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Ratgeber

Ratgeber: Bandschlingen und Reepschnüre

Bandschlingen und Reepschnüre zählen zur Grundausstattung jedes Kletterers. Dabei erfordern verschiedene Klettersituationen unterschiedliches Material.

Welches Equipment du wann einsetzt und auf was du dabei achten solltest, verraten wir dir in unserem Ratgeber zum Thema Bandschlingen & Reepschnüre.

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Behalte immer den Überblick über deine Bandschlingen und Reepschnüre. Foto: CAMP | Christian Bickel

Top-5-Features Bandschlingen und Reepschnüre:

1. Material Bandschlingen:

Der Klassiker besteht aus Dyneema. Bandschlingen aus diesem Material wiegen weniger und sind dünner, glänzen dafür aber mit derselben Bruchlast, wie ihre Artgenossen aus anderen Materialien.

In Zahlen: Sie sind etwa 15 Prozent leichter und weisen dafür eine vier Mal höhere Bruchlast auf (vgl. bergundsteigen 02/2008). Dafür sind sie etwas teurer als Modelle aus Polyamid. Einer der größten Nachteile von Dyneema-Schlingen: Sie sind so glatt, dass Knoten ab einer gewissen Belastung beginnen zu rutschen. Deshalb werden sie nur selten geknotet: Zum Beispiel mit einem weichen Bulin-Auge als Standplatzschlinge.
 

2. Material Reepschnüre:

Sieht sich der Kletterer mit scharfen Kanten konfrontiert, greift er zu Reepschnüren aus Aramid (auch bekannt als Kevlar): Die Schnur zeichnet sich durch hohe Schnittfestigkeit aus. Will der Kletterer auch eine Schnur, die nicht UV-anfällig ist, legt er sich ein mit Nylon überzogenes Modell zu, wenn der Geldbeutel es zulässt.

Die günstigere Variante besteht aus Polyamid. Diese Modelle lassen sich einfacher knoten, als die Vertreter aus Aramid, haben dafür aber ein schlechteres Gewicht-/Bruchlast-Verhältnis.
 

3. Dicke Reepschnüre:

Je dicker Reepschnur, umso höher die Bruchlast. Kleiner Tipp: Reepschnüre am besten im Kletterladen kaufen und abschneiden lassen. Wie dick es sein darf:

  • 1-4 Millimeter: Materialtransport, Schnürsenkel oder Zeltleine
     
  • 5-6 Millimeter: Zwischen- oder Zusatzsicherung: Prusikschlinge, Sanduhr, behelfsmäßige Bergrettung (Flaschenzug)
     
  • 8 Millimeter: Standplatz, zum Beispiel Standplatzkrake

Diese Werte gelten für Polyamidschnüre. Material aus Kevlar weist bei geringeren Durchmessern oft eine höhere Bruchlast auf. Darüber gibt der Hersteller Auskunft
 

4. Länge Bandschlingen:

Bandschlingen gibt es in unterschiedlichen Längen zu kaufen. Welche Länge für welchen Zweck passt ist? Eine kleine Übersicht:

  • 30 (und dünner als 10 mm): Totmannsicherung, Kreuzklemmknoten
     
  • 60 ( und dünner als 10 mm): Alpinexpress-Set, Selbstsicherungsschlinge, Sanduhr
     
  • 120: Standplatzschlinge, Sanduhr; universellste Länge
     
  • 240 und 360: Spaltenbergung Gletscher, Standplatzkrake
     

5. Mit wie viel Schnur klettert es sich am besten

  • Hallenklettern: keine
  • Sportkletterer: 60 cm Selbstsicherungsschlinge
  • Alpinkletterer in Plaisir-Routen: 2x 120 cm Standplatzschlinge, 60 cm Aramidschlinge für Sanduhren

 

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Was sind eigentlich Bandschlingen und Reepschnüre? 

Neben dem Kletterseil gibt es zwei weitere Seiltypen, die du als Kletterer braucht: Reepschnüre und Bandschlingen.

  • Reepschnüre sind aufgebaut wie ein Kletterseil, also ein mehrlitziger Kern mit Mantel, sind jedoch ein gutes Stück dünner.
  • Bandschlingen hingegen sind mehr flach als rund und in der Regel bereits zu einem Ring vernäht. Welche Art du für was brauchst, erfährst du hier bei uns. 

Was genau sind Reepschnüre?

Perfekt für Trad-Routen. Reepschnüre gibt es in den Klettershops meist als Meterware zu kaufen – in verschiedenen Stärken und Farben. Bei der Farbwahl kann man seinem Gusto freien Lauf lassen, für die Wahl der richtigen Länge und Dicke gibt es (mehr oder weniger) klare Vorgaben.
 

Das sagt Produkt- Tester Daniel R. über seinen PETZL Rad Line 6mm - Reepschnur: "Ultraleichte Schnur, u.a. zum Abseilen auf Solohochtouren." Er hat das Produkt selbst getestet, ist Mitglied bei OUTSIDEstories und ausgewählter ProduktScout im Produkttester*innen-Team.


Material der Wahl

Zwei wichtige Materialien haben sich durchgesetzt. Sie haben verschiedene Vor- und Nachteile, aus denen sich Anwendungsgebiete ergeben:

  • Nylon/Perlon (Polyamid):
    Der Standard seit vielen Jahrzehnten. Reepschnüre aus diesen Materialen sind relativ günstig, lassen sich leicht Knoten und sind weit verbreitet. Dafür ist das Gewicht-/Bruchlast-Verhältnis schlechter als zum Beispiel bei Aramid, das bedeutet: Um auf die gleiche Bruchlast zu kommen, müssen Reepschnüre aus Nylon/Perlon dicker (und schwerer) sein
     
  • Aramid (auch bekannt als Kevlar):
    Der Kern ist aus Kevlar, dadurch besitzt die Schnur eine sehr hohe Schnittfestigkeit (wichtig bei Kanten) und ist zudem recht steif (super beim Fädeln durch Sanduhren, schlechter beim Knoten). Zudem halten die Schlingen länger. Die schlechtere UV-Beständigkeit von Aramid gegenüber Nylon wird dadurch kompensiert, dass der Mantel meist aus Nylon besteht. Nachteil: Solche Reepschnüre sind relativ teuer.

Dick ist besser: Durchmesser von Reepschnüren

Wie so oft im Kletterbereich spielen auch bei Reepschnüren die Haltekräfte, ausgedrückt in kN (Kilonewton), eine entscheidende Rolle. Die allgemeine Formel dafür lautet: Durchmesser in Millimeter zum Quadrat * 0,2. Daraus ergibt sich bei 5 Quadratmillimetern eine Bruchlast von etwa 5 kN.
 

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Setzt du die Reepschnur zum Klettern ein, sind 5 Millimeter auch die Mindestanforderung. Alles, was darunter liegt, sollte nur dem Materialtransport dienen. Allerdings reduzieren Knoten, Alter und Abnutzung die Festigkeit einer Reepschnur, deshalb sind 5 Millimeter nicht immer genug. Hier eine grobe Übersicht nach dem Verwendungszweck:

  • 1-4 Millimeter: Materialtransport, Schnürsenkel oder Zeltleine
     
  • 5-6 Millimeter: Zwischen- oder Zusatzsicherung: Prusikschlinge, Sanduhr, behelfsmäßige Bergrettung (Flaschenzug)
     
  • 8 Millimeter: Standplatz, zum Beispiel Standplatzkrake

Diese Werte gelten für Polyamidschnüre. Material aus Kevlar weist bei geringeren Durchmessern oft eine höhere Bruchlast auf. Darüber gibt der Hersteller Auskunft.

Auf die Länge kommt es (doch) an – Länge und Anzahl der Schnüre nach Verwendung

Auch bei der Länge solltest du variieren: Jeder Kletterer, der draußen unterwegs ist, sollte eine etwa 0,5 Meter lange Prusikschlinge dabei haben, für Gletscher (Spaltenrettung) dürfen es zudem noch 2 etwa vier Meter lange Schnüre sein. In Alpinrouten entscheidet sich die Anzahl und Länge nach der Route. Generell solltest du  aber mehrere 2 Meter lange Reepschnüre dabei haben (zum Beispiel für den ungeplanten Rückzug oder falls man den Standplatz erweitern muss).

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Auch über den Wolken braucht man funktionsfähige Ausrüstung zu der Bandschlingen und Reepschnüre gehören. Foto: CAMP | Cassin

Reepschnüre - zwei Tipps

  1. Blumen und Schnüre selbst schneiden: Zwar gibt es Reepschnüre bereits in vorkonfektionierten Längen, günstiger ist es in der Regel aber, zum Kletterladen zu gehen und sich die Längen individuell abschneiden zu lassen.
     
  2. Knoten: Polyamid-Schnüre dürfen mit einem einfachen Sackstich verknotet werden. Wichtig ist allerdings, noch beide Seilenden etwa 5 Zentimeter überstehen zu lassen. So kann sich der Knoten noch gefahrlos festziehen.

Was sind Bandschlingen?

Bandschlingen sind vernähte (oder rundgenähte) Schlingen aus flachem Bandmaterial. Anders als bei Reepschnüren, kannst du Bandschlingen in der Regel nur fertig vernäht kaufen – Meterware findet sich nur noch selten.

Materialien

Die Vor- und Nachteile von Polyamid und Kevlar wurden bereits genannt. Sie gelten auch für Bandschlingen – wobei Kevlarschlingen eher rund als flach sind. Reine Polyamidschlingen gibt es heute nur mehr selten, der Standard sind im Moment Bandschlingen aus Dyneema:

Das Material wird aus Polyethylen (Dyneema ist ein Handelsname) gefertigt und weißt bei gleicher Bruchlast ein niedrigeres Gewicht und eine geringere Dicke auf.

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In Zahlen: Sie sind etwa 15 Prozent leichter und weisen dafür eine vier Mal höhere Bruchlast auf (vgl. bergundsteigen 02/2008). Dafür sind sie etwas teurer als Modelle aus Polyamid. Einer der größten Nachteile von Dyneema-Schlingen: Sie sind so glatt, dass Knoten ab einer gewissen Belastung beginnen zu rutschen. Deshalb werden sie nur selten geknotet: Zum Beispiel mit einem weichen Bulin-Auge als Standplatzschlinge.

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Im Einsatz muss man auf sein Material vertrauen können. Foto: Daniel Stauner.

Länge mal Breite:

Bei Dyneema-Schnüren werden Breiten von etwa 10 Millimetern am häufigsten eingesetzt: Sie bieten die beste Mischung aus Bruchlast und Gewicht/Größe.
 

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Bandschlingen gibt es in der Regel in den Längen: 30, 60, 120 und 240 Zentimeter, sowie etwas seltener auch darüber. Je nach Länge eignen sie sich für verschiedene Einsätze:

  1. 30 (und dünner als 10 mm): Totmannsicherung, Kreuzklemmknoten
  2. 60 ( und dünner als 10 mm): Alpinexpress-Set, Selbstsicherungsschlinge, Sanduhr
  3. 120: Standplatzschlinge, Sanduhr; universellste Länge
  4. 240 und 360: Spaltenbergung Gletscher, Standplatzkrake

Sonderformen:

Sowohl bei Bandschlingen als auch bei Reepschnüren gibt es sehr viele verschiedene Sonderformen:

  • Hyperstatische Reepschnüre für die Spaltenbergung und zum Abseilen,
  • Schlingen mit diversen Materialmischungen, besondere Standplatz- und Selbstsicherungsschlingen, usw.
  • Für normale Anwender ist vielleicht die sogenannte Daisy-Chain noch am wichtigsten: Sie kann – je nach Ausführung – zum Beispiel als Selbstsicherungs-, Trittschlinge oder Materialdepot benutzt werden und ist damit sehr variabel.

Wie viele Schlingen braucht der Mensch mindestens?

  1. Hallenkletterer: keine
  2. Sportkletterer: 60 cm Selbstsicherungsschlinge
  3. Alpinkletterer in Plaisir-Routen: 2x 120 cm Standplatzschlinge, 60 cm Aramidschlinge für Sanduhren

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Was kosten Bandschlingen und Reepschnüre?

Der Preis von Bandschlingen und Reepschnüren hängt ganz von der Marke und des jeweiligen Modells ab. Achte hierbei jedoch nicht nur auf den Preis, sondern auf die Technologien und für welchen Zweck du die Bandschlingen und Reepschnüren benötigst, denn es geht um deine Sicherheit.

Je nachdem für welche Bandschlinge oder Reepschnur du dich entscheidest, reicht die Preisspanne von 2 bis 350 Euro. Nutze auch den tagesaktuellen Preisvergleich von OUTSIDEstories. 

Wo kannst du Bandschlingen und Reepschnüre kaufen?

Einige Online-Fachhändler führen eine große Auswahl an Bandschlingen und Reepschnüren. Wir empfehlen dir, darauf zu achten für welchen Zweck du die Bandschlingen und Reepschnüre benötigst und dich dementsprechend darüber zu informieren.

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