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SAWYER Squeeze Pointone - Wasseraufbereitung

SAWYER Squeeze Pointone - Wasseraufbereitung
Dieser Filter ist seit über 6 Jahren meine Trinkwasserquelle auf allen Sommertouren und ein unschlagbar leichtes und einfach zu reinigendes Filtersystem mit lebenslanger Garantie.
Bewertung Ø: 5.00 Sterne

Vorteile

  • sehr leicht und stabil
  • hohe Durchflussgeschwindigkeit
  • einfach zu reinigen
  • viel Zubehör erhältlich
  • entfernt Schwebstoffe, Protozonen und Bakterien
  • 3.7 Mio L Wasser / lebenslange Garantie

Nachteile

  • darf im nassen Zustand nicht gefrieren
  • kann Viren im Wasser lediglich leicht reduzieren
  • bindet weder Chemikalien noch Schwermetalle
  • benötigt einige Zeit um zu trocknen

Bewertung

Dieser Filter begleitet mich seit sechs bis sieben Jahren auf allen Sommertouren. Er ist sehr leicht, simpel zu bedienen und verfügt über eine sehr gute Durchflussrate. Rechne ich auf einer Tour hingegen mit Minusgraden, so bleibt er zu Hause. Hier muss frisches Quellwasser oder Schnee und Eis zum Schmelzen her. Ist der Filter nämlich nass und friert, dann zerstören die Eiskristalle die Mikrohohlfasern des Filters. Ob euer Filter nach einer solchen Tour noch in Takt ist, könnt ihr leicht überprüfen. Ist er heil, nass wie nach dem Filtern und pustet ihr hinein, so darf keine Luft durch den Filter strömen können.

Filter an sich:

Der Filter besteht im Inneren seines Kunststoffgehäuses aus U-förmig mit den Enden an einer Platte befestigten und diese durchdringenden Mikrohohlfasern. Diese verfügen in ihrer Wand über Poren mit einem maximalen Durchmesser von 0.1 Mikrometer. Das kontaminierte Wasser umspült die Hohlfasern, wobei nur sauberes Wasser in die Fasern eindringen und in ihrem Inneren entlang durch die Enden und damit durch die Platte hindurch aus der anderen Filterseite heraus fließen kann. Da für den Durchtritt des Wassers durch diese Membran ein gewisser Druck von Nöten ist, muss das Wasser hinein gedrückt, heraus gesaugt, oder mit Hilfe der Schwerkraft hindurch getrieben werden.

Da die Porengröße maximal bei 0.1 µm liegt, werden Schwebstoffe, 99.99999 % aller Bakterien, 99.9999 % aller Protozonen und deren Zysten heraus gefiltert. Erreger und Parasiten die dadurch entfernt werden sind unter anderem Salmonellen, Leptospirosen, E. coli, Vibrio cholerae, Giardien und Kryptosporidien. Damit erfüllt und übertrifft der Filter die Vorgaben der amerikanischen Enviromental Protection Agency (EPA).

Schadstoffe, die der Filter nicht aus dem Wasser entfernen kann, sind Viren, Chemikalien und Schwermetalle. Dies betrifft bei uns das Wasser aus Flüssen und Seen, das durch Dünger aus der Landwirtschaft, oder durch Abwässer aus der Industrie belastet ist. Um die Konzentration einiger Chemikalien etwas herab zu setzen und vor allem um den Geschmack des Wassers, beispielsweise in Mooren mit vielen Gerbstoffen im Wasser, etwas zu verbessern, kombinieren ich diesen Filter mit einer Aktivkohlekartusche, dem Aktivkohle-Flaschenadapter von Katadyn. Jedoch solltet ihr niemals Wasser aus großen Seen oder Flüssen benutzen, an deren Ufern Siedlungen, Industrieanlagen oder ähnliche Bebauungen oder intensiv genutzte Flächen der Landwirtschaft vorhanden sind.

Verwendung als Squeeze-System:

Um Wasser durch den Filter zu treiben eignen sich alle handelsüblichen Getränkeflaschen mit 28 mm Gewinde. Da PET-Flaschen nach mehrfachem Zusammendrücken zerknautschen und nicht wieder ihr ursprüngliches Volumen erreichen, eignen sich vor allem Faltflaschen, wie die von Sawyer oder von Platypus. Diese gibt es in verschiedenen Größen von 0.5 L bis 2 L. Um die Benutzung des Filtersystems mit einer Faltlasche zu vereinfachen, sind auf diesen eine aufgedruckte Anleitung und Warnhinweise zu finden. Sie sind leicht und platzsparend, doch gehen sie auch irgendwann kaputt. Meist platzen sie entlang der Schweißnaht an den Seiten neben dem Schraubverschluss auf. Eine Ersatzflasche dabei zu haben lohnt sich in jedem Fall. Mit etwas Kraft und Geduld lässt sich so ausreichend Wasser filtern. Für Touren mit vier oder mehr Teilnehmern finde ich es jedoch zu Kraft- und Zeitraubend.

Verwendung als Gravitationsfilter-System:

Wird der Filter in einem Gravitationsfiltersystem verbaut, so lässt sich ganz nebenbei und ohne Kraftaufwand ausreichen Wasser für größere Gruppen filtern. Selbst auf Sommerwandertouren, wo der Filter nur abends und über Nacht aufgebaut werden kann, lässt sich mit ausreichend großen Wassersäcken Wasser für 5 bis 10 Personen filtern.

Ist das Wasser voller Schwebstoffe, wie feinem Sand und ähnlichem, die den Filter beim Durchlauf großer Wassermengen zusetzen können, empfiehlt sich ein Vorfilter. Diesen baue ich mir bei Bedarf aus einer Flasche oder einem Kanister, dem ich den Boden abschneide und ihn über Kopf, wie einen Trichter aufhänge. Oder aus einem Eimer in dessen Boden ich Löcher bohre. Mit einem Geschirrhandtuch, Watte oder ähnlichem gefüllt lässt sich das Wasser zum Vorfiltern einfach hindurch kippen.

Für den Aufbau des Gravitationsfiltersystems benutze ich als Wasserreservoir einen 20 L Sack von Ortlieb, der auch als Outdoordusche beworben wird. Auf diesen schraube ich den Filter. Über den Schlauch eines Source Trinksystems verbinde ich diesen mit dem 10 L Dromedary Bag von MSR. Dabei hilft ein Gummistopfen mit Loch, da der MSR Sack über kein Standardgewinde verfügt. Er ist jedoch besonders robust und eignet sich gut für die Lagerung und den Transport von größeren Wassermengen. Damit der Durchfluss durch den Filter erhöht wird und von einem Tröpfeln zu einem durchgehenden Fluss übergeht, spüle ich den Filter vor dem Einbau mit Wasser durch und treibe so die Luft aus ihm heraus. Nach dem Abbau wird er zudem direkt notdürftig gereinigt.

Verwendung mit einem Trinksystem:

Da es für den Filter Adapter gibt, die das Einbauen in einen Schlauch ermöglichen, lässt er sich auch gut mit einem Trinksystem verwenden. Dazu schneidet man den Schlauch des Trinksystems durch und steckt die beiden Enden auf des Filters Adapter. Das spart weitere Behälter und Pausen zum Filtern, kann jedoch den Trinkkomfort durch einen erhöhten Zugwiederstand mindern. Ich selbst nutze diese Variante daher nicht und befülle mein Trinksystem stets mit zuvor separat gefiltertem Wasser.

Reinigen und Trocknen:

Die Mikrohohlfasern des Filters setzen sich mit der Zeit zu. Das verlangsamt den Durchfluss und verstopft den Filter irgendwann ganz. Entfernen lässt sich dieser Schmutz durch Spülen des Filters entgegen der Flussrichtung. Dazu eignet sich die mitgelieferte Spritze, oder beispielsweise eine Flasche, wie die Smart Wasserflasche mit Sportkappe. Gespült werden darf und sollte mit ordentlich Druck. Der Filter selbst kann das ab und durch regelmäßiges Spülen lässt sich so eine Flussrate von 98.5 % der anfänglichen Flussrate erhalten.

Unterwegs spüle ich den Filter ein Mal täglich. Dazu nutze ich eine stets saubere Falttasse, gefiltertes Wasser und die Spritze. Sind jedoch nicht sichtbar viele Schwebstoffe im Wasser, so soll es ausreichen den Filter alle paar Tage zu spülen. Wer sich auf einer Mehrtagestour das Reinigungszubehör und den Aufwand sparen möchte, der kann den Filter auch reinigen, wenn er wieder zurück ist.

Zu Hause möglichst bald nach der Tour erhält der Filter eine komplette Grundreinigung. Gespült wird mit reichlich Leitungswasser und destilliertem Wasser. Um den Filter zu entkeimen lagere ich ihn manchmal für ein oder zwei Tage in einer wässrigen Silberionenlösung. Dazu verwende ich Micropur Classic von Katadyn. Ob diese Behandlung zusätzlich irgendetwas bringt weis ich jedoch nicht.

Um den Filter trocken zu legen habe ich mir aus einem Band, dem Gewinde und dem Deckel einer PET-Flasche eine Schleuder gebaut. Diese wird auf den Filter geschraubt und mit Hilfe der Fliehkraft das Wasser aus dem Filter getrieben. Nach dem mehrfachen Schleudern und aufrechtem Lagern ist das meiste Wasser aus dem Filter und er kann an der Luft trocknen.

Daten:

Gewicht: 80 g

Größe: Länge 13 cm, Durchmesser 4.5 cm

Filtertyp: Mikrohohlfasermembran

Porengröße: 0.1 Mikrometer

entfernt: Schwebstoffe, Bakterien, Protozonen und Zysten

entfernt nicht: Viren, Chemikalien, Schwermetalle

Durchflussgeschwindigkeit: neu ca. 50 mL/sec

Lebensdauer: 3.7 mio L Wasser Garantie / lebenslang

Vergleichbare Filter:

Filter die dem Squeeze ähneln gibt es derzeit einige. Diese sind zum Beispiel der BeFree von Katadyn, der Trailshot von MSR und der Mini von Sawyer. Jedoch kann keinen von diesen den vielseitig einsetzbaren Squeeze ersetzen. Sie versuchen viel mehr durch Spezialisierung in Nieschen besser und dadurch attraktiv zu sein.

Der BeFree von Katadyn ist mit nur 63 g wirklich leicht, mit 2 L/min ausreichend schnell und mit 0.1 µm Porengröße vergleichbar gut. Er wird direkt als Verschluss auf die dazu gehörige weiche 1 L Flasche mit etwas größerer Öffnung geschraubt. Dies ermöglicht dem Wanderer oder Läufer ein schnelles Befüllen und sofortiges Durstlöschen. Jedoch ist der Filter nur für diese Verwendungsart vorgesehen. Gereinigt wird er zudem lediglich durch Umspülen der Fasern und nicht durch Durchspülen der Fasern und ihrer Poren. Diese Reinigungsmethode soll jedoch für ihn ausreichen.

Der Trailshot von MSR ist mit 145 g eher schwer, mit 1 L/min nicht der Schnellste und mit 0.2 µm Porendurchmesser etwas gröber. Jedoch benötigt er keine Faltflasche oder ähnliches, da die Handpumpe in den Filter integriert ist. Notdürftig gereinigt wird er durch Schütteln mit Wasser in der Pumpblase. Dadurch werden die Mikrohohlasern umspült. Für den Fall größerer Verschmutzungen oder ausgiebiger Benutzung gibt es Filterkartuschen zum Nachkauen.

Der Mini von Sawyer ist kleiner und halb so schwer wie der Squeeze. Jedoch bringt das eine deutlich geringere Durchflussrate mit sich. Für Solotouren mit Faltflasche oder als Filterstrohhalm sicherlich zu gebrauchen, habe ich ihn jedoch noch nie benutzt. Da ich selten alleine unterwegs bin und wir lediglich einen Filter für alle brauchen, ist dies immer der Squeeze. Doch haben wir ab und an einen Mini als Backup dabei. Für die Benutzung in Verbindung mit einem Source Trinksystem bieten hier die beiden Firmen ein gemeinsames Set aus Mini und passendem Schlauchstücken mit Anschluss und Beißventil an.

Resümee:

In meinen Augen ist der Sawyer Squeeze seit vielen Jahren ungeschlagen. Ein überragendes Stück Ausrüstung, dass die schweren und großen Keramikfilter mit Pumphebeln zu recht abgelöst hat. Ein Spin-off der Forschung an Mikrohohlfasermembranen für die Dialysetechnik, den ich nicht missen möchte. Ausreichend für alle Touren in Mittel- und Nordeuropa und bei mir auch in Zukunft immer mit dabei.

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Hey Leute, wenn ihr die geringe Größe und das Gewicht des Sawyer Minis haben wollt, aber auf die große Durchflussrate des Sawyer Sqeeze PointONE nicht verzichten wollt, dann ist sicher der Sawyer Micro Squeeze was für euch (10x4 cm, 57 g).

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