Im test

BERGANS Hareid - Fleecejacke

BERGANS Hareid - Fleecejacke
Gemütlich geschnittenes Fleece für nasse und kalte Touren.
Bewertung Ø: 4.00 Sterne

Vorteile

  • absolut saubere Verarbeitung
  • dick, weich und wärmend
  • schnell trocknend
  • Kapuze bleibt oben und verrutscht nicht
  • Kapuzenband, Daumenlöcher und langer Rücken dichten rundum ab
  • eignet sich auch als äußerste Schicht (2 Fronttaschen)

Nachteile

  • großes Packmaß
  • kein Packbeutel beiliegend
  • gibt Mikroplastik an Waschwasser ab
  • kein slim fit

Bewertung

Als leichte Jacke für Zwischendurch oder als isolierende Zwischenschicht im Layersystem bieten sich ganz unterschiedliche Materialien und Modelle an. Mir fallen da spontan die Mountain Hardwear Ghostwisperer und die Northface Thermoball ein. Die wohl bekanntesten Jacken, was dünne Daune und Synthetikfaser anbelangt. Doch auch im Bereich der Fleecejacken gibt es etwas besonderes. Die Materialien von Polartec sollen hier das Nonplusultra sein. Ich habe mich auf einer Wandertour im Harz in der ersten Januarwoche spontan für die grüne Bergans Haraid in M (Seaweed Melange / Khaki Green) entschieden und möchte meine kuscheligen Erfahrungen gerne mit euch teilen. Dabei handelt es sich nicht um die Günstigste, dafür aber um eine der wärmeren Fleecejacken, die daher neben ihrer Funktion als Midlayer auch als äußerste Schicht getragen werden kann.

im Wald

Passform

Die Fleecejacke passt an sich. Der YKK-Reisverschluss tut genau, was er soll und das ganz ohne Verklemmen. Die Kapuze sitzt auch ohne Einsatz des Kapuzenbandes ausgezeichnet und hält auch bei Gegenwind ganz gut. Die verlängerte Rückenpartie und die Daumenlöcher an den komfortabel langen Ärmeln helfen dabei, kalte Luft und Schnee draußen zu halten. Der elastische Bund schließt sehr gut ab, wobei im Bauch- und Brustbereich gut Platz für eine kleine bis mittlere Wampe wäre. Als slim fit lässt sich die Jacke daher nicht bezeichnen. Was jedoch ein sehr lockeres und angenehmes Tragegefühl mit sich bringt. Alles in allem eine unglaublich bequeme Jacke.

Es gibt die Jacke auch in einer taillierten Frauenversion. Für mich als sportlich schlanker Typ wäre wohl etwas genau dazwischen am besten. So rutscht die Jacke jetzt aufgrund des fest schließenden Bundes immer hoch und stülpt sich im Bauchbereich nach außen. Trage ich jedoch einen dicken Pullover oder eine Kombination aus Shirt, dünnem Fleece und Windshirt darunter, passt alles wie angegossen. Im Alltag trage ich sie daher gern als zweiten Pulli und bei fiesem Wetter noch ne Jacke darüber.

Kapuze von innen

Kragen

Polartec

Bergans hat hier ein Fleece von Polartec verbaut. Dieser Textilhersteller wurde bereits 1906 als Malden Mills gegründet. Seit ihrer Erfindung des modernen synthetischen Fleece 1981 wurde dieses dort stetig weiterentwickelt. Heute ist Polartec der Marktführer für Fleece und arbeitet neben Partnern im militärischen, Flamm- und Arbeitsschutzbereich und der Polsterei auch mit nahezu allen bekannten Outdoormarken zusammen. Seit 20 Jahren wagt sich der Konzern zudem mit großem Selbstvertrauen in weitere Bereiche. Seit 1998 stellt Polartec das Power Shield für Softshells und seit 2011 mit NeoShell eine eigene wasserdichte und atmungsaktive Membran für Hardshells her. Zuletzt hat Polartec mit Power Air ein Base- und Midlayermaterial herausgebracht, das nicht nur durch einkapseln von kleinen Luftpolstern noch besser isoliert, sondern das auch einen 5-fach geringeren Austrag von Mikrofasern aufweist. Erfindungen dieser Art zeigen, dass Fortschritte in der Materialentwicklung und im Umweltschutz Hand in Hand gehen können.

Als ein Erfinder und Hersteller von Stoffen, die aus ausgedienten Plastikflaschen hergestellt werden und der bereits 1.3 Milliarden Flaschen in Textilien verwandelt hat, hat Polartec sich den Umweltschutz groß auf die Fahne geschrieben. Natürlich wäre es besser gar keine Kunststoffe zu verarbeiten, aus Glasflaschen zu trinken und Kleidung aus Loden zu tragen. Von einem Konzern in der Kunststoffindustrie ist es aber schön zu hören, dass sie sich die höchsten Standards geben und diese stets noch zu übertreffen versuchen. Gesprochen wird da von Oeko-Tex, Bluesign Standard, Fabric Certifications Compliance, Sustainable Apparel Coalition (SAC), Higg Index (Completethe Environmental and Social/Labor Modules), RSL (RestrictedSubstances Lists), CPSC (Consumer Product Safety Commission), Lead Certification & Flammable Fabrics Act.

Seit 2010 arbeitet Polartec® zudem mit Repreve® zusammen, um die Fertigung von Stoffen, die zu 100 % aus recyceltem Kunststoff bestehen, voranzubringen.

Abdeckleiste oben

Abdeckleiste unten

Baselayer

Dass Baumwolle von vornherein rausfällt, da sie Feuchtigkeit anzieht, hält und nach zwei schweißtreibenden Tagen anfängt zu stinken, ist hoffentlich jedem klar. Daher stellt sich die Frage: Merinowolle, Kunstfaser, Mischgewebe wie MeCo, Neulinge wie Tencel oder ähnliches? Da diese Jacke jedoch nicht als Baselayer gedacht ist, werde ich hier keinen Vergleich zu Merinowolle und Mischgeweben ziehen.

Die Fleecejacke kann jedoch tatsächlich als Baselayer eingesetzt werden. Ich schlage dabei die Kombination mit einer winddichten aber nicht wasserdichten Außenschicht vor. Das Ferossi Windshirt von Outdoor Research wäre z. B. eine solche. Direkt auf der Haut getragen fühlt sich Fleece immer trocken an. Der Schweiß wird aufgenommen und abtransportiert, doch die feinen ausgesetzten Faserenden auf der Haut sind dabei stets trocken. Damit sich hier aber keine Feuchtigkeit staut, muss die darüber liegende Schicht unbedingt atmungsaktiv sein. Und damit meine ich nicht die „atmungsaktiven“ und wasserdichten Membranen guter Hardshelljacken, sondern wirklich atmungsaktive Windjacken. In Kombination mit dieser entsteht dann etwas, das auch als Softshell bekannt ist und bei schweißtreibenden Angelegenheiten in windiger und kalter Umgebung unglaublich gut funktioniert.

Brust

Vorderseite

MidlayerVergleich – Daune, Kunstfaser, Fleece

Die Fleecejacke kann sehr gut als Midlayer eingesetzt werden. Sie taugt auch etwas als Außenschicht, wertet aber eine darüber gezogene Hardshelljacke durch eine schnell trocknende und feuchtigkeitsunempfindliche Isolation auf. Jedoch gibt es ein paar grundliegend verschiedene Materialien, die für ein Midlayer in Frage kommen.

Eine Daunenjacke ist für ihre hohe Isolationswirkung besonders leicht und komprimierbar. Sie ist jedoch recht teuer und hat so ihre Probleme mit Feuchtigkeit. Selbst hydrophob imprägnierte Daune verklumpt irgendwann. Und ist die Jacke erstmal durchnässt, braucht sie ihre Zeit, um wieder trocken zu werden und ihre Bauschkraft zurück zu erlangen.

Kunstfaser erreicht anfangs eine fast so gute Isolation wie Daune, ist jedoch nicht so langlebig und so gut komprimierbar. Dafür isoliert sie auch im feuchten Zustand noch einigermaßen anständig.

Ein Fleece bedarf keiner das Isolationsmaterial umfassenden Hülle. Es ist die Kunstfaserschicht an sich. Groß und schwer, dafür robust und immer kuschelig warm. Zudem ist das Fleece schnell wieder trocken und hat keine Bauschkraft, die erst wieder aufgebaut werden muss.

Diese Fleecejacke fällt daher für mich in die Kategorie pflegeleichte und robuste Midlayer, die bei Touren zum Einsatz kommen, auf denen Packmaß und Gewicht nicht so sehr entscheidend sind. Dass sind weniger meine Berg- und Klettertouren, als vielmehr meine Bushcraft-, Wander und Paddeltouren.

Pulswärmer

Tasche von innen

Daten

Gewicht: Herren L 520 g, M 425 g (Herstellerangaben)

Gewicht: M 510 g (selbst gewogen)

Packmaß: M 3.5 L (selbst gemessen)

Material: Polartec® Thermal Pro® aus 100 % Polyester, davon 61 % recycelt (bluesign®)

Waschbar: bis 40 °C

UPF: 50+

Features: 2 Fronttaschen, verlängerter Rücken, Daumenlöcher an Ärmelabschlüssen, Kapuze mit Band, mit Windleiste hinterlegter Reisverschluss (YKK)

Größen: S–XXL, S–XXXL in Dark Navy Melange

Farben: Solid Charcoal Melange / Solid Dark Grey, Seaweed Melange / Khaki Green, Red Melange, Dark Navy Melange, Dark Copper Melange / Desert, Cocoa Melange

Größenvergleich mit Nalgene 1

 Größenvergleich mit Nalgene 2

Umweltproblematik

Wer Kunstfaserbekleidung kauft, sollte sich der Folgen für die Umwelt bewusst sein. Zwar ist die hier vorgestellte Jacke aus Bluesign zertifiziertem Stoff, der zudem zu 61 % aus recyceltem Polyerster besteht. Doch wird auch sie bei jeder Wäsche Mikroplastik an das Abwasser abgeben. Dieses Mikroplastik passiert die Kläranlagen, landet in Flüssen und Meeren, in den darin lebenden Fischen und letztlich in unserem eigenen Körper. Wägt also sorgsam ab, ob die Vorteile die Nachteile überwiegen. Wenn ihr euch aber ein Fleece zulegen wollt, dann wählt eines von Qualität, an dem ihr lange Freude habt. Eine lange Lebensdauer schont Resourcen und diese Fleecejacke mit ihren metalleingefassten Kapuzenbandlöchern und -enden und sauber verarbeiteten Nähten sieht ganz danach aus.

in der Hängematte

Resümee

Als gemütlicher Hoodie zwischendurch, als dauerhaft getragene Zwischenschicht auf Wintertouren und vor allem, als robuste und feuchtigkeitsunempfindliche Schicht unter einer Hardshelljacke gefällt mir die Fleecejacke sehr gut. Als optionale Zwischenschicht würde ich sie jedoch nicht einplanen. Dazu nimmt sie im Rucksack einfach zu viel Platz weg. Hier würde ich eine dünne Daunenjacke vorziehen. Ist jedoch abzusehen, dass es nass und ungemütlich wird, so lohnt sich meiner Meinung nach der gewichts- und platztechnische Mehraufwand.

Wie wurde das Produkt erworben?Neu gekauft
War diese Bewertung für dich hilfreich?
  • Ja
    2
  • Nein
    0
Deine Meinung ist gefragt. Hier kommentieren:
Deine Meinung ist gefragt. Hier kommentieren:
Dazu bitte anmelden Anmelden oder Registrieren

WEITERE BEWERTUNGEN