlung nötig. Leider konnte ich auf der Web-Seite dazu keine weiteren Infos finden (wie funktioniert das, was nimmt man dafür und wann/wie häufig muss es gemacht werden, ist es zeit- und/oder nutzungsabhängig).

  • Innenzelt: 100% Polyamid, 15D 380T Mikro Ripstop.
  • Netzeinsätze: 100% Polyester, 20 D No-See-Um Mesh
  • Zeltboden - Außenseite: 100% Polyamid (recycelt); Beschichtung: 100% Silikon; Beschichtung: 100% Polyurethan, 30 D Ripstop Silicone/Polyurethane coated 3.000mm
  • Liegefläche: 1,05 x 2,31 m, Apsiden 60 cm (hintere lässt sich von außen nicht öffnen) und 75 cm vordere Apsis.
  • Packmaß: 15 x 45 cm – dafür muss man den mitgelieferten Packsack gut komprimieren.
  • Gestänge: NFL featherlight 8,7 mm; 10 Metall Heringe

Der Hersteller Vaude, ist ein deutsches Unternehmen und lässt auch Vieles in Deutschland produzieren. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben. Es gibt ein firmeneigenes Label dafür, das bei Label online eine gute Bewertung erhält. 

Außerdem bietet das Unternehmen einen Mietservice an. Das ist aus meiner Sicht ideal, da sehr nachhaltig und kundenfreundlich. Denn so kann man ein Zelt vor dem Kauf testen, ob und wie man damit klarkommt.

Testaufbau:

Bevor ich das Zelt einfach so mitnehme, erfolgt natürlich ein Testaufbau in meinem Garten. Das Zelt ist in einem Packsack locker verstaut, da kann man durch Kompression sicher noch etwas Umfang einsparen. Heringe und Gestänge kommen in Extra-Verpackung, so dass man die Zeltteile auch getrennt voneinander im Gepäck verstauen könnte. Um Gewicht zu sparen, werde ich die Hülle für das Gestänge nicht mitnehmen. Man kann dieses gut in das Zelt einrollen und im Packsack mit verstauen.

Obwohl es sich um ein zweiwandiges Zelt handelt, soll man es kombiniert mit Innen- und Außenzelt aufbauen können.

Um zu sehen, wie selbsterklärend und wie schnell das Zelt aufzubauen ist, lese ich keine Anleitung und lasse die Stopp-Uhr laufen: 5 Minuten. Zelt ausbreiten, Stangen durch Loch 1 und 2 schieben – Schwupps, das Zelt steht auch freistehend. Heringe an alle 4 Ecken und die Apsiden und es ist vollbracht. Wenn viel Wind erwartet wird, gibt es zusätzliche Abspannpunkte. Erste schmerzhafte Erfahrung mit den Heringen, nicht nur beim Setzen fand ich sie sehr scharf an den Enden. Mit der Hand, auch in den weichen Boden, kaum richtig hineinzubekommen. Ich mache auch noch den Fehler und laufe barfuß und trete auf einen Hering – das hat wehgetan.

Zelt im Garten aufgebaut  Bild Hering Packsack Packsack Detailbild

Erstes Fazit: Schnell und selbsterklärend aufzubauen. Heringe funktionieren im heimischen Garten gut. Bei schwierigen Bodenverhältnissen ist es fraglich. Beim Herausziehen haftet sehr viel Erde daran, die man aber recht gut abbekommt.

Die zusätzlichen Abspannpunkte geben dem Zelt viel Stabilität. Das System zum Abspannen funktioniert gut und man hat hier eine leichte Lösung gefunden, sowohl vom Gewicht als auch vom Handling.

Mein erster kritischer Blick ins Zelt:

Es gibt eine große Apsis und eine etwas kleinere, die sich nicht von außen öffnen lässt. Das Zelt ist ausreichend hoch, man kann gemütlich darin sitzen und auch hocken, wenn erforderlich. Es gibt eine Innentasche an der Zeltwand aus Netzmaterial. Das finde ich praktisch für die Sachen, die man schnell im Zugriff haben muss, wie Handy und Stirnlampe. Am First ist eine kleine Leine angebracht. Hier kann man Licht oder kleine Sachen zum Trocknen aufhängen.

Leine im First Gepäck im Zelt verteilt

In die 2. Apsis kommt man nur von innen. D. h., wenn man Durchzug haben möchte, kann man die Apsis nicht öffnen, sondern muss das gesamte Außenzelt abnehmen. Das finde ich etwas unpraktisch, denn wie oft hat man es, dass es am Nachmittag oder Abend noch sehr warm ist, dann aber über Nacht schnell abkühlt – da wäre es schöner, wenn man die geöffneten Apsiden einfach schließen könnte und nicht das gesamte Oberzelt anbasteln muss.

Das Zelt im Test:

Obwohl das Zelt ca. 500 Gramm schwerer ist als mein bisheriges Zelt, nehme ich es mit, denn es ist ein Zweiwandzelt und dafür noch ganz ok vom Gewicht.

Mitte August starte ich einen Wanderritt über die Alpen, vom Tegernsee bis zur Adria und weiter ins Soca Tal. 6 Wochen habe ich Zeit. Zum Teil übernachte ich in Ställen oder manchmal in Pensionen. Aber für einen Großteil meiner Übernachtungen nutze ich das Vaude-Zelt. Ein, zwei Tage hatten wir auch extreme Bedingungen mit Sturm und viel Regen.

Aufbau:

Eigentlich geht es ganz leicht: Zwei Stangen durchschieben, am First eine kleine Querstange und das Zelt steht. In der Praxis fluche ich manchmal, besonders wenn es schnell gehen soll. Ab und an verhaken sich die Stangen an den Stellen, an denen das Oberzelt an das Innenzelt geklettet ist. Man muss dann ein wenig fummeln, bis es weitergeht. Genauso fummelig wird es mit der Firststange, die ich manchmal erst nach zwei, drei Versuchen in das kleine Loch eingefädelt bekomme. Aber insgesamt hat es gut geklappt.

Besonders vorteilhaft finde ich, dass das Zelt auch frei steht. So hatte ich es das eine oder andere Mal als Moskitoschutz im Stall aufgebaut.

Aber … die Heringe haben mich gefordert. Der Kopf ist dermaßen scharf, dass ich sie nur mit Steinen oder bei weichem Boden mit meinen Wanderschuhen versenken konnte. Außerdem haftet viel Erde daran. Ich nutze für mein anderes Zelt runde Heringe, die auch sehr leicht sind, daher kannte ich das Sandproblem gar nicht. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man ohne Schuhe um das Zelt läuft. Ein Kontakt mit den Heringen ist sehr schmerzhaft. Die Heringe sind trendig in der Zeltfarbe hellgrün. Das sieht chic aus, aber wenn ein Hering im Gras liegt findet man ihn insbesondere in der Dämmerung kaum wieder – eine echte Tarnfarbe. Sieht gut aus, würde ich lieber tauschen in eine Farbe, die sich abhebt (Rot, Orange o.ä.).

Abbau:

Durch das leichte, „rutschige“ Material extrem schnell. Man kann die Stangen herausziehen, ohne, dass sie auseinander gehen. Bei vielen Zelten geht das nicht, da muss man sie schieben, was etwas unpraktischer ist. Stangen zusammengeklappt, das Zelt darüber aufgerollt und alles zusammen in den Packsack. Den man dann nochmal komprimieren kann, das ergibt ein gutes kleines Packmaß.

Wasser:

Ich hatte kein Problem mit Regenwasser, das Zelt ist komplett dicht. Feuchtigkeit perlt gut ab.

Problematischer wird es mit Kondenswasser. An einigen Spots hatte ich sehr viel Kondenswasser. Es kommt nicht ins Innenzelt, was super ist. Ich muss hier auch nicht so geschickt meine Sachen platzieren, wie im einwandigen Zelt. Es macht nichts aus, wenn das Sattel oder die Packtaschen an die Innenwände kommen, da dort kein Kondenswasser hinkommt.

Nun kommt aber mein Problem: Bei meinem einwandigen Zelt wische ich das Kondenswasser vor dem Einpacken wenigstens grob mit einem Mikrofasertuch ab. Das geht bei diesem Zelt nicht, weil ich ja nicht (oder nur schwer) an die äußere Zeltwand komme. Ich packe also alles zusammen. Wenn ich dann tagsüber keine Möglichkeit habe, das Zelt zu trocknen, ist am Abend, wenn ich es erneut aufstelle, das komplette Innenzelt nass durch das „eingewickelte“ Kondenswasser. D.h. ich muss zumindest den Boden trocken wischen.

Vorteil: Wenn etwas Wind da ist und kein Regen, trocknet das Zelt sehr schnell.

Ich überlege, wie ich das Problem lösen kann, und denke, ich sollte das Außenzelt separat zusammenrollen. Es ist leider nur so, dass das Lösen vom Innenzelt mit den Klettverschlüssen nicht so einfach ist. Am Ende ist das Innenzelt durch heruntertropfendes Kondenswasser trotzdem feucht und meine Klamotten auch.

Am nächsten Abend stelle ich das Zelt auf und muss das Außenzelt wieder befestigen. Das ist wirklich ein Gefummel, bis man die Klettverschlüsse richtig befestigt hat.

Hier zeigt sich ein Nachteil: Das System, beides in einem Rutsch aufzustellen, ist eine smarte Idee, allerdings relativiert sich das, wenn man das Oberzelt abnimmt und das Ganze dann wieder zusammenbasteln muss – das ist ziemlich aufwändig.

Wenn ich also regelmäßig zwischen der Nutzung nur als Moskitoschutz und der Nutzung als gesamtes Zelt wechsle, habe ich viel zu tun.

Zweiter Nachteil: Man kann die zweite Apsis nicht öffnen, d.h. Durchzug schaffen oder Aussicht zu beiden Seiten geht nicht, dafür müsste man das Außenzelt abnehmen.

Gut finde ich, dass man die Apsis, die man öffnen kann, auch nur oben am First öffnen kann. Das schafft zusätzlich eine Lüftung, um Kondenswasser zu reduzieren.

Zelt vor Alpenkulisse Foto Zelt auf der Tour

Fazit:

Das Zelt hat seinen Dienst gut getan. Solide wasserdicht und windbeständig. Ein zweiwandiges Zelt ist einfach etwas komfortabler als ein einwandiges, da man nicht so sehr darauf achten muss, dass man nicht an die Außenwände kommt.

Probleme hat mir allerdings das Kondenswasser bereitet, da das Zelt bei viel Kondenswasser beim Zusammenpacken auch innen nass wurde. (Vielleicht gibt es dazu eine smarte Lösung, die ich noch nicht kenne?) Auch das Zusammenführen von Innen- und Außenzelt war mir zu fummelig. Die Heringe zu scharf am Ende und eigentlich nur mit einem Stein zu versenken. Trotz teilweise steinigem Boden habe ich sie aber nicht verbogen :-)

Von Vorteil ist, dass das Zelt schnell trocknet. Den schnellen Abbau, weiß ich auch zu schätzen. Über die Robustheit kann ich wenig sagen, da ich außer starken Wind keine besondere Beanspruchung auf der Tour hatte. Das Zelt ist gut verarbeitet, ich habe im Test keine Schwachstellen gefunden.

 

 

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