Im test

EXPED Comfort -4° - Daunenschlafsack

EXPED Comfort -4° - Daunenschlafsack
Top Daunenschlafsack, nur der Temperatur-Einsatzbereich passt nicht ganz (zumindest für mich)
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • wasserabweisend
  • angenehmes Schlafklima
  • Gute Anpassungsmöglichkeit mit Kordelzug
  • Wärmekragen
  • koppelbar mit anderen Schlafsäcken von Exped
  • Fußteil separat zu öffnen

Nachteile

  • Reißverschluss ist hakelig
  • für angegebenen Temperaturbereich zu kalt
  • zu wenig Futter im Fußbereich

Bewertung

Normalerweise sind die Wintermonate ja bei uns in Franken relativ mild, aber als ein Päckchen von OutsideStories vor der Türe lag, das einen Schlafsack Marke EXPED  mit der Bezeichnung Comfort -4° beinhaltete, hatten wir gerade zweistellige Minusgrade… naja dann kann der Schlafsack erstmal als Sofa-Decke herhalten bis der Frühling kommt! Das kann er sehr gut, aber es handelt sich hierbei natürlich nicht um den geforderten Einsatzzweck!

Der Schlafsack kommt optisch schick daher im dunkelblau/orange Mix mit orangenem Packsack und einem grauen Lagernetz zur Aufbewahrung für zuhause.

Vergleichen werde ich den Schlafsack mit meinem privaten Begleiter von Mountain Equipment, nämlich dem Helium 600 (Comfort -1°C / Comfort Limit -8°C / Extrem -26°C / 1070g).

Kommen wir erstmal zu den Features vom Exped:

-          Wärmekragen, wie es für ernstgemeinte Schlafsäcke Standard ist (mit eigener elastischen Kordel zur Weiten-Verstellung / Kordeln auch Für Hals und Kapuze)

-          Kleine Reißverschlusstasche auf der Innenseite für Wertsachen oder Akkus (ein Iphone 6Plus passt gerade noch rein…)

-          Eine Abdeckleiste am Reißverschluss entlang, damit keine Kältebrücke entsteht (was auch gut funktioniert hat)

-          Koppelbarkeit zu kompatiblen Schlafsackmodellen (auch unterschiedlicher Längen) der Marke Exped

-          Doppelte Reißverschlusszipper (gut zum Belüften unterschiedlicher Körperregionen)

-          Zusätzliche Druckknöpfe am Kragen und Kapuze, sodass alles geschlossen bleibt im Kopfbereich, man aber den Arm trotzdem ausfädeln kann bei  Bedarf

-          Glow-In-The-Dark Reißverschlussmarkierung (witzlos, wenn man erst in der Dämmerung sein Lager aufschlägt, es sei denn man beleuchtet sie kurz mit einer Lampe aber wer macht sowas schon, trotzdem lustige Idee)

-          Fußbereich kann separat geöffnet werden, dann kann man sich eine Art Poncho basteln (das gefällt mir ganz gut! Man müsste nur noch einen Druckknopf haben o.Ä., um den Schlafsack dann vom Boden fernzuhalten beim Laufen)

-          Schlaufen um den Schlafsack zu befestigen mit Heringen oder Schnüren

-          Die Eckdaten sind laut Exped-Homepage (Stand: April 2018)

Komfort Temperatur: 2°C (Was mich etwas verwirrt, da er ja „Comfort -4° heißt…naja egal…)
Limit Temperatur: -4°C
Extrem Temperatur: -22°C
Füllung: europ. Entendaune 90/10, RDS
Fillpower: 700+ cu in (EN-Norm)
Füllgewicht: 590 g
bis Körpergröße: 180 cm
Länge: 210 cm
Schulterbreite: 89 cm
Fußbreite: 55 cm
Gewicht: 1 030 g
Erhältliche Größen: M/L

In Sachen Ausstattung befindet sich der Exped also definitiv auf Augenhöhe zur hochwertigen Konkurrenz.

Getestet habe ich den Schlafsack bei mehreren Temperaturbereichen, um ein besseres Bild zu bekommen, wo ich die Temperaturgrenze für mich festsetze.

Als Isomatte habe ich jeweils meine Mammut Light Pump Mat UL verwendet, die mit einem R Wert von 4,1 schon mal kein Grund für einen Kälteeinbruch sein sollte, auch wenn -3°C als Grenzwert angegeben ist.

Den ersten Test gab‘s bei -4°C auf dem Balkon.

Der Schlafsack an sich ist um einiges weiter geschnitten als mein Referenzmodell von Mountain Equipment. Das kommt mir persönlich vom Schlafverhalten her sehr entgegen, da ich nicht wirklich auf dem Rücken schlafen kann. Der Exped bietet mir (1,78m groß und schlank (66kg)) in Größe M so viel Platz, dass ich mich im Schlafsack gut umdrehen und sogar die Beine seitlich anwinkeln kann von Zeit zu Zeit.

Bisher waren unsere Camping/Biwak Erlebnisse immer im Plusgrad-Bereich (+5° Tiefsttemperatur bis dato) was mit dem Mountain Equipment kein wirkliches Problem war. Recht schnell wird mit klar, dass das bei -4°C schon etwas anderes ist. Hier muss ich wirklich den Wärmekragen und die Verstellbare Kapuze eng zuziehen, bis nur noch Mund und Nase rausgucken, ansonsten wird’s doch sehr schnell unangenehm kühl im Gesicht. Dabei ist der Druck durch die Kordeln im Gesicht nie unangenehm gewesen.

Begonnen habe ich den Test mit Funktionsunterwäsche, Mütze und Wollsocken, so richtig warm wurde es aber nach 45 Minuten noch nicht. Daher hab ich noch einen Pulli und eine Jogginghose drüber geworfen, danach war es schon besser, ja geradezu angenehm. Als der Kreislauf dann nach und nach in den Schlafmodus ging, begann es jedoch trotzdem wieder kälter zu werden, vor allem im Fußbereich. Nach 2h Testzeit hab ich das Experiment bei -4°C dann abgebrochen und bin wieder ins Warme geflüchtet. Für mich war die Limit Temperatur also nicht wirklich angenehm aushaltbar mit dem Exped.

Einige Wochen später kam dann doch der Frühling und die Temperaturen stiegen. Zeit für einen weiteren Test, diesmal im lockeren Comfort-Bereich. Nach der Arbeit also Sack und Pack in den Rucksack und ab in die Natur. Komprimierbar ist der Exped genauso gut wie andere Daunenschlafsäcke, würde ich sagen. Hier haben wir uns dann ein schönes Plätzchen gesucht an einer Hecke zwischen einigen Feldern, den Sonnenuntergang bestaunt und sind dann in den Schlafsack gekrochen, als es kühl und finster wurde.

Die Plusgrade scheinen dem Exped deutlich besser zu behagen als die Minusgrade von Test #1. Obwohl der Sternenhimmel zum Einschlafen deutlich schöner ist, als zuhause in die Glotze zu kucken, überkommt mich langsam die Müdigkeit. Wenn ich müde werde, werde ich immer „wühlig“, wie meine Frau zu sagen pflegt, das heißt, ich muss irgendwie immer meine Position wechseln, bis ich nach langem Wälzen dann endlich eine bequeme, vorläufige Endposition erreicht habe. Hier punktet der Exped klar mit seinem Platzangebot im Inneren. Den Packsack habe ich mit meiner Daunenjacke vollgestopft und so ein Kopfkissen gezaubert, das recht angenehm zu benutzen ist. Zuerst hatte ich es mit Luft gefüllt, da der Sack recht dicht wirkt, nach 10 Minuten war aber leider die Luft raus.

Diesmal hatte ich eine dünne Wanderhose, Socken, Merinoshirt und einen dünnen Merino-Kapuzenpulli an. Der Klima-Komfort im Schlafsack war echt super, die ganze Nacht durch. Ich habe nie geschwitzt oder ein eingekapseltes Gefühl bekommen. Ein weiterer Vorteil ist die geräumige Kapuze, die auch mein improvisiertes Kissen locker mit verschlucken konnte. Die Einstellkordeln von Kragen und Kapuze sind stets durch die langen Kordeln gut von innen erreichbar.

Der Reißverschluss ist laut Herstellerangaben selbsthemmend, das kann ich bestätigen, aber ich würde es eher als etwas fummelig beschreiben. Zwar verstellt sich der Reißverschluss nicht von alleine, aber ich fand ihn persönlich nicht gut zu bedienen, gerade beim Aufmachen. Das geht bei Mountain Equipment viel angenehmer.

Wer, wie ich, auch gerne mal ohne Zelt ausrückt, um die Sterne zu beobachten, weiß, dass irgendwann der Moment kommt, in dem sich der Tau anschleicht und sich langsam auf Deinen Schlafsack setzt, hier gab sich der Exped keinerlei Blöße und innen blieb alles trocken, auch wenn die Schlafsackaußenseite morgens echt tropfnass war (es hat geperlt, nicht wirklich vollgesogen).

Gegen 4 Uhr morgens, als mein Thermometer in der Uhr 6°C anzeigte und die Tiefsttemperatur für die Nacht erreicht war, begann es langsam doch etwas unangenehm zu werden, wieder im Fußbereich, wie bei Test #1 und es wurde auch nicht mehr wärmer bis wir kurz nach 5 Uhr, während einem tollen Vogelkonzert, beschlossen aufzustehen und uns auf den Heimweg zu machen. Wir mussten ja noch auf die Arbeit später.

(Die Fotos sind leider etwas verwackelt, da die Einstellungen noch auf Langzeitbelichtung waren...)

Also raus aus dem Schlafsack, nachdem der Reißverschluss das endlich zugelassen hat, rein in die Daunenjacke, die im wasserdichten „Packsack-Kissen-Bezug“ super trocken und warm geblieben war und rein in die feuchten, kalten Schuhe ….

Den Schlafsack habe ich wieder zugemacht und kurz ausgeschüttelt, damit der Tau weitestmöglich entfernt wurde, und da wir ja nach Hause mussten, den nassen Sack komprimiert (was man eigentlich nicht tun soll wenn möglich). Zuhause dann alles wieder ausgepackt und zum Trocknen über den Wäscheständer geworfen. Bis ich dann geduscht hatte und meine Sachen für die Arbeit zusammengesucht hatte (ca. 45 min), fühlte sich der Schlafsack schon wieder recht trocken an, was schon mal gut ist und erneut bestätigt, dass ihm der Tau nicht wirklich zugesetzt hatte.

Als Fazit kann ich sagen, dass der Exped Comfort -4° ein toller, robuster Begleiter ist. Die Herstellerangaben mit Comfort und Limit Bereich sind natürlich immer subjektiv von Person zu Person unterschiedlich. Da ich aber sogar bei 6° also immerhin 4° über dem angegebenen Comfort Bereich von 2° immer noch kalte Füße bekommen habe, gibt’s trotzdem etwas Punktabzug. Genauso wie für den fummeligen Reißverschluss. Mountain Equipment baut zusätzliche Fütterung im Fußbereich ein, das spürt man schon, wie ich meine. Übrigens sind die Daunen natürlich aus zertifizierter Quelle.

Andererseits bietet der Exped Schlafsack viel Platz und Komfort und es gibt ihn natürlich auch noch für andere Temperatur-Bereiche zu kaufen, schade, dass ich ihn nun nach dem Test zurück schicken muss... Für den Einsatz rund um den Gefrierpunkt würde ich persönlich dann die wärmere Variante Comfort -10° wählen. Die Aussicht vom Schlafsack aus war auf jeden Fall wieder sensationell....

Preislich habe ich leider nur die 0° Variante mit ca 280€ als Referenz  im Netz gefunden bzw. eine die Comfort 600 Variante die bei 250-320€ gehandelt wird im Netz. Damit ist der Schlafsack vermutlich weder teurer noch günstiger als die Konkurrenz.

 

Wie wurde das Produkt erworben?Ich bin ProduktScout - zum Testen von OUTSIDEstories
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