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Test: OUTDOOR RESEARCH Helium Bivy - Biwaksack

OUTDOOR RESEARCH Helium Bivy - Biwaksack
Auf Solo Ultraleicht Touren im alpinen Gelände gibt es für mich keine echte Alternative zu dieser Wundertüte.
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • ultraleicht (ca. 500 g)
  • kleines Packmaß (ca. 1 L)
  • wasserdicht und atmungsaktiv
  • Stange für Freiraum überm Gesicht
  • Mückennetz und weitere Features
  • äußerst robuste Materialien

Nachteile

  • Mückennetz nicht herausnehmbar
  • Kapuze nur hochklappbar, nicht aber einroll- oder raffbar
  • keine optimale Belüftungsmöglichkeit bei geschlossener Kapuze

Bewertung

Biwaksäcke kennen die meisten sicher nur als Notfallausrüstung auf Bergtouren. Sie sind klein und leicht, verschwinden tief unten im Rucksack und sind bei unverhofften Übernachtung im Freien Gold wert, da sie einem Wind und Nässe vom Leib halten. Doch auch oder gerade für jene, die fest einplanen draußen zu nächtigen, sind diese Wundertüten interessant. Auch wenn sie oft mit einem Tarp kombiniert werden, um einen trockenen Ein- und Ausstieg zu gewährleisten oder durch Auflassenkönnen der Kapuze den so unendlich wertvollen Zugang zu frische Luft zu erhalten, sind sie als Einzellösung brauchbar. Leichter, kleiner und lagerplatzflächesparender lässt sich keine rundum abgeschlossene Unterkunft finden. Und wenn der Bivy dann auch noch die Körperfeuchtigkeit abführen und vor Mücken schützen kann ist für alles gesorgt.

Ich selbst benutze den OR Helium Bivy für hochalpine Solotouren. Wenn es beim Zustieg und Klettern auf minimales Gewicht ankommt, ist er unverzichtbar. Aber auch für´s Bikepacking finde ich das Packmaß äußerst interessant. Geht es um sommerliche Wandertouren nutze ich lieber eine DD-Hängematten-Tarp-Kombo und auf winterlichen Touren mein MH-Direkt-2-Zweimannzelt. Doch bin ich alleine unterwegs lässt sich dank des Bivys die Hälfte des Zeltgewichts einsparen.

Features

Schlaufen: Der Bivy lässt sich anhand der fünf rundherum angebrachten Schlaufen in Kombination mit Heringen oder Bändern und Steinen am Boden fixieren. Die Schlaufen sind jedoch so klein, dass sie bei Nichtbenutzung gar nicht auffallen.

Delrin-Stange: Eine optional mitführbare Glasfaserstange (57 g) kann seitlich eingeschoben den Oberstoff über dem Kopfbereich aufstellen, so dass dieser einem nicht im Gesicht klebt. Wer diesen Komfort nutzen, die Stange aber nicht mitnehmen möchte, kann auch an der mittig überm Kopfbereich befindlichen Schlaufe ein Band befestigen und dieses über sich an einem Ast oder einem Zweibein aus Wanderstöcken befestigen.

Mückennetz: Im Kopfteil befindet sich am unteren Rand fest eingenäht ein Mückennetz. Dieses lässt sich an der Kapuze schließen und durch Hochklappen und Befestigen der Kapuze mittels Plastikstift und Schlaufe vor den Einstieg spannen.

Netztasche: Für Kleinkram wie ein Handy oder ähnliches befindet sich mittig im Kopfbereich fest eingenäht eine kleine Netztasche mit Reisverschluss.

Befestigungsgurte: Im Inneren befinden sich zwei elastische Gurtbänder mit mittigem Klettverschluss. Diese helfen dabei die Isomatte lose aber ausreichend zu fixieren.

Obermaterial

Da das größte Problem in Biwaksäcken – siehe günstige Einmannplastiktüten – die an den Innenwänden kondensierende Körperfeuchtigkeit ist, hat sich OR hier für eine wasserdichte und atmungsaktive 2.5-Lagen-Membran namens Pertex Shield + entschieden. Als 30D Ripstopnylon ist diese zudem äußerst robust. Meine Regenjacke von OR ist aus selbigem Material und musste schon mehr ertragen, als ich diesem dünnen und leichten Stoff überhaupt zugetraut hätte.

In Bezug auf die Atmungsaktivität habe ich den Eindruck, dass dieses Material seinen Job ganz ordentlich erfüllt. In diesem Biwaksack bin ich noch nicht in einer Schweizpfütze aufgewacht. Der Schlafsack muss dennoch am Morgen für eine halbe Stunde gelüftet werden, da er oberflächlich klamm oder leicht nass sein kann. Verbleibt der Schlafsack jedoch über den Tag im Biwaksack, so treibt bereits ein wenig Sonne jegliche Feuchtigkeit aus dem Nachtlager.

Was Starkregen angeht arbeitet das Obermaterial Hand in Hand mit den verklebten Nähten und den abgedeckten Reisverschlüssen. Es kommt kein einziger Tropfen ins Innere. Es sei den man muss raus zum Pinkeln und hat keine leere Flasche dabei. Tja, Pech.

Kann man die Nacht über im Bivy bleiben, wird nur die Frischluftzufuhr zu einem Problem. Ein kleines Luftloch seitlich neben dem Kopf braucht man einfach, um es überhaupt darin aushalten zu können. Dieses ist jedoch mit einer unbedachten Drehung und Verschieben des hoffentlich möglichst kleinen Kopfkissens schnell verschlossen.

Untermaterial

Das Untermaterial ist ein 70D Nylon mit einer absolut wasserdichten TPU Beschichtung namens Hydroseal. Es macht einen robusten Eindruck und doch verwende ich ein Groundsheet, wenn der Untergrund mal sehr steinig ist. Eine solche Bodenplane lässt sich im Notfall auch als Tarp nutzen. Falls einem also ein trockener Eingangsbereich spontan wichtiger sein sollte, als das Schonen des teuren Bivys, dann ist das nach wie vor drin.

Das Untermaterial wurde mit Fungiziden behandelt um das Wachsen von Pilzen zu verhindern. Sicherlich ein nützliches Extra für Leute, die ihre Ausrüstung nicht immer ganz sauber und trocken halten können oder mal etwas länger unterwegs sind.

Daten

Wasserdichte: 13000 mm

Gewicht laut Hersteller: 510 g (ohne Stange 435 g)

Gewicht selbst gewogen: 541 g (Bivi mit Bändern 466 g, Stange 57 g, Hülle 18 g)

Packmaß: 33 x 15 cm

Länge: 213.4 cm

Breite Schultern: 66 cm

Breite Fußraum: 51 cm

Höhe Kopfbereich: 49.5 cm

Vergleichbare Biwaksäcke

Der Molecule Bivy ist mit 120 $ und 610 g das Einsteigermodell von OR. Er verfügt jedoch nicht über die Stange, die im Kopfbereich so wertvollen Platz schafft. Der OR Alpine Bivy ist mit 250 $ und 910 g das heavy duty Modell und für längere Expeditionen gedacht. Für den Gebrauch in den Alpen fände ich ihn aber völlig übermotorisiert. Der Helium Bivy liegt mit 180 $ und 510 g dazwischen. Er ist auch für einen Studenten wie mich nicht unbezahlbar, schön leicht und bietet jeglichen Komfort. Soweit man bei einem Biwaksack von Komfort sprechen kann. Ein anderer Biwaksack, der in dieselbe Richtung wie der Helium Bivy geht, preislich und vom Gewicht her jedoch etwas darüber liegt, ist der BD Spotlight Bivy. Wer aber nach einem absoluten Spitzenbiwaksack sucht, der wird seine Entdeckung des Helium Bivys sicher feiern.

Ultraleicht Setup

Wenn du dir mit diesem oder einem ähnlichen Biwaksack ein wintertaugliches und möglichst leichtes Setup zusammenstellen möchtest, habe ich ein paar Empfehlungen für dich. Die Therm´A Rest NeoAir Xlite (r 340 g) ist eine der leichtesten, kleinsten und dabei wärmsten und komfortabelsten Isomatten. Im Bivy ist nach oben hin so viel Platz, dass eine so dicke Matte kein Problem darstellt. Als Kopfkissen nutze ich derzeit einen wasserdichten Packsack, der mit Klamotten gefüllt und einem Schlauchschaal bezogen wird. So bleibst du bis dahin mit deinem Setup weit unter 1 kg. Wie schwer es dann noch wird hängt natürlich vom Wetter und dem danach zu wählenden Schlafsack ab. Mit meinem Haglöfs Leo -10 (1.2 kg) Bin ich bei einem Gesamtgewicht von um die 2 kg und kann auch bei argen Minusgraden kuschelig und warm schlafen. Meine Pläne gehen aber derzeit dahin, auf Wintertouren meine dicke Daunenjacke mit dem Patagonia Hybridbag zu kombinieren und auf Sommertouren einen Quilt von Cumulus zu nutzen. So ließe sich sogar noch die Hälfte des Schlafsackgewichts einsparen.

Resümee

Ich habe in dem Biwaksack bereits Nächte im Gewitter und strömenden Regen auf über 2000 m Höhe verbracht und bin weder nass geworden, noch erstickt. Gemütlich war das aber nicht. Da ich jetzt weiß, was der kleine kann, werde ich immer zu ihm greifen, wenn ich mal kein Zweimannzelt brauche, keine Bäume für die Hängematte vor Ort sein werden oder mich das immer zu große Rucksackgewicht mal wieder überredet. Es sollte jedoch jedem klar sein, dass ein Biwaksack nicht den Luxus eines Zeltes bieten kann. Hier ist nichts mit aufrecht sitzen, umziehen im geschützten Innenraum, oder kurz durchlüften und dann wieder verschließen. Wer im Biwaksack Wert auf ausreichend frische Luft legt, der schläft eh mit Kapuze ganz offen und damit mit dem Kopf im Freien. Es ist daher Cowboycamping mit der Option zum Tausch von Luft zum Atmen gegen Trocken durch die Nacht kommen.

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Hallo Daniel, du hast eine sehr tolle Bewertung geschrieben.Ich habe den selben Biwaksack  und hatte ihn erst vor kurzem im längerem  härte Test. Gleich in der ersten Nacht kam der Starkregen.Vor Angst, das er doch nicht richtig dicht ist und alles Nass wird, habe ich schnell ein Tarp gespannt. Und danach hat es nicht mehr geregnet. Also so ganz traue ich dem Teil in  Bezug Wasserdichtheit von Aussen nicht . Zumal das Ende des Biwacksackes auf dem Schlafsack aufliegt und dort eventuell undicht wird. Ich muss aber auch sagen , das ich festgestellt habe das der Biwacksack nichts für mich ist. Ich fühle mich einfach nicht wohl. Trotzdem werde ich ihm noch mal eine Chance geben sich zu beweisen. Du schreibst ja er ist dicht. Das es ein wenig Kondenswasser geben wird ist klar. Aber mal vielen dank für deinen tollen Bericht. Das gibt einem wieder ein wenig mehr vertrauen in das Teil. LG aus der Pfalz Hubert

Moin Hubert,

Danke für dein Feedback. Es freut mich, dass ich die krieselnde Beziehung zwischen dir und deinem Bivy etwas stärken konnte. Das so ein enger Biwaksack nicht jedermannes Sache ist, kann ich mir gut vorstellen. Regen und Wind bleiben aber definitiv draußen. Weiterhin ist dürfte ein wasseraufnehmender Untergrund wie Rasen ratsam sein. Hab mit dem Bivy noch nicht in einer stehenden Pfütze genächtigt. Bei meinem Zelt (MH Direkt 2) drückt da aber schonmal das Wasser rein.

Liebe Grüße aus Hamburg, der Daniel

Erstellt von Terzo - Do, 01/03/2019 - 11:37

Hi Daniel,

Danke für die tolle Bewertung.

Über Biwaksäcke gibt es ja noch nicht viel auf Outside-Stories, vor allem über die für geplante Übernachtungen. Da ist so eine Bewertung Gold wert!

Liebe Grüße

Terzo

Ich hab einen neuen Biwaksack, den Nano Bivy von Samaya. Hoffe also, ich kann in dem Bereich bald einen spannenden Testbericht liefern. Ich sag nur, 1 L, 230 g, Dyneema und Nanovent.

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