
Der König der Heckträger
Vorteile
- Mit nur einer Person zu bedienen
- Abschließbarer Träger und Haltearme
- Kippbar auch beladen
- Kompakt verstaubar
- Rollbar
- Durchdachtes Zubehör verfügbar
Nachteile
- Schließzylinder teils etwas fummelig
Bewertung
Wir fanden es richtig super, für unseren Saalbach-Trip dieses Jahr den Thule Epos 3 für OUTSIDEstories testen zu dürfen. Thule ist ja sozusagen der Platzhirsch unter den Transportsystemen für Dach und Heck.
Das Unternehmen wurde bereits 1942 in Schweden gegründet und bietet mittlerweile auch Rucksäcke sowie Taschen, Kinderwägen, Campingbedarf und sogar Hundezubehör – und damit so viel mehr als nur Dachträger an. Der erste Fahrradträger für die Anhängerkupplung wurde übrigens bereits 1992 eingeführt. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen! Der Epos ist aber relativ neu und unterscheidet sich gravierend von anderen Heckträgern.
Wir haben für unser Review kein neues, sondern ein Testmodell erhalten, das schon ein bisschen unterwegs war, aber das tat nichts zur Sache.
Der Träger kam gut verpackt in einem Karton an und war fast schon ready to use, einzig die beiden Rollen, die benötigt werden, um den Träger wie einen Trolley schieben oder ziehen zu können, mussten wir (mit beiliegendem Innensechskantschlüssel) befestigen und unser Nummernschild anklipsen. Für die Nummernschild-Clips gibt es übrigens mehrere Steckplätze, so dass unterschiedliche Formate angebracht werden können.
Die Anleitung besteht weitestgehend aus sehr gut verständlichen Piktogrammen und macht es einfach, sich mit dem Träger vertraut zu machen. Hier ein Ausschnitt aus der Laderampenanleitung als Beispiel:
Mit Rollen und Nummernschild versehen, kann man dann den 22,7 Kilo schweren Träger in zusammengeklapptem Zustand relativ leicht als eine Person auf die Anhängerkupplung heben. Clever ist, dass die zusammengeklappten Bodenteile oben zusammen zwei sehr gute Griffe bilden, so kann man gut anfassen und es klappt nichts aus Versehen einfach auseinander.
Auf der Anhängerkupplung sollte man den Träger dann so gut wie möglich waagerecht ausrichten (was mit etwas Übung auch recht gut klappt) und dann mit dem Klemmhebel spannen. Geht dies zu schwer, kann man an einem Verstellrädchen die Feinanpassung für die Kugel der Anhängerkupplung durchführen und - schwupps - sitzt er bombenfest!
Damit er auch sicher am Auto verbleibt, ist der Spannmechanismus natürlich mit einem ebenfalls mitgelieferten Schlüssel abschließbar.
Der Hauptgrund, warum wir den Epos 3 gerne testen wollten, ist relativ einfach. Wir fahren moderne Enduros/Allmountains/Downhill Bikes, die alle ca. 1250-1300 Millimeter Radstand haben, und an diesem Punkt verabschieden sich nämlich bereits viele Konkurrenzmodelle! Der Epos punktet aber mit max. 1350 Millimeter und ist somit komischerweise einer der wenigen Träger, der offiziell den Transport unserer Bikes ermöglicht! Auch unsere breiten Reifen (bis 2,5 Zoll am DH-Bike) stellen überhaupt kein Problem dar (3,2 Zoll ist die max. zulässige Größe)! Für Fatbikes gibt es optional außerdem auch noch längere Straps, Sky ist the limit!
Auch in Sachen Zuladung gibt’s keine Probleme, mit 60 Kilo Zuladung für 3 Räder und einem Maximalgewicht pro Rad von 30 Kilo sollte auch bei dicken E-Bikes nichts anbrennen. Bitte immer auch das max. zulässige Gewicht der Anhängerkupplung beachten!
Gucken wir uns als nächstes die Befestigung der Räder an, hier versteckt sich ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für den ambitionierten Radler mit Karbonrahmen! Die veraltete Lösung mit den Zangen, die jedem Bikebesitzer beim Zuschrauben trotz Adapter oder Puffermaterial den Angstschweiß auf die Stirn treibt, und er hofft, kein „knack“ zu hören, ist endlich passé.
Thule hat ein Ratschensystem etabliert, das auch wenn es nicht ultrastraff befestigt ist, den sicheren Halt garantiert! Aus der Schlaufe gibt es kein Entkommen und jetzt kommt der Knaller für alle, die immer noch Angst haben um ihre Rahmen:
Thule hat die Freigabe, dass die Befestigung mit dem Arm auch am Hinterreifen erfolgen darf, also keine Sorgen mehr um den Rahmen ab jetzt! Wir haben das natürlich gleich mit dem neuen Bike meiner Frau (das rote) getestet und auch nach 350 Kilometer Fahrt bei gutem Wetter hinwärts und widrigstem Wetter auf der Heimfahrt hat da nichts ansatzweise gewackelt!
Alle Arme sind separat abschließbar, so können Räder theoretisch auch nur einzeln entnommen werden, je nachdem wie verschachtelt sie angebracht sind. Wie bei jedem anderen Träger sollten die Reifen der Räder natürlich auch hier gut aufgepumpt sein, wir hatten alle auf > 2 Bar aufgepumpt und es funktionierte super. Lediglich ein Schließzylinder hat im Test einmal geklemmt, mit ein bisschen Geruckel hat er aber dann doch nachgegeben. So wertig der gesamte Träger ist, so seltsam ist es, dass sich für mich die Schlösser von Thule oftmals irgendwie hakelig bei der Anwendung anfühlen - aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen.
Wäre das Positive nicht schon genug, so setzt Thule noch eins drauf, denn jeder Stellplatz hat seinen eigenen unabhängigen Haltearm und das nervige Durchfädeln durch die anderen Rahmen stellt auch keinerlei Probleme mehr da, weil überflüssig! Alle Arme sind in der Länge verstellbar und der Kopf kann beliebig gedreht werden, sodass alle Rahmen befestigt werden können (sogar das Laufrad unseres Nachwuchses).
Pedale abbauen ist auch nicht nötig, denn zwischen den einzelnen Schienen sind üppige 25 cm Platz, auch hier ist also alles easy!
Kurzum, wir waren direkt und sind immer noch mega begeistert! Das kommt dann wohl raus, wenn Menschen Produkte entwickeln, die sie auch selbst benutzen!
Bei diesem Kaliber braucht man kaum mehr erwähnen, dass der Träger super easy mit und ohne Bikes leicht durch einen Tip mit der Fußspitze und leichtem Zug nach hinten geklappt werden kann, um jederzeit an den Kofferraum zu gelangen!
Falls es jemand genau wissen möchte, die Maße sind übrigens offen 91 x 126 x 22 Zentimeter und sehr quadratisch, praktisch zusammengeklappt 91 x 27 x 75 Zentimeter.
Ihr merkt sicher schon beim Lesen, dass wir ja selten schlechte Produkte zum Testen bekommen aber der EPOS 3 ist wirklich der Hammer!
Aber auch hier ist noch nicht Schluss!
Optional gibt’s noch weiteres Zubehör für den EPOS was von nice to have bis mega ist!
Essenziell für die Boxengassen bei Bikepark-Besuchen: der Thule Epos Bike Repair Holder. Die Fahrradreparaturhalterung ist ein Upgrade für den hintersten Haltearm und verwandelt diesen in einen arretierten Montageständer. So können z.B. Schaltung eingestellt oder der Hinterreifen getauscht werden ohne, dass ein Ständer mitgebracht werden muss. Steckplätze für Werkzeug und eine magnetische Ablage sorgen dafür, dass alles griffbereit bleibt. (UVP 59,95 €) Hier kann man den oberen Haltearm erkennen während meine Frau die Rampe (dazu gleich mehr) auffaltet, ein Foto mit Bike dran haben wir leider verschwitzt:
Wer gerne alles sauber verstauen möchte, kann sich für den Thule Epos Storage Bag, eine Aufbewahrungstasche für den EPOS 3-Fahrradträger entscheiden, entweder um den schmutzigen Träger in der Wohnung zu lagern oder den sauberen Träger in der Garage vor Spinnenbesiedelung zu bewahren. (UVP 59,95 €)
Wem die abschließbaren Greifarme nicht ausreichen, der kann sich zusätzlich für das Thule High-grade lock entscheiden. Dieses ist eine Kooperation mit dem Markenhersteller ABUS und wird am Träger befestigt. Es hat eine weiche Ummantelung, sodass die Bikes nicht beschädigt werden und lässt sich easy durch alle drei Rahmen fädeln, um dann gut zugänglich am vorderen Teil des Trägers abgeschlossen zu werden. (siehe voll beladene Bilder)
Wir haben das ganze System auch dazu genutzt, den kompletten Träger im Fahrradraum unserer Unterkunft anzuketten, so bekommt auch der abgekoppelte Träger keine Füße! (UVP 69,95 €)
Anfangs etwas belächelt aber dann sehr geschätzt, die Thule Foldable Loading Ramp lässt sich unter dem weggeklapptem Träger einfach verstauen, die Halterung dafür lässt sich dort werkzeuglos montieren. So hat man seine Laderampe immer dabei, gerade für mich, der gerade mit der Bandscheibe zu kämpfen hat, lassen sich die Bikes damit einfach auf den Träger rollen, es muss also gar nichts mehr gehoben werden, wenn man nicht möchte.
Hier muss man nur das Bike vorher so ausrichten, dass beide Reifen bereits in die richtige Richtung zeigen und schwupps ist das Bike verladen. Die Rampe wird einfach in kleine Vertiefungen gesteckt und rastet dort sicher ein. Nach der Benutzung hebt man die Rampe an, dreht sie leicht zur Seite und schon hat man sie wieder in der Hand. Dann noch kurz zusammenklappen, verstauen und schon kanns wieder weiter gehen! (UVP 69,95 €)
Also da muss doch irgendwo ein Haken sein, wieso fährt denn nicht jeder mit einem EPOS Träger durch die Gegend? Blöd ist natürlich einerseits, wenn man vier Bikes transportieren will, den EPOS gibt es nämlich nur als 2 und 3 Bike Variante. Der andere Hauptgrund ist vermutlich ein Blick auf das Preisschild.
Thule möchte für diesen High End Träger UVP1099,95 € (2 Bike Variante) bzw. UVP 1199,95 € (3 Bike Variante) und dann kommt das Zubehör ja nochmal mit dazu, die 3 Bike Variante steigert sich dann schnell bis auf knapp 1500 € und das ist wirklich happig! Sogar im eigenen Haus findet sich Konkurrenz, die nur ca. ein Drittel des gleichen Preises kostet. Will man aber sparen, muss man auf eben all die tollen Features verzichten, die den Epos wirklich zu dem bis Dato epochalsten Radträger bis heute macht. Auch die Fachpresse und online Rezessionen sprechen alle die gleiche Sprache und auch wir schließen uns hier mit unserem Fazit mit an:
Wer es sich leisten kann und will, bekommt hier schlicht und einfach den besten Fahrrad-Heckträger, den es jemals gegeben hat, man spart sich unendlich Zeit und Ärger bei der Montage und gerade wer viel mit seinen Bikes unterwegs ist und auch die mitunter sündhaft teuren Karbonrahmen sicher wissen will, für den sollte ein Epos ein Pflichtkauf sein.
Auch wenn wir uns sehr in den Träger verliebt haben, musste er leider wieder zurück gehen an Thule aber unsere Entscheidung steht bereits, wir holen uns auf jeden Fall auch einen, zumindest mit Schloss und Laderampe als Upgrade! Für uns ist der Mehrpreis durch die extreme Nutzerfreundlichkeit gerechtfertigt, das muss aber natürlich jeder für sich selbst bewerten.
Gut gefallen hat mir darüber hinaus, dass es eine komplette Ersatzteilversorgung bei Thule gibt, falls doch mal etwas kaputt gehen sollte, das finde ich zeitgemäß anstatt alles beim kleinsten Defekt wegzuwerfen. Weiter so!
Thule hat übrigens eine hervorragende Homepage auch mit Montagevideos, falls man hier wider Erwarten doch Probleme bekommen sollte: Montage.