03.01.2024
Outdoor-Bekleidung verspricht Wasserdichtigkeit und gleichzeitig Atmungsaktivität. Wir wollten wissen, was genau hinter diesen Versprechungen steckt. Doch ganz ehrlich, wie kann ein Kunststoffmaterial atmen? Und das auch noch aktiv?
Wir wollen an dieser Stelle einmal dem Mythos Atmungsaktivität nachgehen und klären, was sich tatsächlich dahinter verbirgt.
Was bedeutet Atmungsaktivität bei Funktionsbekleidung?
Bemühst du das Internet oder den deutschen Duden, dann wirst du schnell fündig. Atmungsaktivität wird immer mit dem Synonym der Wasserdampfdurchlässigkeit umschrieben.
Konkret bedeutet es, dass Wasserdampf zwar das Textil oder auch die Membrane von innen heraus durchdringen kann, Wasser in flüssiger Form von außen jedoch nicht. Die Skizze im Bild oben zeigt anschaulich wie das Prinzip funktioniert.
Atmungsaktivität bei Funktionsbekleidung: War die Outdoor-Bekleidung früher schon atmungsaktiv?
Früher setzten Bergsteiger und Landarbeiter vor allem auf rein natürliche Materialien. Bis weit ins 19. Jahrhundert waren dick gefettete Lederjacken und Mäntel der einzige Schutz gegen die Nässe von außen. Von Atmungsaktivität war das weit entfernt.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kamen dann erstmals Regenjacken aus Gummi auf. Diese waren zu 100 Prozent wasserdicht, allerdings von außen und innen gleichermaßen – Wasserdampfdurchlässigkeit, Fehlanzeige. Wasserdicht war das damals, aber eben nicht atmungsaktiv.
Erst die ausgetüftelte Membran-Technologie ermöglichte, dass Schweiß weg von der Haut und anschließend durch das Textil nach außen transportiert werden kann. Zudem wurden Jacken und Hosen unschlagbar leicht. Daraus entstand ein komplett neuer Produktionsbereich für Textilien für Outdoor-Bekleidung in vieler Hinsicht.
Atmungsaktivität bei Funktionsbekleidung: Was bringt die textile Membran-Technologie bei Funktionsbekleidung?
Damit z.B. eine Jacke zum einen wasserdicht und zum anderen durchlässig für Wasserdampf, also „atmungsaktiv“ ist, benötigt sie eine Membran. Eine Membran ist zunächst eine für kleinste Teilchen (hier: Wasserdampf) durchlässige Schicht.
Das sagt Produkt-Tester*in cabinfourth über ihre atmungsaktive Outdoorjacke: "Wasserdichte Urban-Outdoor-Jacke mit femininem Schnitt." Sie hat das Produkt selbst getestet, ist Mitglied bei OUTSIDEstories und ausgewählte ProduktScout im Produkt-Tester*innen-Team.
Was die wenigsten wissen: entdeckt wurde diese Textil-Technologie bereits 1966 in Neuseeland von John W. Cropper. Es ist nichts anderes als speziell gestretchtes Polytetrafluorethylen (ePTFE). Cropper hatte dafür eine Maschine entwickelt. Allerdings hütete er diese Erfindung als striktes Geschäftsgeheimnis. Sie blieb unveröffentlicht und wurde nicht als Patent angemeldet.
Dies holte Bill Gore fünf Jahre später nach und brachte die erste Jacke mit einer solchen Membran auf den Markt. Er nannte sie Gore-Tex. Der Siegeszug der Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität bei Outdoor-Bekleidung begann.
Atmungsaktivität bei Funktionsbekleidung: Wie kommt der Wasserdampf durch die Membrane nach draußen?
Die Diffusion des Wasserdampfs durch die Membran beruht auf dem Prinzip der Osmose. Solange also der Wasserdampfgehalt auf der Innenseite der Jacke höher ist als auf der Außenseite funktioniert dieses Prinzip ohne Probleme.
Ab Temperaturen von ca. 15 Grad aufwärts nimmt die Wasserdampfdurchlässigkeit und damit die Atmungsaktivität von innen nach außen immer weiter ab. Das ist vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit (schwül-warmes Wetter oder in den Tropen) der Fall. Sie kann sich auch womöglich umkehren.
Atmungsaktivität bei Funktionsbekleidung: Wie wichtig ist die Membran?
Es gibt kein schlechtes Wetter ...
Welche Wasserdampf-Durchgangswerte eine Membran als solche aufweist, lässt sich mit mehr oder weniger einfachen Labortests nachweisen. Dennoch beziehen sich diese Angaben stets nur auf die Membran selbst und nicht auf das fertige Textil.
Verarbeitung, Innen- und Außenmaterial, Imprägnierung (Durable Water Repellant, kurz DWR), Nahtverläufe und viele weitere Faktoren beeinflussen die Atmungsaktivität enorm. Auch das subjektive Empfinden, weitere Belüftungsmöglichkeiten und vor allem das Wetter und die vorhandene Luftfeuchtigkeit spielen eine entscheidende Rolle.
➡️ Du willst mehr wissen, wie Membrane von Gore-Tex oder Sympatex & Co. funktionieren?
Ratgeber: Membrane
Immerhin produziert der Körper unter Belastung bis zu annähernd zwei Liter Schweiß pro Stunde. Diese wollen erst einmal „entsorgt“, sprich verdunstet werden. Denn wie oben schon beschrieben kann nur Wasserdampf durch die Membran entweichen.
Atmungsaktivität bei Funktionsbekleidung: Wie hat sich die Membran-Technologie revolutionär entwickelt?
1. Das herkömmliche Prinzip – Die Membran befindet sich zwischen zwei Lagen
Betrachtest du den Aufbau sogenannter Mehr-Lagen-Jacken genauer, dann stellst du fest, dass die Membran immer in der Mitte liegt. Auf der Jacken-Innenseite kommt meist ein Polyestermaterial zum Schutz der Membran vor Körperfetten zum Einsatz. Darauf folgt die Membran, die wiederum mit dem Außenmaterial verklebt oder laminiert ist.
Zu oberst imprägniert eine DWR-Schicht das Außenmaterial gegen das sogenannte „Wetting-Out“, also gegen das Vollsaugen mit Wasser. Diese muss regelmäßig erneuert werden. Sowohl Innen- wie auch Außenmaterial beeinflussen die Atmungsaktivität gewaltig – meist negativ.
2. Der neueste Schrei: Das On-Top-Prinzip – die Revolution auf dem Dach der Jacke
Um die negativen Effekte der inneren und äußeren Lagen auf die Atmungsaktivität des Textils zu umgehen, ist seit Sommer 2016 eine absolut neue und revolutionäre Membran-Technologie namens OutDry Extreme im Handel – seit Kurzem nennt sie sich: HDry
Hier wird die Membran außen auf die Jacke laminiert. Regen und Schnee werden so direkt an der äußersten Front abgehalten. Das Außenmaterial (hier ist das die Membran selbst!) kann sich nicht mit Wasser vollsaugen. Auf die DWR-Schicht kann komplett verzichtet werden. Das ist ein großer Pluspunkt für die Umwelt. Die Atmungsaktivität wird erheblich gesteigert. Vor allem bleibt sie auch unter erschwerten Bedingungen ohne Einschränkung erhalten. Diese neue Membran-Technologie wird inzwischen von einigen Herstellern eingesetzt.
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Wo kannst du atmungsaktive Outdoorbekleidung kaufen?
Atmungsaktive Outdoorbekleidung bekommst du in fast allen Sportfachgeschäften. Über den Preisvergleich in den Bewertungen, der auf OUTSIDEstories getesteten Outdoorbekleidung, kannst du herausfinden, bei welchem Online-Händler dein bevorzugtes Modell vorrätig ist.
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Was kostet atmungsaktive Outdoorbekleidung?
Je nachdem für welche Art von atmungsaktiver Bekleidung du dich entscheidest, reicht die Preisspanne von zirka 60 bis zirka 800 Euro.
Der Preis von atmungsaktiver Bekleidung hängt natürlich ganz von der Marke und dem jeweiligen Modell ab. Achte hierbei jedoch nicht zu sehr auf den Preis, sondern mehr auf die Passform und die Technologien.
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