Im test

Test: PETZL Rad Line 6mm - Reepschnur

PETZL Rad Line 6mm - Reepschnur
Mit Bedacht eingesetzt optimal
Bewertung Ø: 4.50 Sterne

Vorteile

  • Sehr leicht
  • Kompakt

Nachteile

  • Seilhandling
  • Teuer

Bewertung

Die Petzl RAD Line ist eine Reepschnur, die unter anderem für das Skitourengehen im vergletscherten Gelände konzipiert ist. Grundsätzlich gibt es hier das RAD System, also 30m Reepschnur mit diversen Karabinern und Bandschlingen, bei denen auf einer Skitour 2 Stück mitgeführt werden sollen, damit, wenn einer der Partner in eine Spalte fällt, der zweite noch ein System hat. 

Ich habe mich für das 60m Seil entschieden. Dieses ist extrem leicht und kommt nun auch im Winter, wenn man sich früher Gedanken machte, ob man für die Tour überhaupt ein Seil braucht, trotzdem in den Rucksack, da es nur 22g pro Meter wiegt. 

Neben dem Gebrauch auf dem Gletscher als Gletscherseil dient die RAD Line auch zum Abseilen, wobei hier zu sagen ist, dass beim Abseilen mit Reverso eine Prusikschlinge ein echter Vorteil ist. Weiters ist sie auch als Rap-Line, also wenn man mit Einfachseil unterwegs ist und die volle Abseillänge ausnützen will, sehr brauchbar. 

Petzl hat die RAD Line für die Verwendung von Tobloc und Microtraxion getestet, was bei der (simulierten) Spaltenbergung gut funktioniert hat.  Das Seilhandling ist aufgrund des geringen Durchmessers von 6mm gewöhnungsbedürftig und nicht ganz leicht, erfordert also etwas Übung. Für den Vorstieg und als Sicherungsseil für Felstouren ist das Seil nicht geeignet!

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WEITERE BEWERTUNGEN

Ultraleichte Schnur, u.a. zum Abseilen auf Solohochtouren.
Bewertung Ø: 4.50 Sterne

Vorteile

  • ultraleicht (22 g/m) und kleines Packmaß
  • dünn aber griffig (6 mm)
  • PP-Mantel: Dyneema- und Aramidverstärkt
  • Dyneema-Kern, statisch (2 % Dehnung)
  • hervorragend zum Abseilen (mit Mittelmarkierung)
  • gute/s Gleiteigenschaften/Handling

Nachteile

  • nur in 30 und 60 m erhältlich
  • sehr teuer (siehe Vergleich)
  • Zugfestigkeit nicht besonders hoch (s. Vergleich)
  • nicht besonders vielseitig einsetzbar
  • benötigt besonderes Sicherungs-/Abseilgerät
  • statisch: selbst leichte Stürze können wehtun

Bewertung

Selbst auf alpinen Touren, bei denen man absolut keine Lust oder aus diversen Gründen wirklich nicht die Möglichkeit hat ein Seil mitzuführen, können unerwartete Situationen auftreten, in denen ein paar Meter Qualitätsbandware Gold wert sind. Ich habe mir daher für besondere Touren vor 1.5 Jahren die Petzl RadLine in 60 m zugelegt und diese sogleich schätzen und lieben gelernt. Doch ist es gerade bei dieser Reepschnur ungemein wichtig ihre Grenzen zu kennen und einschätzen zu können, wann eine Verwendung Sinn ergibt und ab wann sie gefährlich wird.

auf Wintertour 1auf Wintertour 2

Material und Bauweise

Die Reepschnur besteht aus Polypropylen PP. Dieser thermoplastische Kunststoff ist in seinen mechanischen Eigenschaften und seiner thermischen Beständigkeit durchaus besser als der ebenso gängige Kunststoff Polyethylen PE. Jedoch ist seine chemische Beständigkeit geringen.

Der Mantel ist mit Dyneema® und Aramid verstärkt, während der Kern komplett aus Dyneema® besteht.

Dyneema® ist eine Faser aus UHMWPE oder HMPE der niederländischen Firma Royal DSM N.V.. Sie besteht aus Polyethylen PE mit ultraholen Molekülmassen. Diese langen linearen Moleküle (2 bis 6 Millionen g/mol) sind zu über 95 % parallel angeordnet und weisen einen Kristallinitätsgrat von bis zu 85 % auf. Daraus ergeben sich sehr hohe Zugfestigkeitswerte von 3 bis 4kN/mm².

Die Zugfestigkeit von Dyneema (32 bis 40 cN/dtex) entspricht auf seine Masse bezogen bis zu 15x der von Stahl (2 cN/dtex), 1.4x Aramidfaser (23 cN/dtex), 1.6x Kohlenstoff- und Glasfaser (15 cN/dtex), fast 5x Polyamid, Polyester und Polypropylen (alle zwischen 5 und 8 cN/dtex).

Zudem ist Dyneema sehr lange haltbar und hat eine hohe Beständigkeit gegen Abrieb, Feuchtigkeit, UV-Strahlung und Chemikalien. Ihr Schmelzpunkt liegt zwischen 144 und 152 °C. Verwendbar ist die Faser zwischen -150 und +80 bis +100 °C. Während ihre Zugfestigkeit bei -30 °C 30 % höher als bei Raumtemperatur ist, lässt die Zugfestigkeit und Steifigkeit bei erhöhten Temperaturen nach.

Aramid meint hier ein Flüssigkristallpolymer welches auch unter dem Handelsnamen Kevlar bekannt ist. Dieses ist sehr zugfest und zäh, hat daher ein hohes Energieaufnahmevermögen und eine Zugfestigkeit 0.7x von Dynemma aber 2.8x Polypropylen. Die hitzebeständige Faser verträgt problemlos Temperaturen von über 370 °C ohne zu schmelzen. Jedoch nimmt sie leicht Feuchtigkeit auf (bis zu 7 %) und hat nur eine geringe UV-Beständigkeit (verliert Festigkeit).

Durch die Verstärkung und den aufgerauten Mantel ist die Reepschnur mit Seilklemmen wie dem Tibloc, der Micro Traxion und anderen kompatibel. Die Zähne dieser können sich im Mantel ordentlich festbeizen, ohne diesen zu sehr zu schädigen.Der raue Mantel erhöht die bei solch dünnen Schnüren oft nahezu ganz vermisste Griffigkeit. Das ist gerade beim Abseilen, aber auch beim Halten eines Spaltensturzes oder bei der Spaltenbergung enorm viel wert.

Detail 1Detail 2

Einsatzbereich

Die Reepschnur wird als hyperstatisch beschrieben, wohinter sich eine statische Seildehnung von unter 2 % verbirgt. Daraus ergibt sich gegenüber einem dynamischen Einfachseil ein ziemlich eingeschränkter Einsatzbereich.

Nun ist die geringe Dehnung aber auch ein Vorteil. Diese verbessert nämlich die Effizienz bei Rettungsmanövern, weil die Schnur kaum Kraft durch Abfedern schluckt. Und auch beim Abseilen oder Auffangen eines Spaltensturzes wird der Yoyo-Effekt durch den Mangel an Speichervermögen unterdrückt.

Die Schnur eignet sich daher als Hilfsseil, als Hauline bei Mehrseillängentouren, als Sicherung gegen Spaltenstürze auf Gletscherüberquerungen und bedingt als Nachstiegsicherung oder als kurzes Seil in Notsituationen. Sie funktioniert fabelhaft mit Seilklemmen wie der Petzl Micro Traxtion und dem Petzl Tibloc.

Aber vor allem eignet sie sich hervorragend zum Abseilen. Aufgrund des geringen Gewichtes bietet sie sich für lange Abseilpisten an, auf denen sie mit dem mitgeführten Kletterseil zusammengebunden verwendet werden kann. Auch wenn Abseilen an zwei Seilsträngen mit deutlich unterschiedlichen Durchmessern nicht ganz so einfach ist. Ist abzusehen, dass die geplante Tour keine schwierige Kletterei enthält, oder ist das absichern beim Klettern ohnehin nicht möglich, da es eine Solotour wird, bietet sich eine möglichst leichte Abseilschnur an. Mit wenig Gewicht im Rucksack ist eine schnellere und sicherere Fortbewegung möglich und rauf geht es schließlich immer viel einfacher als runter. Zudem spart das Abseilen gegenüber dem Abklettern oft ungemein viel Zeit.

Jetzt ist aber nicht jedes Abseil- und Sicherungsgerät für Schnüre mit einem so geringen Durchmesser geeignet. Mit gängigen Geräten für Einfachseile, wie dem ATC Guide oder dem MegaJul ist das Abseilen sehr anstrengend bis unmöglich. Die Selbstblockade des MegaJul versagt hierbei, wodurch die Bremshand sehr viel Last tragen muss und eine Prusikschlinge sich enorm festbeißen würde. Zudem Funktioniert der Prusikknoren besser bei deutlicheren Durchmesserunterschieden. Eine gut funktionierende Prusik wäre also sehr dünn.

Die optimale Lösung stellt für mich die Mammut Nano 8 dar (Bild 7 u 8, orange). Ein 9 cm langer und 44 g schwerer Abseilachter für Seildurchmesser von 6.0 bis 7.5 mm, der über einen Haken verfügt, durch den die Bremswirkung mit einem weiteren Schal ungemein erhöht werden kann. Das Abseilen am Einzelstrang, wenn z. B. der Beal Escaper verwendet wird, ist ohne den Haken nicht möglich, doch wird im alpinen Gelände meist eh am Doppelstrang abgeseilt. Hier geht das Abseilen flüssig und schnell und es ist genug Zug auf dem Bremsseil, sodass eine Kurzprusik verwendet werden kann. Mit dem zusätzlichen Schlag um den Haken ist ein langsames und kontrolliertes Abseilen möglich und durch den Karabiner gesteckt und erneut über den Haken gelegt lässt sich der Achter mit dem Bremsseil ganz ohne abbinden vollständig blockieren.

Abseilen am Rimpfischhorn 1Abseilen am Rimpfischhorn 2

Daten

Durchmesser: 6 mm

Gewicht: 22 g/m

Verfügbare Längen: 30, 60 m

Gewicht: 1.4 kg (60 m, selbst gemessen)

Packmaß: 80 x 7 cm (h x d) / 3 L (selbst gemessen)

-

Kernmaterial: Dyneema®

Mantelmaterial: Polypropylen, Dyneema®, Aramid

Kern- und Mantel-, sowie Materialanteile unbekannt

statische Seildehnung: unter 2 %

Zugfestigkeit: 12 kN

-

Zertifizierungen: CE EN 564

Garantie: 3 Jahre

Vergleich 2er AchterNano8 mit Schrauber

Vergleich

Edelrid bietet mit der Rap Line II eine Reepschnur aus einem Polyamid-Polyester-Aramid-Gemisch mit 6 mm Durchmesser, 31 g/m, Thermoshield Behandlung und 2 Normalstürzen (in Anlehnung an EN 892 dynamische Zwillingsseilprüfung) an. Es gibt sie in 30, 40, 50, 60, 70, 100 und 200 m Länge, wobei es keinen einheitlichen Meterpreis gibt (150 € für 30 m,200 € für 60 m). Diese Schnur ist also etwas schwerer, günstiger und nicht ganz so Dehnungsarm, wie die Petzl RadLine. Am wichtigsten ist aber die sehr geringe Zugfestigkeit von nur 8 kN.

Austri Alpin bietet mit der Core.Dy eine statische Abseilleine mit Vectran-Kern und Aramid-Mantel mit 6 mm Durchmesser, 32.5 g/m und stolzen 22 kN Bruchlast an. Es gibt sie in 30 und 60 m Länge, wobei es keinen einheitlichen Meterpreis gibt (123 € für 30 m, 238 € für 60 m). Zudem gibt es den passenden Abseilachter Nemo. Diese Schnur ist vom Gewicht her vergleichbar mit der Edelrid Rap Line II, in 30 m Länge günstiger und in 60 m teurer als diese.

Kanirope bietet mit dem Dyneema Seil Pro eine 12-fach geflochtene und beschichtete Reepschnur aus 100 % Dyneema® SK78 mit 6 mm Durchmesser, 23 g/m, <1% Arbeitsdehnung, und bombastischen 43 kN Bruchlast, als Meterware, oder in 100 und 300 m Länge und in verschiedenen Farben an. Das Gewicht ist mit der PetzlRadLine vergleichbar, wobei die Kosten mit 3,83 €/m (115 € für 30 m, 230 € für 60 m) deutlich darunter liegen.

Mammut bietet mit der Rappel Cord und der Rappel Cord II zwei Schnüre mit Polyester- oder Dyneema-Kern und einem Aramid-Polyester-Mantel, 6 mm Durchmesser, 16 und 18 kN Bruchlast, 31 und 24 g/min 40 und 60 m Länge an. Die Rappel Cord ist ähnlich schwer, wie die Edelrid Rap Line II, wohingegen die Rappel Cord II schon an die Petzl Rad Line heran kommt. Zudem ist sie noch etwas günstiger (100 - 130 € für 40 m, 160 € für 60 m). Das Glacier Cord Dry ist eine hyperstatische Reepschnur mit Aramidverstärktem Mantel, 6 mm Durchmesser, 14 kN Bruchlast, 25 g/m, die der Petztl Rad Line sehr ähnlich ist. Jedoch gilt das auch für ihren Preis (230 € für 30 m, 350 € für 60 m).

Beal bietet mit der Back Up Line eine Reepschnur aus Aramid und Polyamid im Kern und reinem Polyamid im Mantel mit nur 5 mm Durchmesser, 21 g/m, 13 kN Bruchlast in den Längen 30, 40, 50 und 60 m an. Diese Schnur ist von Gewicht und Zugfestigkeit am ehesten mit der Petzl Rad Line vergleichbar, deutlich günstiger (80 - 100 € für 30 m), jedoch auch dünner und damit etwas weniger gut in der Handhabung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Petzl Rad Line schon mit die teuerste aber auch leichtete 6mm-Reepschnur auf dem Markt ist. Sie ist griffig und damit gut in der Handhabung, jedoch ist sie bei weitem nicht die Stabilste.

Edelrid Rap Line IIAustri Alpin Core.Dy

Kanirope Dyneema Seil ProMammut Rappel Cord

Mammut Glacier Cord DryBeal Back Up Line

Warnung

Eine statische Reepschnur ist kein dynamisches Kletterseil. Selbst leichte Stürze – z. B. in eine Gletscherspalte - können einen ordentlichen Ruck, dass Mitreisen der ganzen Seilschaft und Schmerzen durch das unabgefederte Fallen in den Gurt zur Folge haben. Es ist daher bei der Verwendung stets auf ein möglichst gespanntes Seil zu achten. Die Bruchlastangabe von 12 kN gilt nur für statische Belastungen. Zur Vorstiegssicherung darf eine Reepschnur gar nicht erst verwendet werden. Hier droht ein Seilriss!

neben Halb- und Einfachseil 1neben Halb- und Einfachseil 2

Solotouren

Da ich die Reepschnur auch auf Solotouren getestet habe, hier ein paar ehrliche Worte dazu. Auch wenn Solotouren einen gewissen Reiz ausüben, möchte ich hier dafür plädieren, sich nicht aus den falschen Gründen in ein solches Abenteuer zu begeben. Achtet daher bitte darauf, dass ihr euch nicht durch äußere Zwänge bedingt unnötigen Gefahren aussetzt. Nicht um Aufmerksamkeit zu bekommen und nicht um anderen etwas zu beweisen. Achtet zudem darauf, dass ihr euch niemals unter Druck setzen lasst. Selbst wer denkt, dass wir nicht dazu verpflichtet sind, unsere Lebenszeit zu maximieren, wer von Solotouren anderer begeistert ist, sich inspirieren lässt und für sich selbst diese Erfahrung machen möchte, der frage sich vor jeder Tour, vor jeder Etappe selbst: Möchte ich das wirklich? Wie sind die Bedingungen, wie groß das Risiko? Wie groß ist mein Können, wie groß meine Reserven?

in der RappenseehütteSchneeschuhtour

Resümee

Eine solch leichte und kompakte Schnur ist zumindest für Rücken und Beine purer Luxus. Möglich macht das ein Mix aus Hightech Fasern und dementsprechend teuer kommt sie daher. Plant man jedoch eine oder mehrere Touren, deren Bedingungen sich mit dem Einsatzbereich der Reepschnur überschneiden, so lohnt sich die Investition ungemein. Zudem ist die beste Schnur die, die man auch dabei hat.Dadurch ist die Rad Line sowie eine der vergleichbaren Schnüre für all Jene, die sonst ohne Seil aufbrechen werden, das Beste, was ihnen passieren kann. Natürlich ist der Einsatzbereich sehr eingeschränkt, die Sicherheitreserven sind nicht unendlich hoch und das Seilhandling und die Griffigkeit sind auch nicht optimal. Doch ist all dies in Anbetracht ihres Gewichtes und Packmaßes erstaunlich gut. Und ein leichter Rucksack ermöglicht sichereres Klettern und schnelleres Vorankommen, was wiederum die allgemeine Sicherheit erhöht.

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