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Test: GHOST Lector 8 LC - Fahrrad

GHOST Lector 8 LC - Fahrrad
Leicht, steif, schnell und wirklich hübsch anzusehen
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • steifer Rahmen
  • wendiges, aggresives Handling
  • topp Design/Optik
  • komplett innen verlegte Züge
  • kurzer Vorbau/breiter Lenker (relativ zu anderen CC)
  • Platz für zwei Falschenhalter

Nachteile

  • Komfort
  • fehlernder Rahmenschutz
  • viele kleine Wehwechen
  • Züge im Unterrohr klappern zum Teil
  • Serienbereifung mit LiteSkin (offiziell kein TL)

Bewertung

Einleitung

Als am Weltcup 2015 in Albstadt das Ghost Lector zum ersten mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war schnell klar, dass ich ab der kommenden Saison auf einem neuen Hardtail meine Rennen bestreiten werde. Auf der Eurobike habe ich die Modellpalette begutachtet und mich direkt für das 8 LC entschieden. Per Vororderphase bestellt, stand es bereits im November 2015 in meinem Keller. Seither (1,5 Jahre) nutze ich es für schnelle Trainingsfahrten, den einfachen Trailride zur Arbeit und natürlich für einige wenige Marathonrennen.

Charakter / Fahreigenschaften

Das Aussehen sagt eigentlich schon alles über das Bike aus. Es ist ebenso kantig und schnell wie auch harmonisch und gutmütig im Handling. Ein Hardtail das für steile Anstiege sowie achterbahnartige Abfahrten gemacht wurde.

Der Rahmen fühlt sich extrem steif an und wandelt jegliche Kurbelkraft unweigerlich in Vortrieb um. Der kurze Hinterbau lässt hierbei auch technische Anstiege zum Vergnügen werden. Lediglich in extremen Steilanstiegen braucht der Lenker etwas mehr Druck um am Boden zu bleiben.

Auf Flachpassagen rollt das Bike gut voran, gibt aber jede Bodenwelle über die wenig flexende Carbonsattelstütze an den Fahrer weiter. Das lange Oberrohr gleicht den kurzen Vorbau aus und verleiht eine renntaugliche Oberkörperhaltung. Ein trainierter Rumpf ist daher die Voraussetzung für halbwegs schmerzfreie längere Fahrten. Wenn in extrem schnellen Passagen über 45km/h noch Pedalunterstützung verlangt wird empfiehlt sich die Nachrüstung eines größeren Kettenblatts (32 oder sogar 34T).

Neigt sich das holprige Gelände in Richtung Tal, muss aus Komfortgründen unweigerlich das Sitzmöbel verlassen werden. Die Position im Stehen ist aber sehr angenehm und verleiht durch die hohe Front und den optimierten Lenkwinkel ein sicheres Gefühl auch in schwierigem Gelände. Das Rad fühlt sich hierbei wendig und agil an. Selbst in schnellen und technischen Passagen hatte ich nie das Gefühl die Kontrolle über das Rad zu verlieren. Die Option, eine Remotesattelstütze inklusive innen verlegten Zügen zu verbauen finde ich auch am Hardtail gut, nutze diese Option aber derzeit nicht, da die Marathonstrecken technisch meist einfach sind und dadurch das Mehrgewicht nicht gerechtfertigt wäre.

Bremsen

Die SRAM Guide Bremsen greifen in den Abfahrten beherzt zu und können auch mal längere Abfahrten gut verkraften. Etwas Fingerkraft wird erst benötigt, wenn die Bremsen eine gewisse Zeit unter Volllast gearbeitet haben. Der Druckpunkt bleibt aber stets angenehm und berechenbar. Die Serienbereifung aus Rocket Ron (vorne) und Thunder Burt (hinten) ist hier der limitierende Faktor. Für nasse Bedingungen wechsel ich hinten (manchmal auch vorne) auf den Racing Ralph.

Schaltung

Die 1x11 Schaltung von SRAM hat mich direkt davon überzeugt in Zukunft keinen Umwerfer mehr zu haben. Das Konzept ist einfach und gut. Das Kettenblatt führt die Kette enorm gut und so hatte ich bisher noch keinen Kettenabgang, auch wenn ich anfangs noch sehr sekptisch war und Angst um das empfindliche Carbon am Tretlager hatte. Das Schaltwerk hält die Kette gut auf Spannung und es kommt nur auf den kleinsten drei Ritzeln und bei ruppigem Gelände zu etwas Kettenschlagen. Die Strebe ist durch einen aufgebrachten Kunststoffschutz aber bestens vor Schäden bewahrt. Durch die Verriegelung des Schaltwerks in der vorderen Position kann das Rad bei einer Panne oder zum Transport sehr gut entnommen und wieder eingesetzt werden. Die Kette muss dazu nicht berührt werden. Eine super Idee von SRAM. Auch die Reparatur der Kette geht dadurch flink und einfach.

Die Bandbreite von 11-42 x 30T reicht für mich völlig aus. Für schnelle Marathonrennen habe ich mir ein Kettenblatt mit 32 Zähnen zugelegt und komme damit auch in steilen Anstiegen gut zurecht. Entsprechende Beinkraft ist natürlich Voraussetzung für diese Umrüstung.

Nachtrag: Seitdem mein anderes Bike 1x12 ausgestattet ist, ist dies ebenfalls eine Überlegung für das Hardtail.

Federgabel

Die RockShox SID mit Lenkerremote arbeitet gut und zuverlässig. Die 100mm sind bei der Bikekategorie ausreichend und erfordern in ruppigem Gelände eben saubere Fahrtechnik und eine gute Linienwahl. Das Federungsverhalten ist meiner Meinung nach ausgeglichen und berechenbar. Die Gabel braucht bei mir etwas mehr Druck als in der Anleitung angegeben um nicht durchzuschlagen, aber das findet man schnell raus. Was ich nicht so gelungen finde ist der riesige Remotehebel von SRAM, der auf dem Lenker sitzt wie ein Leuchtturm. Hier wäre der Hebel für die Montage rechts oben / links unten die bessere Wahl gewesen. Oder noch besser: ein dezenterer Hebel mit Matchmaker-Aufnahme für beide Seiten. Dann kann jeder machen was er will.

Zusammenfassung

Ein schnelles Rad für schnelle Fahrten und nichts für Genussradler. Es ist eben ein Sportwagen, keine Luxuslimousine.

Sinnvolle Details

Der Deckel für den Zugang zu den innenverlegten Zügen ist gleichzeitig ein Schutz bei Aufsetzern.
Im Rahmen finden zwei Falschenhalter platz.

Defekte / Schäden

Bei einem Trailride habe ich mir einen Stock in den Speichen eingefangen, der dann wiederum das Schaltwerk nach hinten zog. Die kleine Schraube am Schaltauge ist wie gewollt gebrochen bevor der Rahmen Schaden genommen hat. Durch den Druck des losen Schaltwerks gegen die Sitzstrebe ist dort lediglich die Farbe abgeplatzt. Ich hatte eine Ersatzschraube dabei und konnte meine Fahrt nach kurzer Zeit fortsetzen. Eine gute Lösung mit der Sollbruchstelle an der Verschraubung.

Probleme

Das Lenklager hat von Beginn an regelmäßig spiel und muss nachjustiert werden. Der Ghost-Fachhändler und meine Wenigkeit haben bisher keine Lösung gefunden, das Lenklager dauerhaft spielfrei einzustellen.

Nach weniger als 500km trat zwischen der Kurbel und dem Innenlager ein Spiel von ca. 0,5mm auf, was am Kurbelarm natürlich deutlichen Versatz zeigte. Ghost hat ein neues Lager geschickt, seither ist das Problem behoben.

Der Sattel von SDG hat sich bereits nach 2 Monaten (500km) an der Spitze aufgelöst. Auch hier gab es Ersatz auf Kulanz.

Inzwischen ist das Lager der vorderen Nabe nicht mehr ganz ruckelfrei. Rückmeldung von Ghost steht noch aus. Das Vorderrad hat aktuell eine Laufleistung von ca. 3000km und dürfte meines Erachtens noch keine derartigen Erscheinungen zeigen.

Ansonsten ist das Rad relativ wartungsarm. Die Schaltung musste noch nie nachgestellt werden. Die Bremsen laufen seit langem schleiffrei. Ansonsten ist nicht viel dran.

Durchgeführte Tuningmassnahmen

- Schnellspanner durch eine normale Sattelklemme getauscht
- Umrüstung auf tubeless (trotz LiteSkin)
- Racing Ralph vorne/hinten bei nassen Bedingungen
- Schutzfolie am Unterrohr aufgebracht
- Kettenblatt je nach Strecke auf 32 Zähne vergrößert


Fahrfertiges Gewicht (Größe L) mit Pedalen, Flaschenhalter, Satteltasche... 10,06kg
Herstellerangabe nackt und in Größe M: 9,6kg

Durch die vielen Probleme gibt es ein Zelt Abzug. Das Rad und das Konzept ist super, aber sollte für diesen Preis deutlich bessere Qualität zeigen.

 

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